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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0445
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Kirchenratsordnung 1564

kirchen in beysein des superintendenten befragt
werden, ob noch idola, gemeel, crucifix oder anders,
zur abgotterei dienstlich, in seiner kirchen xoder
sonst in anderen orthenx seien15, ob auch papisti-
sche, heidnische und abgöttische mißbreuch undt
böse gewonheiten noch bei inen im schwang gehen,
ob und wie sich die underthonen in die lehr schickhen
oder, wie obsteet, ob inen von schultheissen und an-
dern bevelchsleuten widerstandt und widerdruß ge-
schehe, ob auch unser außgangenen policeyordnun-
gen16 undt andern mandaten sowol von ambtleuthen
als den underthanen gehorsamblich gelebt und nach-
gesetzt werde, wie sich seine genachbaurte pfarher,
kirchen- und schuldiener halten, ob sie mit iren pfar-
kindern, weib und kindt, item mit inen und andern
fridlich und wol leben, ob sie mit lastern, so an eim
kirchendiener nit zu gedulden, als volsaufen, hure-
rey und ehebruch etc. behaftet, ob undt wie die al-
musen gesamblet undt außgetheilt werden17, item
wie ire heuser gebauen und wie inen ire competent-
zen gereicht werden oder was sie fur mengel haben.
Das alles soll ein jeder kirchendiener in specie in eim
memorialzettel verzaichnet haben und denselben
unsern kirchenräthen umb befurderung der sachen
willen zustellen, welche verzeichnussen unsere kir-
chenräth, so zum synodo verordnet, verlesen und
erwegen, auch was zu verbessern und in irer macht
stehet, dasselbig bei dem superintendenten, kirchen-
und schuldienern alsbaldt corrigirn, die mengel ei-
nem jeden abgesondert oder fur den andern, wel-
ches am erbeulichsten angesehen wurdt, zu under-
sagen, zu vermahnen, zu verwarnen und zu strafen.
Das ubrig aber, so in irer macht zu verrichten nit
stehet y oder so die furfallende mengel so hoch-
wichtigy, sollen gemelte kirchenräth, zum synodo
verordnet, in irer relation an uns und unsere ober-

x-x Im Originalkonz. am Rande nachgetragen.
y-y Fehlt GLA 67/978/2, GLA 77/1056, Regierungs-
druck.
z Originalkonz. ursprünglich, dann gestrichen: +
alle jar einmal oder.
15 Vgl. den Befehl von 1565, unten Nr. 36, S. 429.
16 Christliche Polizeiordnung von 1562, unsere Nr. 26,
und deren erneute Einschärfung von 1563, unsere
Nr. 30, woselbst noch andere, nicht erhaltene Man-
date genannt werden.

räth, dergleichen an den gantzen kirchenrath zur
zeit irer widerkunft bringen, da soll nach gestalt und
gelegenheit der sachen von uns undt unsern ober-
räthen und dem gantzen kirchenrath gehandlet und
alle puncten alßbaldt daruf exequirt werden18. Was
uber solchen synodum gehen wurdt, wollen wir ver-
ordnung thun, das solches von den ruralibus, da
man es erlangen mag, oder sonst von den kirchen-
gefellen bezalet werde.
Zum dritten so sollen auchz, so oft es die notturft
erfordern thut, alle unsere superintendenten zu-
sammen ghen Heidelberg zu unserm kirchenrath
beruft, daselbst von notwendigen puncten und
mengln irer kirchen und kirchenordnungen, auch
andern mengeln, so den bau der kirchen hindern, ge-
handlet undt conferirt werden, auf das durchauß in
unserm churfurstenthumb der Pfaltz die lehr undt
ceremonien rein, unverfelscht und in gleicheit, sovil
muglich, mogen erhalten werden19. Was auch an je-
dem fur mengel seien, die sollen ime freundlich un-
dersagt und zu verbessern ermanet werden, es were
dan sach, das es ein grosses laster, alsdan soll gegen
ime gleichfals wie gegen andern und, wie hievor ge-
schrieben, doch mit unserm vorwissen undt ernst-
lich procedirt werden. Zu solcher versamblung der
superintendenten gedenckhen wir iderzeit auch et-
liche andere unserer rhäte, den sachen beizuwonen
undt auszuwarten, zu verordnen.
Von der visitation.
Zum vierten so soll auch, so oft es noth, ein gene-
ralis visitatio in unserm landt an jedem ort jedes
ambts furgenommen und darin gehandlet und proce-
dirt werden, wie es die instruction, so deßhalben
auch besonders vorhanden und diesem werckh an-
hengig ist20, vermag.
17 Vgl. die Almosenordnungen Nr. 35, Nr. 47 und
Nr. 55.
18 Vgl. eine entsprechende kurfürstliche Resolution auf
eine Synode von 1573, unsere Nr. 54.
19 Eine solche Superintendentenversammlung appro-
bierte im Januar 1563 den Heidelberger Katechis-
mus, oben S. 41.
20 Eine Generalvisitationsinstruktion aus der Zeit
Friedrichs III. nicht erhalten, vgl. unsere Nr. 18,
oben S. 246-252.

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