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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0354
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

besserung zu gewarten, wie dann mancherley art
und genera impotentiae erfunden werden, schleust
man gemeiniglich und rechtr dahin, das man den
eheleuthen nach besag und ordnung der rechten
zwey oder drey jhar die beywohnung uferleges und,
wo besserung gespuret, die ehe gehalten, wa nit, die
personen ledig gesprochen werden sollen.
[c.[anon] 2, 39, q.[uaestio] 7 pronunciamus in26;
c.[anon] ex literis, de frigid.[is] et malef.ficiatis]27]t
Im fall aber, das die untuglickhaitu sich zufelliger-
weiß in stehender ehe zugetragen und kheine vor-
besserung, wie wobgesetzt, zu verhoffenw were, ha-
ben die bäpst die ehescheidung wohl zu tisch und
bett zugeben, aber nit gestattet, das man sich ander-
wertsx vorheyrathen sollte, es geschehe dann per
viam dispensationis.
[L.[ex] consensu, auth.[entica] sed ean.[dem]
c.[odicis] de repud.[iis]28; novella 22 29 et 11730 et
13431; l.[ex] Juliam de divort.[iis]32; Leonisy con-
stit.[utiones] 111 et 112]z
Die kayserliche rechten lassen in diesem fall, wie
auch in geringeren, die eheschiedung und andere ehe
zu.
Weil aber solche casus sich gar selten begeben und
zutragen, auch einander der umbstendt halben sehr
ungleich sein und die gelerten nit miteinander durch-
aus stimmen, so wöllen wir, das solche fell unß von
unsern eherichtern angebrachta werden und, wo sie
furfielen, alsdann alle notwendige circumstantias
der untuchtickeit der perßonen, ob sie jung oder alt,
mit khinder behaft oder nit, eines leichtfertigen und
liederlichen wesens oder ehrlichen wandels, ob die

r Cgm 2553: räthet.
s Cgm 2553: pfleget.
t Marginal fehlt Cgm 2553.
u Cgm 2553: untüchtigkeit.
w-w Cgm 2553: oben gemelt, zu hoffen.
x Cgm 2553: wider.
y Cgm 2555 L. eas.
z Marginal fehlt Cgm 2553.
a Cgm 2553: außgebracht.
b Cgm 2555 Marginal: + Lepra non dirimit ma-
trimonium.
c Cgm 2553: der unsinnigkeit.
d Cgm 2555: + 4.
e Marginal fehlt Cgm 2553.
f Cgm 2553: und.
g Fehlt Cgm 2553.
h Marginal fehlt Cgm 2553.

untuchtige perßon selbs ursach zur untuchtickeit
geben, seines gemahls wartung, diensten und bey-
wohnung nit nötig oder wurdig, item, ob auch das
gesunde alters und anderer ursach halben alßo ge-
schaffen, das es einer andern ehe notturftig und sich
nit enthalten khundte, auch alle andere erhebliche
umbstendt erwegen und hierin, domit niemandt an
seinen rechten verkurtzt oder gewissen verstrickt
werde, geburenden bescheidt volgen lassen33.
bAber von wegen des aussatz und andern zufelli-
gen und langwirigen kranckheiten des leibs, wie sie
nahmen mögen haben, soll kheine ehescheidung zu-
gelassen werden, denn da alle zeit gute besserung
zu hoffen und ein ehegemahl des andern creutz zu
tragen, auch alle lieb, treu und hulf zu beweisen
schuldig ist34.
41. Von unsinnickhaitenc.
[L.[ex] Julianusd de divort.[iis]35]e
Dieweil die eltern khayserlichen rechten geordent,
das die unsinnickhayt eheliche pflicht wohl hindern,
aber fur sich selbs nit auflöse oderf scheide, auch das
dasg unsinnig weib weder durch sich selbs noch ih-
ren vogt die ehe dem man aufsagen möge, sonder
allein ihr vater, hergegen der man ungescheucht
seiner unsinnigen frauen.
[Constit.[utiones] 111 et 112]h
Und hernacher keyser Leo gesetzt: Da ein weib
drey und der man funf jhar in unsinnickhayt ver-
harret, die ehe gescheiden werden möchten.
Aber zu unsern zeiten die gelerten deßwegen sich
nicht vergleichen und die fell unterschieden, so
26 Nicht nachweisbar.
27 C. 3 X de frigidis et maleficiatis IV, 15 (CJCan II,
705).
28 C 5, 17, 8 (CJC II, 212).
29 Nov. 22, 1-48 (CJC III, 146-186).
30 Nov. 117, 1-15 (CJC III, 551-566).
31 Nov. 134, 1-13 (CJC III, 676-689).
32 D 24, 2, 11 (CJC I, 356).
33 Von den Ehesachen von 1556, Nr. 8, oben S. 225,
bestimmt nur, daß niemand zur Ehe mit einem
Eheuntüchtigen gezwungen werden dürfe.
34 Von den Ehesachen von 1556, Nr. 8, oben S. 225,
bestimmt bei Aussätzigen, daß ihre Ehepartner
sich nicht wiederverheiraten dürfen.
38 D 24, 2, 4 (CJC I, 355).

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