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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0418
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

eingedenck deiner grossen barmhertzigkeyt und er-
barm dich unser, gib uns erkandtnuß und reuen un-
serer sünden und besserung unsers lebens. Sterck
deinem volck seine diener und oberkeyten, daß sie
mit treuen und standthaftigkeyt dein wort predigen
und das weltlich schwert mit gerechtigkeyt und
billigkeyt führen. Behüt uns für allem falsch und un-
treu, zerstöre alle falsche und böse rathschläge,
wider dein wort und kirchen erdacht. O herr, ent-
zeuch uns nicht deinen geist und wort, sonder gieb
uns waren glauben, gedult und bestendigkeyt. Kom
deiner kirchen zu hülf und entlad sie alles uber-
drangs, spots und tyranney. Sterck auch alle
schwache und betrübte gemüth und sende uns dei-
nen frieden, durch Jesum Christum, unsern herrn2,
welcher uns diese gewisse verheissung gethan hat:
Fürwar, fürwar, sage ich euch, was ir den vater bitten
werdet in meinem namen, das wirdt er euch geben
[Joh. 16, 23], und uns darauf also hat heissen beten:
Unser vater etc. [Mt. 6, 9-13].
Wöllest uns auch geben standhaftigkeyt und täg-
lichs zunemen in dem alten waren und ungezweifel-
ten christlichen glauben, auf daß wir durch densel-
ben je lenger je mehr Christi und aller seiner güter
teilhaftig werden. Von welchem glauben wir be-
kandtnuß thun mit mund und hertzen, sprechende:
Ich glaub an Gott etc.3
Oder also:
4Ir geliebten in Christo, dieweil wir alle glieder
eines leibs sind, welches haupt Christus ist, so soll
sich je ein glied des andern annemen und füreinan-
der bitten, das sollen wir auß bevelch unsers herrn
Christi und seines heiligen apostels von hertzen gern
thun.
Bittet also:
Almechtiger, barmhertziger, ewiger Gott und
vater, ein herr himmels und der erden. Wir bitten
dich hertziglich, du wöllest dein heilige kirche mit
iren dienern durch den heiligen geist regieren, auf

n-n 1585: fürsten und herrn, herrn Johann Casimim,
pfaltzgraven, der churfürstlichen Pfaltz admini-
stratorn.
o 1585: fürstlichen.
p 1585: ehegemahl.

daß sie bey der rechtgschaffnen wayd deines all-
mechtigen und ewigen worts erhalten werden, dar-
durch der glaub gegen dir gesterckt und die lieb
gegen allen menschen in uns erwachse und zuneme.
Wöllest auch der weltlichen oberkeyt, dem römi-
schen keiser, allen königen, fürsten und herrn, in-
sonderheyt aber unserrn gnedigsten nchur- und
landsfürsten, hertzog Friderichen, pfaltzgravenn
etc. sampt irer churfürstlichen0 gnaden gemahelp,
junger herrschaftq, rähten und amptleuten, auch
einem erbarn, weisen rath dieser statt, [einer er-
baren gemein dieses orts.] gnad und einigkeyt ver-
leihen, die underthonen nach deinem göttlichen
willen und wolgefallen zu regieren, auf daß die ge-
rechtigkeyt gefürdert, die boßheyt verhindert und
gestraft werde, damit wir in stiller ru und gutem
frieden, als christen gebürt, unser leben volstrecken
mögen.
Daß auch unsere feind und widersächer ablassen
und sich mit uns fridlich und sänftiglich zu leben
begeben wöllen.
Alle die, so in trübsal, armut, kranckheyt, kinds-
banden und anderer anfechtung seind, auch die, so
umb deines heiligen namens und der warheyt willen
angefochten, gefangen sein oder sonst verfolgung
leiden, tröst sie, o Gott, mit deinem heiligen geist,
daß sie solches alles für deinen väterlichen willen
aufnemen und erkennen.
Wöllest uns auch alle frücht der erden, zur leib-
lichen notturft gehörig, mit fruchtbarer wachsung
geraten und gedeien lassen.
Auch bitten wir für alles, darfür du, o ewiger
Gott, gebeten sein wilt, daß du uns sollichs gnedig-
lich verleihest durch das bitter leiden und sterben
Christi Jesu, deines einigen sons, unsers geliebten
herrn und heilands, welcher mit dir und dem heiligen
geist lebt und regiert, warer und gleicher Gott,
hochgelobt in ewigkeyt, Amen4.
In den stetten und dörfern auf alle Son- und
feyertage soll nach mittag zu gelegner stundt der
catechismus gehalten werden, wie oben vermeldet.
q 1585: + beiden fräulin, dem gantzen fürstlichen
hauß der pfaltzgraven bey Rhein, dero.
4-4 Wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 158-159.

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