Regierungszeit Friedrichs IV. 1592—1610
damit er seiner vocation desto gewisser, soll in un-
serm kirchenrath über ihme das gemeine gebeth ge-
halten und nach üblichem herbringen mit uflegung
der hände zum ministerio ordinirt werden95.
96Und soll keinem neuling, der zuvor in ministerio
nicht gewesen, leichtlich eine pfarr befolhen werden,
es were dann97 einer so geschickt, alt und erfahren,
daß aus den umbstenden und seinem wesen er-
schiene, das er ein pfarr versehen könte, alsdann98
mag man ihme wol eine99 vertrauen, sonst aber
nicht leichtlich, sondern1 zuvorn zu einem diacono
gebraucht und nach etzlicher zeit, wann man ihm
ein pfarr vertrauen2 wolte, wieder examinirt wer-
den, uf daß man daraus judiciren möge, ob er also3
in der lehr zugenommen, 4daß er4 zur translation ge-
nugsamb sey96.
5Wie die kirchendiener, ehe und zuvor sie uf
pfarr- oder diaconaten praesentirt, ermahnet und
erinnert6 werden sollen.
Damit7 obgedachte puncten den angehenden
kirchendienern desto baß eingebildet und 8von
ihnen8 behalten werden mögen, sollen unsere kir-
chenräthe die kirchendiener (bevorab, wo sie zuvor
nicht9 in ministerio gewesen) uf das fleissigste ihres
tragenden und befolhenen ampts, desgleichen ihrer
lehr, 10lebens und wandels10 ernstlich vernemen11,
daß sie anfangs mit höchstem vleiß bedencken und
zu hertzen fassen, zu was hochwichtigem, ernstli-
chem12, sorgfeltigem ampt sie berufen, waß grosser
mühe, sorg, fleiß und arbeit der kirchen regiement
erfordere.
95 Dieser Abschnitt neu gegenüber 1564 und 1585.
96-96 Fast wörtlich aus 1564, oben S. 413.
97 1564: + sach, das.
98 1564: so.
99 1564: + pfarr.
1 1564: + soll.
2 1564: bevelhen.
3 Fehlt 1564.
4-4 1564: und.
5-5 Fast wörtlich aus 1564, oben S. 413-414.
6 1564: adhortirt.
7 1564: + nun.
8-8 Fehlt 1564.
9 1564: nie.
10-10 1564: wandels und lebens.
Zum andern, daß sie ihren besten, müglichen
fleiß fürwenden, damit die christliche gemeinde13,
14so ihrer sorge vertrauet14, mit rechtschaffener, ge-
sunder, göttlicher, prophetischer und apostolischer
lehr und nicht mit menschenträumen und -satzun-
gen underrichtet und gelert werden.
Zum dritten, daß sie in auslegungen der heyligen,
göttlichen schrift nicht unnötige, unordentliche,
auch zur christlichen erbauung und besserung un-
dienstliche materias fürnemen, sondern daß ein ih-
der aus biblischer schrift dasjhenige, waß seiner be-
folhenen kirchen gemeß, gut und zur seeligkeit nutz
und nothwendig ist, erwehle, fürtrage, auslege, dar-
auß lehre, ermahne, tröste und strafe. Und thue
solches alles mit rechtem, eyferigem geist, ernst und
treu, auch also, das hierin 15sein fleischlicher15
affect16, rachgirigkeit, lust und lieb zu zancken und
hadern nicht gespüret, alle ungebührliche, leicht-
fertige, unzüchtige, schalckhaftige schmitz-17, schelt-
und spitzwort18, dardurch einfeltige, schwache leuthe
nicht allein unwillig gemacht und von der lehr des
heyligen evangelii abgeschreckt, sondern auch die
warheit selbst verdechtig und verhast gemacht wirde,
19in all wege19 vermeiden.
Welches doch nicht also zu verstehen, als ob hier-
umb die mißbreuch, abgötterey, abergleube, falsche
lehr, sünde und laster nicht solten20 ernstlich je nach
gestalt und gelegenheit derselbigen mit harten21,
ihdoch der heyligen, göttlichen schrift gemeßen
worten angetast, gestraft22 und gescholten werden.
Dann wer23 wolte den24 für ein treuen prediger der
warheit halten, der aller falschen religion, schandt
und lastern verschonete, dieselbige nicht angriffe,
11 1564: vermanen.
12 1564: + und.
13 1564: kirchen.
14-14 Fehlt 1564.
15-15 1564: seine fleischliche.
16 1564: + anfechtung; fehlt auch 1585.
17 Verletzendes, verspottendes, verhöhnendes Wort,
vgl. DW IX, 1105.
18 Stichelwort, vgl. DW X, 1, 2650.
19-19 Fehlt 1564.
20 1564: + dapfer und.
21 1564: ruhen.
22 Fehlt 1564.
23 1564: welcher.
