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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0471
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Almosenordnung der Stadt Heidelberg ca. 1570

straf gewertig sein und, zur selben zeit sie der kran-
cken warten, bei inen essen, trincken und belohnung
haben, des almusen irer personen rugenw lassen.
Darzu, wellicher oder weliche ir brot und anders,
inen zur almusen geben, verkaufen und an wein le-
gen oder in ander weg verschleckhen und nit zur
not gebrauchen thet, der- oder dieselbige sollen des
almusen gar beraubt, darzu auch gestraft, auch mit
weib und kind, da kein verbesserung zu gewarten,
aus der stadt, dorf oder flecken verwiesen werden.
Der armen kinder sollen den catechismum2 in all
weg besuchen und den pfarherrn oder mesnern zedel,
darinnen ire nahme verzeichnet, darauf achtung zu
geben, zugestelt werden.
Von almusenpflegern.
Zur almusenpfleg sollen fursichtige, gottforchtige,
erbar und redliche menner, die ein gut gezeugnus
haben, erkieset werden.
Und möchten alhie zu Haidelberg zu den vier ver-
ordneten noch andere vier darzugethan, welche alle
jar umbeinander abzuwechslen.
Dieselbige sollen alle vierthel jars ire register der
almusen, desselbigen einkhommens und ausgebens,
wem, wie und welchergestalt dieselbige geraicht,
verneuert, damit man die anzal der personen, wer
darin zu- oder abgeet, fur und fur wissen muge,
dardurch den durftigen ir geordnet almusen richtig
volge und die zuwachsenden unordnungen verhue-
tet bleiben, dieselbige register sollen sie zu ihren
jarsrechnungen auch beilegen, die sie dan alle jar in
beysein der Pfaltzs verordneten räthen oder ambt-
leuth thun sollen, aber under inen, den almusen-
pfleger, alle monat rechnung beschehen.

w Reinschrift: berugen.
x-x Reinschrift: tuch, gelt.
y Reinschrift: besserungen.
z Fehlt Reinschrift.

Wein, frucht, xgelt, tuchx und alle andere hab
und guter sollen von inen treulich bewaret und ver-
sehen, was davon zu verkaufen, sollichs mit rath
und gutbeduncken des ambtsmans umb bar beza-
lung hingeben, sollich gelt den armen zum besten
anlegen, alles mit vleis inventiren, wol verwarth in
besserungy und ane abgang haben und halten.
Alle beynutzungen verrechnen, kein eigennutz
darin suchen, theil- oder gemein daran haben und
dis alles getreulich zu volziehen gepurliche pflicht
thun.
Wann und wa das almusen auszutheilen.
Das almusen soll wochentlich zweimal, als nemb-
lich Mitwochs und Freitags alhie zu Haidelberg im
Barfusercloster nachmittag, im summer umb vier,
winterszeit umb zwei uhren ausgetheilet werden.
Und sollen bei der ausspendung alwegen drei per-
sonen sein.
Letztlichen soll furbaß zu Haidelberg kheinem
mehr vor den heußern zu betteln, ausserhalb der
armen schulern, verstattet werden.
Dieweil auch etzliche krancke oder alte leut be-
funden werden, so bisweilhen stucklin guetlin haben
und, dieselben anzugreifen, zu irer leibsnotturft zu
verwenden, nit umbgeen kunnen, das aber von iren
negsten freunden umb kunftiger anwarthz verhin-
dert und damit auf das almusen gewiesen wollen
werden, wa sollichs vermärckt, soll man nit ge-
statten, sondern ire underhaltung von ihren guetlin
zu nemen bescheiden. Wer es aber von gefreundten
nit zulassen wolte, sonder die anwarth darauf be-
halten, der soll schuldig sein, denselben ire under-
haltung zu geben und nit dem almusen heimzuwei-
sen.

2 Heidelberger Katechismus, Text oben S. 342-368.

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