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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0433
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Kirchenordnung 1563

derengleichen puncten gerichtet werden, die zu
christlicher betrachtung des tods und bereitung zu
demselben gehören, als da sind:
Die ursachen, darumb die verstorbenen leichnam
allezeit in der kirchen Gotts mit ehrlicher beleitung
und versamlung sind begraben worden, nemlich
nicht dieser meinung, als würde den abgestorbenen
etwas mit unserm nachthun geholfen. Dann die in
rechtem glauben an Christum abscheiden, in die
ewige seligkeyt genommen werden und derhalben
unser hülf nicht bedörfen. Die aber one glauben in
Christum sterben, werden in die ewige verdamnus
geworfen und mag ihnen derwegen von uns nicht ge-
holfen werden. Sonder geschicht solche bestattung
der leichen darumb, daß die lebendigen hiemit ihren
glauben von der auferstehung der todten bekennen,
daß sie ire lieb gegen den verstorbenen und den iren
bezeugen, daß sie Gott samptlich dancken für diesen
trost, daß wir gewiß sind, daß alle gleubigen auß
diesem leben in die ewige seligkeyt scheiden und
daß er ihm under uns eine ewige kirche samlet, und
bitten, daß er sie in disem trost biß ans end erhalten
und im allzeit wolgefellige diener under inen bereiten
wölle, auch daß sie zu christlicher betrachtung des
todes erinnert und verursacht werden, item, was zu
rechter und heilsamer betrachtung des todes gehö-
ret.
Als erstlich, in was gefahr des todes wir alle die
zeit unsers lebens stehen und was die zu gewarten
haben, welche ir abschied aus diesem leben in un-
bußfertigen wandel ereilet.
Zum andern, welches die ursach des todes und
alles menschlichen elends sey, nemlich die sünd.
Zum dritten, wie wir uns in unserm und der un-
sern tödlichem abgang sollen trösten.
Und ist der erste trost die vergebung der sünden,
gerechtigkeyt und versönung mit Gott durch Chri-
stum, welche machet, daß sich die christen nit ha-
ben für dem todt zu förchten, dieweil sie nun der
sünde, des zorns Gotts und der ewigen verdamnus
befreyet sind.
Der ander die gwisse besitzung der ewigen selig-
keyt nach diesem leben.
Der dritte, daß sie von allen sünden durch den
zeitlichen tod gantz und gar entlediget werden also,
daß sie aufhören, Gott mit sünden zu erzörnen.

Der vierde, daß auch dieser ir leib, der in der erde
verweset, am jüngsten tag wider auferstehen und in
himmlischer klarheyt und herrligkeyt ewig mit Gott
leben wirdt.
Der fünfte, daß Gott auch in todesnöten alle an-
fechtungen und schmertzen des todts durch bei-
standt seines heiligen geistes in uns uberwinden wil
und uns nicht höher lassen versuchet werden, denn
wirs ertragen können [1.Kor. 10, 13].
Der sechste, daß wir in todt und leben unser
selbst oder den unsern gern und willig unsern kindt-
lichen gehorsam gegen Gott, unserm lieben vater,
sollen erzeigen.
Der siebende, das wir erstlich durch zeitlichen
todt und leiden und hernach durch ewiges leben und
herrligkeyt Christo, unserm haupt, gleichförmig
sollen werden.
Und zum vierdten, was zu einer solchen bereitung
zum todt gehöret, daß wir seliglich in solchem trost
mögen aus diesem leben scheiden, als nemlich zum
ersten ein warer, bestendiger glaub, damit wir die
gnad Gotts in Christo annemen.
Das ander, ware bekerung zu Gott, bestendigkeyt
und zunemen in derselben, weil one diese kein rech-
ter glaube sein kan.
Das dritte, daß wir uns selbst verleugnen, das ist,
allen unsern lüsten absagen, uns gantz und gar dem
willen Gottes ergeben und uns nichts lassen also lieb
sein, daß wir nicht umb seinetwillen zu verlassen
willig und bereyt seind.
Das vierde, zeitige, stäte und ernstliche betrach-
tung unsers trosts und seligkeyt, so uns in Gottes
wort fürgetragen wirdt, und unsers abschieds auß
diesem leben.
Das fünfte, ein embsiges und stätes gebet zu Gott
umb gnad seines heiligen geistes und ein seliges ende.
An diese und dergleichen puncten soll das volck
bey den begrebnissen kürtzlich erinnert werden
durch erklärung solcher sprüch und ort aus heiliger
schrift, die hierzu gehören, und die vermanung mit
einem solchen gebet beschlossen werden, darauf die
leichpredig gerichtet sey, als wie diese form ist:
Almechtiger, ewiger, barmhertziger Gott und
vater, wir dancken dir, daß du uns nicht allein das
leibliche, zeitliche leben hast gegeben und bißher er-
halten, sonder auch das geistliche und ewige leben

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