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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0345
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Ehegerichtsordnung 1563

28. Von der junckfrauen und wittiben raub.
[L.[ex]unica c.[odicis] de raptu63; Novella 14364]n
Die geschriebne khayserliche rechten haben die-
jhenige, so khinder, wittiben und ander frauen wider
ihren oder ihrer eltern, menner und freundt willen
mit oder ohne gewalt entfuret, nit allein hertigklich
an den thetern, sondern auch andern gestraft, dem
theter dieselbige geraubte zu ehlichen verpoten und
ihne, wha er betreten, mit dem schwerdt richten,
auch alle seine haab und guether der geraubten oder
hinweggefhurten zu thaylen, alle diejhenigen auch,
so ozusollicher thetlichen handlung rath, schubp undq
undterschleif gegeben und die eltern selbß, die solchs
gelitten und nit geklagt, ernstlich strafen lassen.
[Constit.[utio] 35]r Welches gesatz hernachers
gleichwohl khayser Leo etwaß gemiltert und einen
unterscheidt zwischen denen, die mit gewerter
handt, und denen, die allein durch heimliche list
und prackticken eine hinweggefurt, und dero hel-
fern gemacht hat.
[33 q.[uaestio] 265; statutum 27 q.[uaestio] 2 66;
c.[anon] pe.t[nultimum] et fi.[nale] de rapt.[oribus]
36, q.[uaestio] 267]u
Die bäbstliche recht lassen dem rauber nach ge-
thaner buß die ehe mit der hinwegkgefhurten, so-
verr sie darein verwilligt, zu.
Dieweil nhun solliche schwere und wichtige fell
sich selten begeben und zutragen, auch einander der
umbstendt und zufell ungleich und dann mehrer-
thayls peinlich und criminal sein, so wöllen wir, das
solliche fell, wha sie furfielen, von unßern eherich-
tern mit notwendiger relation aller umbstendt an
unß gebracht und darinnen unßer bescheidt und er-
khendtnuß erwartet werde68.

n Marginal fehlt Cgm 2553.
o Cgm 2555: die.
p Cgm 2555: vorschub.
q Fehlt Cgm 2553.
r Marginal fehlt Cgm 2553.
s Fehlt Cgm 2553.
t Cgm 2555: 10.
u Marginal fehlt Cgm 2553.
w Cgm 2553: + und.
x-x Cgm 2553: ein jahr 123.
y Fehlt Cgm 2553.
z-z Fehlt Cgm 2553.
a Cgm 2555: sich.

29. Von der eheschaidung.
Wiewohl von anfang die ehe von Gott alßo ge-
schaffen und geordent, daß sie zwischen man und
weib ein stet, wunauflößlich bandt der liebe und
lebens seye und nit gescheiden noch aufgelöset wer-
den solte.
Derowegen dann die ehescheidung der natur selbs
abscheulich und bey allen völckhern, so lang das
licht der vernunft und achtung der tugenten bey
ihnen noch gestanden, gar nicht oder gar selten fort-
gangen, alßo das auch bey den Römern die erste
ehescheidung, welche xim 123. jharx, nachdem Rom
erbauet, durch Spurium Corbilium Ragam und
gleichwohl darumb, das sein weib ihme aus gebre-
chen ires leibes nicht khundte kinder geberen, fur-
genhommen, heftig getadelt und gescholten worden
isty.
Nachdem aber das menschlich geschlecht durch
die sunde verderbt, auch das naturlich liecht durch
die laster verdunckelt und zerstöret, so hat das gött-
liche recht, auch naturliche und burgerliche pillick-
hait zu vormeydung grosses unraths und unge-
schicklickheit zwischen den menschen die eheschei-
dung zin etlichen fellenz verstattet und zugelassen,
auch die notturft an ihr selbs erfordert.
Und wiewohl auch die bebstliche rechten etliche
ehe zu zeiten gescheiden, so haben siea doch den
andern heyrath bey des andern leben gar nicht oder
allein per viam dispensationis zugeben.
Aber die göttliche und kayserliche rechten haben
hirin anderst geurthayltb und das eine ehescheidung
geheissen, da der ehliche bandt gantz und gar wider
aufgelöset, beide thail frey seindt und der ander
heurath widerumb erlaubt wurdt69.
b Cgm 2555: gerugklicheit.
63 C 9, 13 (CJC II, 378).
64 Vgl. CJC III, 707-708.
65 C. 1-19 C. 33 qu. 2 (CJCan I, 1150-1159).
66 C. 34 C. 27 qu. 2 (CJCan I, 1073).
67 C. 10 et 11 C. 36 qu. 2 (CJCan I, 1291-1292).
68 Vgl. zum Vorstehenden Christliche Eheordnung
von 1562, Nr. 27, oben S. 284, spätere Verordnung
unten Nr. 56, S. 484-488.
69 Zu diesem Kap. vgl. Von den Ehesachen von 1556,
Nr. 8, oben S. 224-225.

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