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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0326
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

dem fall sollx, gefehrlickheit, falsch und betrug zu
vorhueten, fur die ehe gesprochen und die ehe-
gelubdnuß kreftig erkhandt.
Wo aber die heimliche ehegelubdnuß nit gestan-
den oder bewiesen, aber doch der beyschlaf fur-
gangen, soll es, wie hieunden im titel von den be-
schlafenen megden56, gehalten, aber gleichwohl
beide perßonen von wegen mutwilliger ubertretung
unßerer ordnung und heimlichen beyschlafens nach
gestalt und gelegenheit der sachen gestraft werden57.
15. Von zwifachen ehegelübdnussen,
die haimblich und offentlich, mit und ohne
beyschlafeny, sich begeben und zutragen.
Wann sich zutruege und begebe, das ein offentlich
verlöbdtnus durch ein heimlich, welches gleich vor
oder nach dem offentlichen beschehen, angefochten
wurde, beide mit lugen undz warheit, soll das heim-
liche verlöbdtnus, wo es schon vor partheyen ge-
standen, als an ihme selbst verboten und nichtig,
dem offentlichen weichen und demselbigen kein
hinderunga thuen ungeacht, ob schon treuschetz58,
ring oder etwas anders darauf gegeben und emp-
fangen worden.
Wo aber zu dem heymblichen verlobdnuß, wel-
lichs bekant oder bewiesen, auch das heymbliche
beyschlafen gevolget were, solle die offentliche ver-
löbdtnuß dem heimlichen weichen und fur die ehe
gesprochen werden.
[Deut. cap. 22 [13-29]]b Dann der beschlafnen
dirne und ihren eltern geschehe große unrecht und
unehre, so sie alßo in der schandt bleiben muste.
Dann jhene, die allein mit offentlicher verlübdtnus
betrogen, dennoch denc krantz und dden schatz
ihrer ehrend noch gantz hat und dann wohl einen
ehrlichen heurath bekommen khann. Zudem der be-
schlefer sich nicht hat mögen oder khönnen offent-
x Fehlt Cgm 2553.
y Cgm 2553: beischlaf.
z Cgm 2553: + mit.
a Cgm 2553: hindernuß.
b Marginal fehlt Cgm 2555.
c Cgm 2555: mit dem.
d-d Cgm 2553: ihrer eltern.
e Fehlt Cgm 2553.
f Cgm 2553: vorhin.
g-g Cgm 2553: hernach solches heimlich.
h Fehlt Cgm 2553.

lichen mit einer andern verloben, weil er noch in un-
vertragner sachen verhaftet, nicht allein mit schlech-
ten, heimlichen verlubdnuß, sondern auch mit dem
beyschlafen.
Ferner, da sich zutruege und begebe, das einer
sich heimlich verlobte und beyschlif und darnach
widerumb offentlich mit einer andern siche verlobte
und beyschlif oder herwiderumb vorf offentlich und
hhernacher heimlich sollichesg thete, in dem soll
alleweg fur die offentliche gelubdtnus ungeacht, ob
schon die heimliche verlobte ihr ehe mit dem eyde
bestetigen wolte, gesprochen werden.
Denn weil die ehe ein offentlicher standt, von
Gott geordnet, und nicht ein winckhelgescheft noch
finster werckh ist und, werh sie im winckhel und
finsternus suchet oder heimlich nimpt, der ist ein
ehediep und hat sie gestolen unredlich undi nit mit
Gott und seinem wort bekohmmen, wie es doch
solchen ehrlichen standt eygent, darumb soll die
menschliche gestolene, heimliche und unerbarliche
bekommene ehe weichen der offenbarlichen, die mit
Gott und ehren redlich bekhommen ist und soll diß
die generalregel sein: das allewegen hierin privata
publicis weichen caeteris paribus, das ist, heimbliche
verlöbdnus soll dem offentlichen weichen, alßo auch
heimlich beyschlafenk dem offentlichen beyschla-
fen.
Dann es fur Gott auch nicht recht wehre, das man
der andern frauen, so mit Gott und seinem gehor-
samb ehlich worden ist, solte solcher ehe berauben
und alßo gleich umb ihre jugendtm strafen und
frembder sunde entgelten lassen, widerumb die
erste frau, so in Gottes ungehorsam und ohne Gott
sich verehlicht hette, furdern und gleich ihre un-
tugendt zu ihrem ungehorsam mißbrauchen heissen.
Im vall aber, da sich einer oder einen mit zweyen
offentlich verlobt und versprochen hette, soll das
i Fehlt Cgm 2553.
k Fehlt Cgm 2553.
m Cgm 2553: tugendt.
n Cgm 2553: ander.
56 Vgl. unten Kap. 22, S. 311-312.
57 Vgl. Christliche Eheordnung von 1562, Nr. 27,
oben S. 282.
58 Trauschatz, Morgengabe, vgl. DW XI, 1, 1543 bis
1544.

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