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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0447
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Kirchenratsordnung 1564

zeit zweien benanten personen auß unserm kirchen-
rath, einem politico und einem ecclesiastico die in-
spection der sapientz von den ubrigen kirchenräthen
uferlegt werden. Die sollen alle wochen zum wenig-
sten einmal in die sapientz gehen und die lehr und
disciplin helfen handthaben, auch die bevelch vom
kirchenrath, der sapientz halber beschlossen, exe-
quiren. Wir haben auch unser sapienzgefell genug-
samblich versichern lassen undt bevelhen darauf
unsern kirchenräthen, dieselbig vleissig handtzu-
haben oder, da darinnen eintrag geschehe, solches
an uns oder unsere nachkhommen undf oberräthe
gelangen zu lassen, wollen wir inen geburliche
handthabung undt hilf beweisen.
Von almusen.
Nachdem auch der christlichen kirchen geburt,
die armen, hungerigen glieder Christi zu speisen
undt zu trenckhen, so sollen unser verordnete kir-
chenräth den superintendenten ernstlich uferlegen,
die kirchendiener zu vermaneng, das sie an allen
orten bei iren gemeinden anhalten, das sie die armen
mit irem almusen miltiglichen bedenckhen, auch, da
es nit albereit were, unter sich auf zwen oder mehr
gotselige menner bedacht seien und erwelen, die das
almusen mit dem secklein samblen und sambt dem
kirchendiener den notturftigen außtheilen, das auch
der superintendens hin speciali visitationeh fieissig
acht habe1, wie uber den armen kgehalten werdek 30.

f Regierungsdruck: oder.
g Regierungsdruck: ermahnen.
h-h Im Regierungsdruck bei i).
k-k GLA 67/978/2 und Regierungsdruck Heid Margi-
nal: + In ord.[ine] Lud.[ovici] elect.[oris] stehet
an diesem orth: Nota. besondere almosenordnung
[vgl. unsere Nr. 55, S. 458-484] Ferner stehet auch
dieser gantze sonderbahre titulus darinnen, nem-
lich:
Von des kirchenraths fisco.
Unser kirchenrath soll auch vor sich einem fis-
cum hahen, jederzeit nach nothdurft durch un-
sern geheiß von unseren der kirchengüther und
gefällen verwaltern geld darein empfangen, nach
nothdurft und gelegenheit viatica und propter
Deum davon haben auszutheilen und solches den
kirchenraths secretarium jährlichen der gebühr
vor unserm verwalter jedes quartals verrechnen
laßen im ausgeben. Aber ist dieser unterscheid zu
haben, daß nichts ausgegeben werde, das seye

1Von der kirchendisciplin.
Der ander bevelch unsers kirchenraths soll in die-
sem steen, das auch die christliche disciplina, welche
von dem ambt der weltlichen obrigkeit underschie-
den ist und in der straf mit dem wort Gottes stehet,
in unsern kirchen erhalten und, sovil muglich, exer-
cirt werde. Damit aber dieselbe bey den undertha-
nen desto bas statfinden, auch ire frucht verbrin-
genm möge, ist vonnoten, das auch die obrigkeit
darzu die handt biete nund ir ambt treulich ver-
richten. Solches alles zu erlangen, wollen wir an-
fenglich mit allemoernst undt vleiß0 unser auß-
gangen policey-31 und andere ordnungen32 durch un-
sere ambt- und bevelchsleut handthaben und gegen
den verbrechern derselben exeqution furnehmen
lassen. Im fall aber unser ambt- und bevelchsleut
in irem ambt seumig undt nachlessig befunden, sol-
len sie durch die kirchendiener christlich undt
freundlich mit aller bescheidenheit darzu vermanet,
auch die strafwurdige und ergerliche personen, deren
sie eigentlich wissens hetten, inen angezeigt werden.
Do aber solches nit verfienge, soll durch die kirchen-
diener solches den superintendenten und von dem-
selben den ober- oderp underambtleuthen ange-
bracht und, wa bei denselben auch kein straf ervol-
gen wolte, alsdan von den superintendenten den
kirchenräthen angezeigt werden, die solches an uns
oder unsern oberrath furter bringen sollen. Darauf
dann im gemeinen rath zuvor beschlossen und
befohlen.
[Damit enden die Marginalien dieser Art zur
Kirchenratsordnung unter Ludwig VI. Vielleicht
ist daraus zu folgern, daß sie die folgenden Ab-
schnitte über die typisch reformierte Kirchen-
zucht in dieser Form nicht enthielt.]
l Wiederheginn des Texts in Amberg.
m Regierungsdruck: bringen.
n-n Fehlt GLA 67/978/2, GLA 77/1056, Regierungs-
druck.
o-o Amberg: vleiß und ernst.
p Regierungsdruck: und.
30 Vgl. die Almosenordnungen Nr. 35, Nr. 47 und
Nr. 55.
31 Christliche Polizeiordnung von 1562, unsere Nr. 26,
und deren erneute Einschärfung von 1563, unsere
Nr. 30.
32 Etwa die Christliche Eheordnung von 1562, unsere
Nr. 27.

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