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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0343
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Ehegerichtsordnung 1563

L.[ex] senatus consu.[lti] c.[odicis] de interdict.[o]
matri.[monio] inter tuto.[rem] et pup.[illam]44]z
Die pfleger oder vormunder werden von khayserli-
chen rechten zu denea khinder ehe, deren sie ver-
waltung gehabt und vormundschaft getragenb, nit
zugelassen, sie haben dann zuvor geburliche rech-
nung gethan und die pflegekhinder ein bestimpt
alter erlangt. Item, es habe dann auch der tochter
vater sollichs in seinem testament und letzten willen
oder in seinem leben erlaubt und verordent und dar-
bey auch das heyrathguth bestimpt oder aber sunst
der landtsfurst solchen heurath zugelassen allein
und furnemblich aus dieser ursachen, damit die
töchteren wider durch list cnoch gewaltc zu hey-
rathen, die ihnen nachteilig sein möchten, gebracht
und von jhenigen, die ihrer verwaltung gepurliche
rechenschaft thun mussen, mit betrug nitd hinder-
gangen und betrogen wurde.
[L.[ex] si quis ff. de rit.[u] nupt.[iarum]45;
c.[odex] si quacunque praeditus potestate46]e
Item, die khayserlichen rechten haben auch weiter
auß diesem grundt verpoten, das khain landtpfleger
oder sonst gewalthaber ein tochter ihme oder den
seinen aus solchem land und orth, da er pflegetf
oder gewalthaber ist, zur ehe nehmen solleg.
[Constit.[utio] 23]h Welchem gesatz khayser
Leo nachvolgenclts auch diß zugethan, das ein
landtpfleger seine töchteren an dem orth, da er die
verwaltung tregt, nit bestatten soll.
[L.[ex] si patris c.[odicis] de interdict.[o] matr.
[imonio] inter tut.[orem] et pup.[illam]47; L.[ex]
super vacaneam c.[odieis] de tempor[ibus] restit.
[utionis] in integ.[rum]48]k
Obangeregts verbot der vormunder ist biß auf das
neunundzwantzigist jhar der pflegkinder erstreckhtl
worden alßo, das kheiner seine pflegtochter ihme
z Marginal fehlt Cgm 2553 und 2555.
a Cgm 2555: dero.
b Cgm 2555: tragen.
Fehlt Cgm 2553.
d Fehlt Cgm 2553.
e Marginal fehlt Cgm 2553.
f Cgm 2553: pfleger.
g Cgm 2555: solt.
h Marginal fehlt Cgm 2553.
k Marginal fehlt Cgm 2553.
l Cgm 2553: gesterckt.
m Cgm 2553: hab.

selbst oder seinem sohne ehlichen dörfen oder sollen,
er hettem dann zuvor seiner pflegverwaltung gebur-
liche rechnung gethan und seinen pflegtochter ihr
funfundzwantzick jhar, auch volgendso annum uti-
lem, das sich biß in das neunundzwantzigist jhar er-
strecken thut, erlangt, uf das die tochter, so ihre funf-
undzwanzick jhar erraicht und vieleicht in der rech-
nung vorfortheylet oder betrogen worden, sich deß be-
neficii restitutionis in integrum gebrauchen möchte.
Wiewohl nhun die kayserlichen rechten hierin
nichts unpillichs verordent, so sein doch diese gesatz,
bevorab der jharen halben, mehr uf gelegenheit und
umbstende derselbigen zeit gerichtet gewesen, und
wha man solcher ordnung durchausp volgen wölte,
wurden viel ehrliche und gute heyrath, auch zwi-
schen besten freunden vorhindert, die etwan zu er-
haltung ihres qstammes und nahmens auch auf-
nehmung ihres geschlechts alßo sich miteinander
verehlichen.
Domit nhun in dem auch die gepuer gehalten,
auch den vormundern kheine ursach zu ainigem be-
trug gegeben, deßgleichen auch die ehe zwischen sol-
chen perßonen nit biß auf das neunundzwanzigist
jhar eingetzogen und alßo nutzliche und ehrliche hey-
rath verhindert werden, haben wir in unßerer ord-
nung49den mittlern wegk an die handt genohmmen
und alßo gesetzt, das hinfhuror keiner seine pfleg-
kinder, -sohne oder -tochter, vor gethaner ufrichti-
gen und redlichen rechenschaft seiner verwaltung,
auch ohne vorgehende erlaubnuß seiner ordentli-
chen obrigkhait, da er gesessen, ihme selbst, seinem
sohn oder tochter, sohns sohn oder tochter tochter
ehelichen vorpflichten soll.
Alßo, whas dem nicht nachkhommen und gelebt,
wir uns gegen solchen, unßere straf vorzunehmen,
hiemit vorbehalten haben wöllen.
n Fehlt Cgm 2553.
o Fehlt Cgm 2553.
p Cgm 2553: darauß.
q-q Cgm 2553: namens und stammes.
r Cgm 2555: hinforth.
s Cgm 2555: wann.
44 C 5, 6, 1 (CJC II, 199). 45 D 23, 2, 38 (CJC I, 332).
46 C 5, 7 (CJC II, 200).
47 C 5, 6, 6 (CJC II, 200).
48 L. supervacuam, C 2, 52, 7 (CJC II, 116).
49 Christliche Eheordnung von 1562, Nr. 27, S. 283-284.

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