Kirchenordnung 1563
Und damit das volck sich von jugendt auf gewehne
zur betrachtung, wen sie ansprechen, und zu be-
trachtung der personen, mag man inen nach der
catechismuspredig nachvolgende form fürsagen.
Gebet nach der predig des catechismi.
50 almechtiger, warhaftiger Gott, ewiger und
einiger vater unsers heilandts Jesu Christi, sampt
deinem eingebornen son und heiligen geist, erschaf-
fer himmels und der erden, der engeln, menschen
und aller creaturen, der du bist weiß, gütig, gerecht,
warhaftig, rein, barmhertzig und freiwillig. Ich be-
kenne, daß ich leider ein armer, sündiger mensch
bin, und ist mir hertzlich leid, daß ich dich erzürnet
habe. Ich bitte dich aber, du wöllest mir gnediglich
alle meine sünde vergeben und mich gerecht machen
umb deines allerliebsten sohns Jesu Christi willen
und durch in, der für unsere sünd ein opfer gewesen
ist und am creutz gestorben und ist widerumb auß
dem tode auferstanden und lebet in ewigkeyt. Und
ist auß unaußsprechlicher weißheyt und barmhert-
zigkeyt zum mittler, versöner, fürbitter für uns und
seligmacher geordnet. Und wöllest mich umb seinet-
willen und durch ihn mit dem heiligen geist für und
für heiligen zum ewigen leben und mich regieren,
daß ich dich, warhaftigen Gott, recht erkenne und
in rechtem glauben anrüfe und daß ich dir diene in
rechtem gehorsam und nicht in irrthumb oder sün-
den falle. Du wöllest auch für und für in diesem land
dir ein rechte heilige kirche samlen und gnediglich
erhalten und selige regiment und narung geben und
allezeit unser und unserer armen kindlein leib und
seel bewaren5. 6Gib und vermehre inen deine gnad,
daß sie an Christum, deinen son, unser gemeines
haubt, immer wachsen, biß daß sie sein volkomlich,
mannlich alter in aller weißheyt, heiligkeyt und ge-
rechtigkeyt erreichen6.
7Dieses alles wöllest gnediglich thun umb deines
lieben sons willen, der gewißlich unser seuftzen höret
und für uns bittet, und wir glauben, das unser an-
5- 5 Wörtlich aus dem Examen Ordinandorum in Kur-
pfalz 1556, oben S. 209-210.
6- 6 Fast wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 133.
7- 7 Fast wörtlich aus dem Examen Ordinandorum in
Kurpfalz 1556, oben S. 210.
8- 8 So auch Kurpfalz 1556, oben S. 165; ähnlich
rüfung umb seinetwillen dir gefellig und nicht ver-
geblich sey, und sprechen mit dem armen mann
Marci 9. [24]: Ich glaub, lieber herr, komm zu hülf
meinem unglauben, Amen7.
Von den predigen, so an wercktagen gehalten,
item vom morgen- und abendgebet.
8 An den wercktagen in der wochen sollen in einer
jeglichen statt zwo predigen gehalten werden, nem-
lich am Mittwoch und am Freytag, und teutsche
psalmen für und nach gesungen8 und deren eine soll
mit dem gebetlein: Herr, allmechtiger Gott, laß
deine heilige ehr umb unser sünden nit geschmähet
etc., beschlossen werden.
Die ander predig aber soll gehalten werden mit
dem gemeinen gebet, darin die not der gantzen
christenheit Gott, dem herrn, fürgetragen wird.
In dörfern aber soll eine wochenpredigt geschehen
sampt dem gemeinen gebet für alles anligen der
christlichen kirchen9 und, da das volck zum singen
geschickt ist, soll ein psalm, so zur buß dienstlich,
darzu gesungen werden. Denn dieweil der zorn
Gottes mit allerley schanden und lastern in der
gantzen welt angezündt wirdt, darumb er auch uns
billich straft, sollen wir als ware gläubigen unsere
sünd erkennen, damit wir uns selber mißfallen und
wider zu dem herrn kehren, mit warer demut ihn
anrüfen, auf daß er uns unsere sünden gnediglich
verzeihe. Derhalben soll alle wochen auf einen son-
dern, bestimpten tag, welcher an einem jeden ort der
gelegenest ist, ein predig geschehen auß dem alten
oder neuen testament, die zu der erkandtnuß der
sünden und des zorns Gottes dienstlich ist, und für der
predig ein teutscher psalm gesungen werden, darauf
der kirchendiener für der predig das gebet sprechen
soll wie am Sontag. Und in der predigt soll er an-
zeigen die gegenwertige noth, als da seind krieg,
theure zeit etc. Es erfordert auch die noth, daß das
volck oftermals an Sontagen, sich zum gemeinen
gebet in der wochen zu verfügen, vermahnt werde,
auch Frankfurt 1555, 31-32, wo diese Wochen-
gottesdienste am Dienstag und Donnerstag statt-
finden.
9 Genf 1563, 17-18, hat einen andersartigen Buß-
gottesdienst; in Frankfurt 1555, 32, findet ein
solcher an jedem Donnerstag statt.
