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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0446
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

Von schuelen.
Nachdem aber unmuglich, taugliche, agelerte
unda fromme kirchendiener zu haben, ja auch die
wahre, christliche religion unverfelscht zu erhalten
one schulen, so soll unser kirchenrath auch die fur-
nembste sorg haben, nit allein die schulen in unserm
landt, so albereit angericht, zu erhalten, sonder auch,
das dieselben von tag zu tag verbessert undt andere
zu den itzigen angerichtet werden, b wie wir dann
deswegen besondere verordnung thun und ine die-
selben zustellen lassen wollenb 21 c.

a-a GLA 67/974, GLA 67/978/2, Cgm 3922 a, GLA
77/1056, Regierungsdruck: und gelehrte, auch.
b-b Im Originalkonz. später eingefügt.
c Originalkonz. (pag. 38-40), Hs Batt 54 und
GLA 77/4278/4 lassen hier einen längeren Ab-
schnitt folgen, der im Originalkonz. wieder ge-
strichen wurde und deshalb in den anderen Hs.
und in den Drucken fehlt:
Erstlich sollen sie an allen orten, do glockämb-
ter seindt und do das einkhommen derselben also
geschaffen, das sich einer darauf zimlich betragen
kan, dieselben solchen personen bevelhen, die dar-
nehen schul halten konnen undt die jugent auf
den dörfern zum wenigsten lesen und schreiben,
auch den catechismum22 lehren und einbilden,
auch den in der kirchen mit dem pfarher bei der
jugent sambt dem gesang treiben helfen konnen23.
Zum andern so sollen auch in allen stedten undt
fleckhen, da superintendentes seien, gute schulen,
do ein oder zwen collaboratores seindt, angericht
und erhalten werden. Und damit die eltern mögen
gereitzet werden, ire kinder zu den studiis, sonder-
lich zum studio theologiae zu halten, so seindt wir
bedacht, an eim jeden ort, da ein superintendens
ist, zwölf knaben, so in der Pfalntz am selben ort
oder nahe darbei burtig, die theologiam studirn
wollen undt sich uns zu dienen versprechen, auß
den stieften, clöstern oder den praebenden jedem
jerlich zwen gulden oder zwei malter korns, wel-
ches an jedem ort das bequembste ist, oder das
schulgelt zu steuer zu geben24. Dieselbe knaben
aber sollen durch unsere kirchenräth in synodis
angenommen und außgelesen werden.

21 Eine allgemeine Schulverordnung aus der Zeit
Friedrichs III. nicht erhalten. Ordnungen für ein-
zelne höhere Schulen in den schulgeschichtlichen
Arbeiten von J.H. Hautz.
22 Heidelberger Katechismus, oben S. 342-368.
23 Vgl. die Bestallung eines Glöckners von 1572, unsere
Nr. 52.
24 Vgl. zu solchen Stipendien unsere Nr. 58, unten
S. 501.
25 Das Paedagogium, 1565 eingerichtet, vgl. J.
F. Hautz, Die erste Gelehrtenschule reformierten

Von der sapientzs.
Undd nachdem von unsern vorfahrn hochlöblich-
ster gedechtnus das collegium sapientiae gestiftet28,
mit ordnungen versehen und von uns verbessert
worden ist29, damit nun solche ordnung, auch die
disciplin darinnen fleissig gehandthabt undt erhalten
werden moge, so soll keiner in domum sapientiae
auß gunst, sonder von unsern kirchenräthen dazu
geschickt erkannt, evermog aufgerichter statutene
von gemelten unsern kirchenräthe und sunst nie-
mandt ufgenommen werden. Und sollen sunst jeder-
Und sollen an denselben orten bei iren eltern
oder freunden so weit studirn, bis sie derendts nit
weiter proficirn kunnen. Alsdan, wo sie sich wol
gehalten, sollen sie alhie in das paedagogium25,
so wir anzurichten willens, aufgenommen, da-
selbst ire studia continuiren, bis sie geschickt ge-
nug, sich ad studium theologiae zu begeben, do
sie in die sapientz angenomen werden mögen.
Zum dritten so haben wir zu underhaltung der
praeceptorn im paedagogio järlich 150 gulden zu
geben der jugent zu gut genedigst uns bewilligt,
wie wir solches auch genugsam versichert. Dieweil
aber viel knaben seindt, die sich ad studium
theologiae begeben, wo sie underhaltung bekhom-
men möchten, und doch nit der geschicklichkeit
sein, das sie in unser sapientz26 komen oder mo-
gen aufgenommen werden, damit nun solchem
mangel abgeholfen, so wollen wir in unserm pae-
dagogio 20 knaben mit dem hofcosten, so one das
auf die neckerschuler gewendet, zimlich erhalten,
auß welchen volgendts jeder zeit unser sapientz,
die wir gleicher gestalt etwas zu erweitern undt
mit mehr jungen zu ersetzen endtschlossen, er-
gentzt werden möge27. Und sollen zweien gewis-
sen, benanten personen auß unserm kirchenrath
neben unser universitet die tegliche inspection
gemelts paedagogii bevolhen undt auferlegt wer-
den, die auch gut acht haben sollen, das unsern
verordnungen, so wir daruber zu thun bedacht,
gemeß gelebt werde.
d Originalkonz. ursprünglich: Zum vierten.
e-e Im Origmalkonz. am Rande nachgetragen.

Glaubensbekenntnisses in Deutschland oder Ge-
schichte des Paedagogiums zu Heidelberg. Heidel-
berg 1855.
26 Das Collegium sapientiae, vgl. weiter unten.
27 Vgl. zu solchen Stipendien unsere Nr. 58, unten
S. 501.
28 Stiftungsurkunde Friedrichs II. vom 3. September
1555 nicht erhalten.
29 Neuordnung des Sapienzkollegs von 1561, vgl.
J.F. Hautz, Jacobus Micyllus Argentoratensis.
Heidelberg 1842, 34.

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