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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0411
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Kirchenordnung 1563

brechen uns von hertzen leyd sind und wir q unserm
unglauben widerstand zu thun und nach allen ge-
boten Gottes zu leben rhertzlich begerenr, sollen
wir gewiß und sicher sein, daß keine sünd noch
schwacheyt, so noch wider unsern willen in uns
uberig ist, hindern kan, daß uns Gott nit zu gnaden
anneme und also dieser himmlischen speiß und
tranck würdig und theilhaftig mache75 76.
Zum andern laßt uns nun auch betrachten, warzu
uns der herr sein abendmal hab eingesetzt, nemlich
daß wir solches thun zu seiner gedechtnuß.
Also sollen wir aber seins darbey gedencken, erst-
lich, daß wir gentzlich in unserm hertzen vertrauen,
das unser herr Jesus Christus laut der verheissungen,
welche den ertzvätern von anbegin geschehen, vom
vater in dise welt gesandt sey, unser fleisch und
blut an sich genommen, den zorn Gottes, under dem
wir ewiglich hetten müssen versincken, von anfang
seiner menschwerdung biß zum end seines lebens
auf erden für uns getragen und allen gehorsam des
göttlichen gesetz und gerechtigkeyt für uns er-
füllet, fürnemlich da im der last unserer sünden und
des zorns Gottes den blutigen schweiß im garten
außgetrucket hat, da er ist gebunden worden, auf
daß er uns entbünde, darnach unzälige schmach
erlitten, auf daß wir nimmer zu schanden würden,
unschuldig zum todt verurtheilt, auf daß wir für
dem gericht Gottes freygesprochen würden, je sei-
nen gebenedeiten leib ans creutz lassen neglen, auf
daß er die handtschrift unser sünden daran neglete
und hat also die vermaledeyung von uns auf sich ge-
laden, auf daß er uns mit seiner benedeiung erfüllet,
und hat sich genidriget biß in die allertiefeste
schmach und hellische angst leibs und der seelen am
stammen des creutzes, da er schrey mit lauter stimme:
Mein Gott, mein Gott, warumb hastu mich verlassen
[Mt. 27, 46], auf daß wir zu Gott genommen und
nimmermehr von im verlassen würden, endlich mit
seinen todt und blutvergiessen das neue und ewige
testament, den bund der gnaden und versönung be-

q 1565 und 1567: + hertzlich begeren.
r-r Fehlt hier 1565 und 1567.
s 1565 und 1567: seiner.
t Hier endet der Abschnitt, der in 1585 bei Win-
25 Sehling, Bd. XIV, Kurpfalz

schlossen, wie er gesagt hat: Es ist vollbracht [Joh.
19, 30].t
Damit wir aber festiglich glaubten, daß wir in die-
sen gnadenbund gehören, nam der herr Jesus in sei-
nem letzten abendmal das brodt, dancket, brachs,
gabs seinen jüngern und sprach: Nemet hin und
esset, das ist mein leib, der für euch gegeben wirdt,
das thut zu meiner gedechtnuß. Desselbengleichen
nach dem abendmal nam er den kelch, saget danck
und sprach: Nemet hin und trincket alle darauß,
dieser kelch ist das neu testament in meinem blut,
daß für euch und für viel vergossen wirdt zu ver-
gebung der sünden. Solchs thut, so oft irs trincket,
zu meiner gedechtnuß. Das ist, so oft ir von diesem
brodt esset und von diesem kelch trincket, solt ir
dardurch als durch ein gwisses gedechtnuß und
pfand erinnert und versichert werden, diser meiner
hertzlichen lieb und treu gegen euch, daß ich für
euch, die ir sonst des ewigen todts hettet müssen
sterben, meinen leib am stamm des creutzes in den
todt gebe und mein blut vergiesse und euer hunge-
rige und dürstige seelen mit demselben meinem ge-
creutzigten leib und vergossenem blut zum ewigen
leben speise und trencke, so gwiß als einem jeden
dises brodt für seinen augen gebrochen und dieser
kelch im gegeben wirdt und ihr dieselben zu meiner
gedechtnuß mit euerm mund esset und trincket.
Auß dieser einsatzung des heiligen abendmals un-
sers herrn Jesu Christi sehen wir, daß er unsern
glauben und vertrauen auf sein volkommen opfer,
einmal am creutz geschehen, als auf den einigen
grund und fundament unser seligkeyt weiset, da er
unsern hungerigen und durstigen seelen zur waren
speiß und tranck des ewigen lebens worden ist.
Denn durch seinen todt hat er die ursach unsers
ewigen hungers und kommers, nemlich die sünd,
hinweggenommen und uns den lebendigmachenden
geist erworben, auf daß wir durch denselben geist,
der in Christo als dem haupt und in uns als seinen
gliedern wohnet, ware gemeinschaft mit ihm hetten

terskälte oder sonstigen Notfällen fortgelassen
werden kann.
76-76 Ahnlich Genf 1563, 48—49.
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