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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0407
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Kirchenordnung 1563

umb wir Gott sollen bitten,58 in dem gebet begriffen,
daß uns Christus selbst gelehret hat58, welches also
lautet:
59Unser vater, der du bist in himmeln. Geheiliget
werde dein name. Dein reich komme. Dein will ge-
schehe auf erden wie im himmel. Unser teglich brod
gib uns heut. Und vergib uns unser schuld, als wir
vergeben unsern schuldigern. Und füre uns nicht in
versuchung, sonder erlöse uns vom bösen. Denn
dein ist das reich und die kraft und die herrligkeyt
in ewigkeyt, Amen59.
gVon der vorbereitung zum heiligen abendmal.
Das abendmal des herrn soll in stätten zum wenig-
sten alleh monat60, in dörfern alle zweyi monat ein-
mal und kin beidenk auf Ostern, Pfingsten und
Weinachten gehalten werden, jedoch, da es die erbau-
ung oder brauch und not der kirchen erfordern würde,
ist es christlich und recht, daß es ofter geschehe.
Und soll, wann man das nachtmal halten wil, all-
wegen acht tag zuvor durch den kirchendiener der
gemein Gottes verkündiget werden61 mit erma-
nung, daß sich die gantze gemein darzu schicke.
62Darzu auch soll er die eltern und haußväter ver-
manen, daß sie ire kinder und ander junges volck,
welche sie das erste mal zum tisch des herrn wollen

g Beginn des Separatdrucks der Abendmahlslitur-
gie von 1564, mit folgender Vorrede:
Dem christlichen leser.
Es hat der vater aller lügen von den kirchen
der churfürstlichen Pfaltz bey Rhein außgegos-
sen, ist auch von vielen mit begierigen ohren auf-
genommen worden, daß das hochwürdige nacht-
mal unsers herrn Jesu Christi schentlich sol ge-
halten werden, alß das einer dem anderen sol zu-
trincken und andere dergleichen leichtfertigkeit
mehr uben. Dieweil dann der sathan so kreftig
ist, das er nicht wenige leuth verzauberet, daß sie
solchen auflagen glauben geben, und aber wenig
seind, die die arbeit dran wenden, daß sie die
gantze kirchenordnung, so im jar 1563 außgan-
gen, die warheit zu erforschen, durchlesen, hab
ich die vorbereitung sampt der administration
des h.[eiligen] abendmals, wie die von wort zu
wort in der kirchenordnung verfasset und in die-
sen kirchen gebraucht wirdt, besonders wollen
trucken, darauß du leichtlich verstehn wirst, das
solche wüste, unfletige reden nur ein gespenst des
leidigen sathans sein, damit er gedencket, die
helle, lautere warheit zu besudlen und zu be-

führen, mittlerweil underweisen und auf künftigen
Sambstag oder andern vorgehenden, gelegnen tag1
nach der kirchen notturft nach geschehener predigt
dem kirchendiener anzeigen, auf daß sie fernern be-
richt empfangen62.
Den Sambstag für dem abendmal soll die fürberei-
tung gehalten werden, das ist, eine predig von rech-
tem verstand und brauch des heiligen abendmals63,
wie denn die kirchendiener im catechismo und in
der ordnung des nachtmals darzu ein anleitung fin-
den.
Zum end der predig soll der diener das volck ver-
manen, das es bleibe, weitern bericht zu hören und
bekandtnuß ihres glaubens zu thun. Darauf soll der
diener für den tisch treten und erstlich vermanen,
was für junges volck fürhanden, die zuvor nicht
zum tisch des herrn gangen sein, daß sich dieselben
erzeigen und bekandtnuß ihres glaubens thun. Alß-
dann soll der kirchendiener diejenige, so sich also
anzeigen, erstlich die artickel des christlichen glau-
bens, die zehen gebot und das vaterunser lassen auf-
sagen, darnach auß dem catechismo vom nachtmal
fragen. Doch da etliche auß blödigkeyt solche stück
nicht so ordenlich von wort zu wort aufsagen und
erzehlen köndten und sonst aber nicht sträflich
weren, sollen sie der fürnembsten artickel christ-
schmeissen. Hiemit Gott befohlen und gedenck
an das wort Christi Matth.. 12. [36]: Ich sag euch,
das die menschen müssen rechenschaft geben am
jüngsten gericht von einem jeglichen unnützen
wort, das sie geredt haben. [Zierleiste.]
h 1585: + zwey.
i 1585: drey.
k-k 1585: insonderheit.
1 1564:tagen.
59-59 Aus I, III, III.
60 Monatliche Abendmahlsfeier in den Städten auch
schon in Kurpfalz 1556, oben S. 147.
61 Ankündigung der Abendmahlsfeier acht Tage zu-
vor auch in Genf 1563, S. 43; vierzehn Tage zu-
vor in London 1565, 53 recto (Sehling VII, II, 1,
615).
62-62 Ähnlich Genf 1563, 43; Vorstellung der Erstkom-
munikanten auch in Kurpfalz 1556, oben S. 146.
63 Ersatz für Von der Buße und Absolution in Kur-
pfalz 1556, oben S.142-146. Eine Vorbereitungspre-
digt auch bei Lavater, fol. 11 recto, und in Lon-
don 1565, fol. 66 verso - 67 recto (Sehling VII,
II, 1, 628), dort mit einer Abmahnung der Un-
würdigen.

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