24 1564: denjenigen.
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damit er seiner vocation desto gewisser, soll in un-
serm kirchenrath über ihme das gemeine gebeth ge-
halten und nach üblichem herbringen mit uflegung
der hände zum ministerio ordinirt werden95.
96Und soll keinem neuling, der zuvor in ministerio
nicht gewesen, leichtlich eine pfarr befolhen werden,
es were dann97 einer so geschickt, alt und erfahren,
daß aus den umbstenden und seinem wesen er-
schiene, das er ein pfarr versehen könte, alsdann98
mag man ihme wol eine99 vertrauen, sonst aber
nicht leichtlich, sondern1 zuvorn zu einem diacono
gebraucht und nach etzlicher zeit, wann man ihm
ein pfarr vertrauen2 wolte, wieder examinirt wer-
den, uf daß man daraus judiciren möge, ob er also3
in der lehr zugenommen, 4daß er4 zur translation ge-
nugsamb sey96.
5Wie die kirchendiener, ehe und zuvor sie uf
pfarr- oder diaconaten praesentirt, ermahnet und
erinnert6 werden sollen.
Damit7 obgedachte puncten den angehenden
kirchendienern desto baß eingebildet und 8von
ihnen8 behalten werden mögen, sollen unsere kir-
chenräthe die kirchendiener (bevorab, wo sie zuvor
nicht9 in ministerio gewesen) uf das fleissigste ihres
tragenden und befolhenen ampts, desgleichen ihrer
lehr, 10lebens und wandels10 ernstlich vernemen11,
daß sie anfangs mit höchstem vleiß bedencken und
zu hertzen fassen, zu was hochwichtigem, ernstli-
chem12, sorgfeltigem ampt sie berufen, waß grosser
mühe, sorg, fleiß und arbeit der kirchen regiement
erfordere.
95 Dieser Abschnitt neu gegenüber 1564 und 1585.
96-96 Fast wörtlich aus 1564, oben S. 413.
97 1564: + sach, das.
98 1564: so.
99 1564: + pfarr.
1 1564: + soll.
2 1564: bevelhen.
3 Fehlt 1564.
4-4 1564: und.
5-5 Fast wörtlich aus 1564, oben S. 413-414.
6 1564: adhortirt.
7 1564: + nun.
8-8 Fehlt 1564.
9 1564: nie.
10-10 1564: wandels und lebens.
Zum andern, daß sie ihren besten, müglichen
fleiß fürwenden, damit die christliche gemeinde13,
14so ihrer sorge vertrauet14, mit rechtschaffener, ge-
sunder, göttlicher, prophetischer und apostolischer
lehr und nicht mit menschenträumen und -satzun-
gen underrichtet und gelert werden.
Zum dritten, daß sie in auslegungen der heyligen,
göttlichen schrift nicht unnötige, unordentliche,
auch zur christlichen erbauung und besserung un-
dienstliche materias fürnemen, sondern daß ein ih-
der aus biblischer schrift dasjhenige, waß seiner be-
folhenen kirchen gemeß, gut und zur seeligkeit nutz
und nothwendig ist, erwehle, fürtrage, auslege, dar-
auß lehre, ermahne, tröste und strafe. Und thue
solches alles mit rechtem, eyferigem geist, ernst und
treu, auch also, das hierin 15sein fleischlicher15
affect16, rachgirigkeit, lust und lieb zu zancken und
hadern nicht gespüret, alle ungebührliche, leicht-
fertige, unzüchtige, schalckhaftige schmitz-17, schelt-
und spitzwort18, dardurch einfeltige, schwache leuthe
nicht allein unwillig gemacht und von der lehr des
heyligen evangelii abgeschreckt, sondern auch die
warheit selbst verdechtig und verhast gemacht wirde,
19in all wege19 vermeiden.
Welches doch nicht also zu verstehen, als ob hier-
umb die mißbreuch, abgötterey, abergleube, falsche
lehr, sünde und laster nicht solten20 ernstlich je nach
gestalt und gelegenheit derselbigen mit harten21,
ihdoch der heyligen, göttlichen schrift gemeßen
worten angetast, gestraft22 und gescholten werden.
Dann wer23 wolte den24 für ein treuen prediger der
warheit halten, der aller falschen religion, schandt
und lastern verschonete, dieselbige nicht angriffe,
11 1564: vermanen.
12 1564: + und.
13 1564: kirchen.
14-14 Fehlt 1564.
15-15 1564: seine fleischliche.
16 1564: + anfechtung; fehlt auch 1585.
17 Verletzendes, verspottendes, verhöhnendes Wort,
vgl. DW IX, 1105.
18 Stichelwort, vgl. DW X, 1, 2650.
19-19 Fehlt 1564.
20 1564: + dapfer und.
21 1564: ruhen.
22 Fehlt 1564.
23 1564: welcher.
24 1564: denjenigen.
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