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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0408
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

lichen glaubens vom kirchendiener erinnert werden
und nach beschehner bekandtnuß mit der gemein
zum abendmal des herrn zugelassen werden64.
Nach m vollendetem examinierenmsollder kirchen-
diener folgende prüfung und bekandtnuß fragweiß
dem volck fürhalten.
Dieweil uns das wort Gottes dise drey stück für-
helt, erstlich unsere sünden, zum andern unsere er-
lösung, zum dritten die danckbarkeyt, so wir Gott
dargegen schuldig seind65, so stelle im ein jeder für
die augen die sumrna der gebot Gottes, nemlich: Du
solt Gott lieben von gantzer seelen, von gantzem
gemüt und allen kreften und deinen nechsten als
dich selbst [Luk. 10, 27], in welcher uns der will
Gottes fürgehalten wird, dargegen auch, nachdem
wir deren stück nie keins gehalten, wirdt uns unsere
sünden und elend, endlich auch die ewige verdam-
nuß als in einem spiegel fürgestellt. Derhalben frag
ich euch fürs erst, ob ir mit mir solches für dem an-
gesicht Gottes bekennet und derwegen euch selbst
mißfallet und dürstet euch nach der gerechtigkeyt
und gnaden Jesu Christi?
Antwort.
J a.
Zum andern, glaubt ir auch, daß Gott nit allein
barmhertzig, sonder auch gerecht sey, der die sünde
nicht wil ungestraft lassen hingehn, und (weil alle
creaturn solche straf für uns nicht hetten mögen er-
tragen), daß der einige son Gottes auß barmhertzig-
keyt des vaters in diese welt gesandt sey, waren
menschlichen leib und seel an sich genommen, auf
daß er an demselben unserm fleisch und blut die
straf und zorn Gottes, so wir verdienet hetten, für
uns trüge, und, das laut der gewissen verheissung
des evangeliums dise volkommene bezalung deß
sons Gottes für unsere sünd einem jeden insonder-
heyt, der sie mit hertzlichem vertrauen annimpt, zu
eigen geschencket sey, und daß ein jeder für sich
selbst vergebung seiner sünden habe so gewiß, als
wann er nie keine sünd begangen noch gehabt hette,
m-m 1585: vollendter predigt und verrichtem examine,
wo es also zu halten notwendig.
64 Vermahnung und Examen der Erstkommunikan-
ten schon in Kurpfalz 1556, oben S. 146, am
Schluß der Buße; ähnlich in London 1565, fol.

wirdt auch forthin für Gott so gerecht und heilig ge-
halten, als hette er selbst alle gerechtigkeyt voll-
bracht, die Jesus Christus, sein heyland, für ihn ge-
leistet und ihme on allen seinen verdienst auß gna-
den geschencket hat unangesehen, daß er dessen
alles unwirdig ist und daß noch viel schwachheyten
in ime seyen, dann auch dieselbige alle mit dem lei-
den und gehorsam Jesu Christi bedeckt sein, biß sie
endlich gar hinweggenommen werden.
Ferners, daß auch Christus einem jeden under
euch insonderheyt diese erlösung, so er ihme einmal
im heiligen tauf versprochen und geschenckt hat,
jetzund widerumb mit seinem heiligen abendmal als
mit gewissen briefen und sieglen durch die würckung
des heiligen geists in seinem hertzen also bestetiget,
erstlich, daß sein leib so gewiß für in am creutz ge-
opfert und sein blut für in vergossen sey, als er mit
seinen augen siehet, daß das brot, welches der herr
seinen leib nennet, im gebrochen und der kelch der
dancksagung im mitgetheilt wirdt. Und zum andern,
daß der herr Christus selbst sein hungerigs und zer-
schlagens hertz und matte seele durch würckung des
heiligen geists mit seinem gecreutzigten leib und
vergossnen blut so gewiß zum ewigen leben speise
und trencke, als er aus der hand des dieners empfa-
het und mündlich isset und trincket vom heiligen
brod und kelch des herrn zu seiner gedechtnuß und
daß derhalben das leiden und sterben Christi so ge-
wiß sein eygen sey, als wann er selbst an seinem eig-
nen leib alles gelitten hette, daß der herr an seinem
gebenedeiten leib hat für ihn gelitten, wie dann umb
dieses trosts willen der herr Jesus sein heilig nacht-
mal hat zu seiner gedechtnus eingesetzt, auf daß wir
es mit hertzlicher dancksagung und freuden halten,
biß das er in den wolcken kommen wirdt und uns
von dem creutz, daß wir in diesem jammerthal im
gedultig sollen nachtragen, volkommenlich errette
und in das ewig reich seines vaters mit leib und seel
zu ime neme, ist diß euer glaube?
Antwort.
J a.
54 verso-66 recto (Sehling VII, II, 1, 617-627,
mit einem ausführlichen Examen.
65 Vgl. die Dreiteilung des Katechismus. Auch Lon-
don 1565, fol. 53 verso - 54 recto (Sehling VII,
II, 1, 616) hat eine ähnliche Trias bei der Prüfung.

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