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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0317
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Ehegerichtsordnung 1563

2. Von dem eherichter, beysitzern
und anderen personen,
zum ehegericht gehorendt.g
Was aber die bothen antrifft, die citationes und
andere proceß damit zu ubersenden und andere ge-
scheft uber feldt zu vorrichten, sollen der judex und
assessores den secretarium jederzeit erinnern und
anhalten, das er solche proceß unserm bothenmei-
ster uberantworte, die dann auch der bothenmeister
furderlich an ihre ort abfertigen und ubersenden,
auch verfuegen soll, das ihme von den bothen glaub-
wirdige relationes bescheenh, die er dann aufzaich-
nen und dem secretario zustellen solle ioder aber
die bothen anweysen zum secretario, das es von
ihme beschehei.
3. Ambt der eherichter.
Und unser verordenterk eherichter solle das gantze
wergkh des ehegerichts mit zuthun der zugeorden-
ten assessorn dirigirn, richten und furen, ldie umb-
frage in den ratschlegen haltenl und aufsehens ha-
ben, damit alle und jede beysitzere und andere
perßonen ihrem befhelich treulichen vleiß ab- und
außwarten, in und ausserhalb guetlicher oderm
rechtlicher handlunge von denselben, auch den
partheyen und andern, so am consistorio zu thun
haben, gute zucht, erbarkheit und bescheidenheit
gehalten und man sich mit worten oder in andere
wege keiner uppigkait5 oder leichtfertigkhait ge-
brauchen, sondern do es ihmands dieser unßer ord-
nung zuwider thete, derselbig wer von den gerichts-
perßonen oder den partheyen und andem, das die-
selben zu geburlicher straf angehalten werden.
So sollen sich auch die zugeordenten assessores nit
weniger befleissigen aller erbargkhait und beschei-
denheit, auch der eherichter und sie in ihren hand-
8 Hier scheint im Text eine Lücke vorzuliegen, da
über Eherichter, Beisitzer und Sekretär nichts
ausgesagt wird. Dazu stimmt, daß an dieser
Stelle Cgm 2553, fol. 2 verso und 3 recto und Cgm
2555, fol. 5 recto leere Seiten haben.
h Cgm 2553: geschehen. i-i Fehlt Cgm 2553.
k Cgm 2553: verordnete.
l-l Fehlt Cgm 2555.
m Cgm 2553: und.
n Cgm 2555: etliche.
o Cgm 2553: + lieb oder auch feindschaft, abgunst
[Mißgunst, Neid, vgl. DW I, S. 52].

lungen und urteilen einichen freundtschaft, gunsto,
haß und neidt, geschenckh oder gabe noch ichtzit6
anders nicht ansehen, nehmen oder nehmen lassen,
sondern sich alß erbare, aufrechte biderleuth und
ihres besten verstands mit allen treuen ertzaigen,
alß das sich ihnen wohl geburet und ansteht und wir
ihnen dessen zu vertrauen.
Und letzlich sollen sie ob dieser unßer ordnung
mit allem ernst, die vor sich selber zu volnzihen und
von andern volntzogen zu werden, halten und handt-
haben, bevorab auch in den sachen schleunig voln-
fahrenp, dieselben durch die partheyen mutwilliger,
gefährlicher weiß nichtq aufzihen lassen, dardurch,
sovil immer muglich, der partheyen schwer un-
costen und andere nachtail zu vormeyden.
4. Des secretary ambt.
Einr secretarius des ehegerichts soll nit allein in
den gerichtlichen hendeln, sondern auch ausserhalb
dest gerichts in guetlichen underhandlungen bey
den obvermelten ehegerichten und beysitzern er-
scheinen, beschlusse der rathschlege in sein protho-
coll aufzeichnen und prothocolliren oder, so es
wichtigkhaitu des handels erfordert, auch alle vota
summarie vortzaichnen und demselben gemeß be-
velch, auch die citationes und andere proceß ver-
fassen und begreifen, die concepta den eherichtern
und beysitzern abzuhören furtragen und, waß in die
amptw gehöret, in unserm nahmen außgehen lassen.
Gleichergestalt soll er in schwebenden rechtferti-
gungen die mundliche furträge prothocolliren, fur-
ter, waß von schriften einkompt, mit ufzaichnus tag
und jhars, dax es ingebracht, signirn, es weren dann
heupt- und originalbrief, davon soll er die copias
derselben zeichnen, auch alle und jede acta ordent-
lich zusammenbinden und verwahrlichen behalten,
p Cgm 2553: fortfahren.
i Fehlt Cgm 2555.
r Cgm 2553: Der.
t Fehlt Cgm 2553.
u Cgm 2553: richtigkeit.
w Cgm 2555: ämpter.
x Cgm 2555: daß.
5 Überflüssigkeit oder Eitelkeit, Nichtigkeit, vgl.
DW XI, 3, 2348-2349.
6 Etwas, vgl. DW IV, 2, 2033-2034.

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