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Und damit das volck sich von jugendt auf gewehne
zur betrachtung, wen sie ansprechen, und zu be-
trachtung der personen, mag man inen nach der
catechismuspredig nachvolgende form fürsagen.
Gebet nach der predig des catechismi.
50 almechtiger, warhaftiger Gott, ewiger und
einiger vater unsers heilandts Jesu Christi, sampt
deinem eingebornen son und heiligen geist, erschaf-
fer himmels und der erden, der engeln, menschen
und aller creaturen, der du bist weiß, gütig, gerecht,
warhaftig, rein, barmhertzig und freiwillig. Ich be-
kenne, daß ich leider ein armer, sündiger mensch
bin, und ist mir hertzlich leid, daß ich dich erzürnet
habe. Ich bitte dich aber, du wöllest mir gnediglich
alle meine sünde vergeben und mich gerecht machen
umb deines allerliebsten sohns Jesu Christi willen
und durch in, der für unsere sünd ein opfer gewesen
ist und am creutz gestorben und ist widerumb auß
dem tode auferstanden und lebet in ewigkeyt. Und
ist auß unaußsprechlicher weißheyt und barmhert-
zigkeyt zum mittler, versöner, fürbitter für uns und
seligmacher geordnet. Und wöllest mich umb seinet-
willen und durch ihn mit dem heiligen geist für und
für heiligen zum ewigen leben und mich regieren,
daß ich dich, warhaftigen Gott, recht erkenne und
in rechtem glauben anrüfe und daß ich dir diene in
rechtem gehorsam und nicht in irrthumb oder sün-
den falle. Du wöllest auch für und für in diesem land
dir ein rechte heilige kirche samlen und gnediglich
erhalten und selige regiment und narung geben und
allezeit unser und unserer armen kindlein leib und
seel bewaren5. 6Gib und vermehre inen deine gnad,
daß sie an Christum, deinen son, unser gemeines
haubt, immer wachsen, biß daß sie sein volkomlich,
mannlich alter in aller weißheyt, heiligkeyt und ge-
rechtigkeyt erreichen6.
7Dieses alles wöllest gnediglich thun umb deines
lieben sons willen, der gewißlich unser seuftzen höret
und für uns bittet, und wir glauben, das unser an-
5- 5 Wörtlich aus dem Examen Ordinandorum in Kur-
pfalz 1556, oben S. 209-210.
6- 6 Fast wörtlich aus Kurpfalz 1556, oben S. 133.
7- 7 Fast wörtlich aus dem Examen Ordinandorum in
Kurpfalz 1556, oben S. 210.
8- 8 So auch Kurpfalz 1556, oben S. 165; ähnlich
rüfung umb seinetwillen dir gefellig und nicht ver-
geblich sey, und sprechen mit dem armen mann
Marci 9. [24]: Ich glaub, lieber herr, komm zu hülf
meinem unglauben, Amen7.
Von den predigen, so an wercktagen gehalten,
item vom morgen- und abendgebet.
8 An den wercktagen in der wochen sollen in einer
jeglichen statt zwo predigen gehalten werden, nem-
lich am Mittwoch und am Freytag, und teutsche
psalmen für und nach gesungen8 und deren eine soll
mit dem gebetlein: Herr, allmechtiger Gott, laß
deine heilige ehr umb unser sünden nit geschmähet
etc., beschlossen werden.
Die ander predig aber soll gehalten werden mit
dem gemeinen gebet, darin die not der gantzen
christenheit Gott, dem herrn, fürgetragen wird.
In dörfern aber soll eine wochenpredigt geschehen
sampt dem gemeinen gebet für alles anligen der
christlichen kirchen9 und, da das volck zum singen
geschickt ist, soll ein psalm, so zur buß dienstlich,
darzu gesungen werden. Denn dieweil der zorn
Gottes mit allerley schanden und lastern in der
gantzen welt angezündt wirdt, darumb er auch uns
billich straft, sollen wir als ware gläubigen unsere
sünd erkennen, damit wir uns selber mißfallen und
wider zu dem herrn kehren, mit warer demut ihn
anrüfen, auf daß er uns unsere sünden gnediglich
verzeihe. Derhalben soll alle wochen auf einen son-
dern, bestimpten tag, welcher an einem jeden ort der
gelegenest ist, ein predig geschehen auß dem alten
oder neuen testament, die zu der erkandtnuß der
sünden und des zorns Gottes dienstlich ist, und für der
predig ein teutscher psalm gesungen werden, darauf
der kirchendiener für der predig das gebet sprechen
soll wie am Sontag. Und in der predigt soll er an-
zeigen die gegenwertige noth, als da seind krieg,
theure zeit etc. Es erfordert auch die noth, daß das
volck oftermals an Sontagen, sich zum gemeinen
gebet in der wochen zu verfügen, vermahnt werde,
auch Frankfurt 1555, 31-32, wo diese Wochen-
gottesdienste am Dienstag und Donnerstag statt-
finden.
9 Genf 1563, 17-18, hat einen andersartigen Buß-
gottesdienst; in Frankfurt 1555, 32, findet ein
solcher an jedem Donnerstag statt.
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