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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0538
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Regierungszeit Johann Casimirs 1583-1592

sattem grund der schrift dieselben zu widerlegen, zu
strafen und die leuth darfür zu warnen frey und er-
laubt, ja ernstlich eingebunden sein.
Was aber den fürgefallenen stritt vom heyligen
abendmal anlangt, darinnen man so weit einig, das
alle theyl und streitende partheyen eintrechtig und
offentlich bekennen, das man des wahren, wesent-
lichen leibs und bluts unsers herrn und heylands
Jesu Christi, auch aller seiner wol- und gutthaten in
rechtem brauch des heyligen abendmals warhaftig
theilhaftig werde und das unser herr Christus bey
seinem heyligen abendmal gegenwertig seye wie
auch bey der predig seines heyligen evangeliums und
der mißverstand allein (außgenommen, was etliche
wenig unrüwiger leuth für kurtzen jaren auß allerley
streitschriften für seltzame disputationes von der
person Christi geholet und auf die bane gebracht
haben) de modo praesentiae sich halten thut, das ist,
wie und welcher gestalt solche gegenwart und nies-
sung des leibs und bluts zu verstehen und zugehe,
ob nemlich solcher leib in brodt leiblich oder aber
uns seinen gliedmassen, mit welchen sich Christus
durch seine zusage verbindet, gegenwertig seye.
Wie uns dann beyde, das wort des evangeliums und
die sacrament, nicht von dem, das in der stimm des
predigers oder in den elementen verborgen seye,
sondern, was uns, den christgläubigen, geschenckt
und in dem rechten gebrauch solcher mitteln uber-
eycht werde, zeugen und versichern, welche letztere
meinung wirk auch Gottes wort, unserm christlichen
glauben, auch allen alten kirchenlehrern gemeß hal-
ten und in der Augspurgischen Confession 7, dern
Apologi8, repetition9 und andern allgemeynen,
offentlichen bekantnussen der evangelischen kir-
chen begriffen.
So ist unser will und meinung ernstlich und bey
höchster ungnad befelhend, daß gleichwol mit den
schwachen, die solche lehr, zu welcher wir uns be-
kennen, inmassen dieselbige auch in unsers herrn
k Zürich: wie. 1 Zürich: ergeben.
7 Bekenntnisschriften, 31-137.
8 Bekenntnisschriften, 139-404.
9 Die Naumburger Repetition der OA von 1561, Text
bei H. Heppe, Die Bekenntnisschriften der alt-
protestantischen Kirche Deutschlands. Cassel 1855,
581-601.

vaters, pfältzgraf Friderichs, churfürsten etc., seli-
ger gedechtnuß, außgangenem und in truck publicir-
ten catechismo10 verfasset, noch nicht erreychen
können, gedult zu tragen und ihnen mit aller sanft-
muth auß dem wort Gottes bericht zu geben, keiner
aber den andern von wegen solcher unser lehr, die wir
in dem wort Gottes gegründet finden, auf der cant-
zel, in schriften oder sonsten schmählich antaste,
verdamme und, wie bißhero von fridhäßigen leuthen
beschehen, dem teufel ergebel, in betrachtung, das
solcher streit biß noch auf keinem rechtmässigen
concilio, synodo oder hierumb verglichner und an-
gestelter allgemeiner, unpartheyischer religionsver-
samblung ordentlicherweiß decidirt worden ist. Son-
derlich auch sollen sie sich ferners dern bey den
papisten und andern der warheyt ungewogenen ver-
haßten Lutheri, Calvini und anderer gelehrten und
umb die christliche kirchen wolverdienter männer
verkleinerlichen nachnamen, die zum theil in Gott
seliglichen verstorben und nach iren mitgetheilten
gaben die leuth auß der finsternuß des pabsthumbs
gerissen, auf der cantzel enthalten, die anne unver-
stendige unterthanen und zarte gewissen damit
nicht betrüben, ärgern, irr und trenungen machen,
sinthemal es an deme und gewiß ist, daß solche ge-
lehrte männer und kirchendiener laut deren mit-
einander nicht allein anno etc. [15]29 zu Marpurg11,
sonder vilmehr anno etc. [15]36 zu Wittenberg ge-
machten concordien und brüderlichen vereynba-
rung12 in allen haubtpuncten unsers christlichen
glaubens, auch im handel von heyligen tauf und
vom heyligen abendmal in fundamento einig gewe-
sen und einander für brüder erkennt, welches auch
hernach von den fürnembsten autoren und beken-
nern der Augspurgischen Confession geschehen, wie
dann auch sonst, was die partheische namen an-
langt, dasselb in Gottes wort gestraft würt, daß
man sich uf die menschen berufen, einer cephisch,
der ander apollisch, der dritt paulisch [l.Ivor. 1, 12],
10 Heidelberger Katechismus, Text bei Nr. 31, oben
S. 357-358.
11 Text in Luthers Werken, WA 30 III, 160-171.
12 Text bei E. Bizer, Studien zur Geschichte des
Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert. 2. Aufl.,
Darmstadt 1962, 117-119.

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