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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0537
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Mandat gegen Kondemnationen 1584

wolverdienter leuth und lehrer von wegen etlicher
streitigen und bey den evangelischen kirchen unver-
glichenen erklärungenc, sonderlich im handel
vom h.[eiligen]d abenclmal unsers herrn Jesu Christi
zufürkommen und abzuschaffen, in sonderlicher be-
trachtung, das durch solche gezänck die gemeine
Gottes nit erbauet und Christo zugeführet, sonder
vielmehr zerstöret, geärgert, die zarten gewissen irr
und zweifenlich gemacht, das band brüderlicher heb
zerrissene, auch die papisten und andere, so noch
der warheit unerfahrn, von annemung und belie-
bung derselbenf abgeschrecket, clenen bilhch mit
gutem, unsträflichem wandel, gedult, sanftmut und
christliehe g bescheidenheit ein gut exempel und an-
laß gegeben werden solt, zu unser wahren christli-
chen religion zu treten, Gott, den herrn, mit allen
rechtgläubigen zu loben und zu preisen.
Wie wir uns dann auß jetzerzelten erheblichen
ursachen mit weilandt unserm freundtlichen, lieben
brudern, pfaltzgraf Ludwigen, churfürsten etc.,
sehger gedechtnuß (allermassen wie bey lebzeiten
weilandt unsers gehebten herrn vaters, pfaltzgraf
Friderichen, churfürsten etc., seliger dechtnuß,
durch s.[eine] v.[äterliche] l.[iebden] und andere
mehr chur- und fürsten der Augspurgischen Con-
fession ebenmessig beschehen3) brüderlich ver-
glichen, einander zugesagt und darob festiglichen zu
halten versprochen, vorberürt ergernuß unchrist-
lichs condemnirn, verketzern und beunrüigung des
gemeinen mans abzuschaffen,4 wie dasselbige auch
die präfation s.[einer] l.[iebden] außgangenen kir-
chenordnung5 außdrücklich vermag und außweiset,
sonder, da einige mißverständeh in religionssachen
vorhanden oder fürfielen, dieselben nicht mit lä-
stern, schmähen und unzeitigem condemniren auf
den cantzeln zu verwirrung des gemeinen manns,
sonder durch ordentliche und in der kirchen Christi
gebürliche mittel und wege christlicher colloquien
und sinoden hin- und beilegen zu lassen.

c Zürich: erklärung.
d Fehlt Zürich.
e Zürich: zerreissen.
f Zürich: desselben.
g Heidelberg: christenlicher; Zürich: christlicher.
h Zürich: mißverstand.
i Zürich: außgehippet.

Wann uns nun gieich zu eintretung unserer regie-
rung und churfürstlichen administration sowol von
underthanen als andern vielfältige klagen fürkom-
men, daß von vilen pfarherrn, kirchen- und schul-
dienern solchem nit nachgesetzt, sondern das schel-
ten, lästern, ungegründtes zumessen und ungütlichs
beschuldigen irriger lehr jhe lenger jhe mehr zuge-
nommen, dardurch die underthanen, so disem un-
wesen kein beyfall thun und einstheil mit ihnen, den
kirchendienern, in mißverstandt des heyligen abend-
mals (oder eigentlich zu sagen der mündlichen nies-
sung halb des leibs Christi im brodt verborgen, wie
etliche davon reden und halten) nicht vergleichen
können, auf den cantzeln und sonsten zum ärgsten
angefahren, außgehiepet16, angefeindet, von den
heyligen sacramenten abgehalten und bey der heyli-
gen tauf zu gevattern zu stehen abgewiesen, ja auch
ihnen an etlichen orten die schuldige begrebnuß ver-
sagt, welches beydes dann ihnen bey obgedachts un-
sers geliebten bruders, jungst abgestorbenen chur-
fürstens etc., lebzeiten nie gut geheissen noch ver-
stattet worden, darauß dann auch weiters erfolgt,
das sie nicht zu ehrlichen ämptern des rhatsäß und
sonsten gezogen, sonder davon außgeschlossen wor-
den.
Demnach zu fürkommung und verhütung solches
ubels, unrahts und verbitterung, auch verwirrung
der gemüter und alles verdachts, damit unsere
christliche religion bey den einfältigen von un-
rüwigen leuthen beschwert oder verhaßt zu machen
understanden, erklären wir uns hiemit und bezeu-
gen offentlich, das wir keineswegs gesinnet, einiger
ketzerey, gotteslästerung oder irrthumb, so von der
uhralten, rechtgläubigen christlichen oder zu unsern
zeiten mit einhelligem consens der evangelischen
kirchen verworfen und auß den verworfnen, auch
zum oftermal widerlegten irrthumben herfliessen,
stat, platz und raum zu geben oder dieselben zu ge-
dulden, sondern soll allen predigern und lehrern mit
3 Vgl. oben S. 54 und unsere Nr. 46, oben S. 442.
4 Vgl. oben S. 75.
5 Vgl. unsere Nr. 60, oben S. 63-65, den Text bei Nr. 7,
oben S. 114-116.
6 Ausschelten, vgl. DW I, 887.

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