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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0587
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Kirchenordnung 1601

Weil aber auch solcher catechismus etwas auß-
führlicher, damit er dem gemeinen mann und ange-
hender jugent nicht so weitleuftig und schwer für-
komme, ist derselben zum besten die verordnung
geschehen, das etliche und zwar die nohtwendigsten
fragen sampt ihren antworten mit diesen sonder-
lichen gemerck* gezeichnet, welche sie anfangs lehr-
nen und fassen, biß sie im alter und verstandt zu-
nehmen, auch zu den ubrigen schreiten und diesel-
bigen gleichsfals begreifen mögen.
In den stetten soll in den sontäglichen nachmit-
tagspredigten der gantze catechismus gehandelt und
fürgetragen und jahrs einmahl zu endt gebracht wer-
den etc.49
Catechismus.
[Folgt der Heidelberger Katechismus wörtlich
wie in 156350]
Kurtze summa deß catechismi sampt den texten
der hauptstücken christlicher religion.
[I.] Was ist einem menschen nötig zu wissen, der
da wil selig werden?
Drey stück: Erstlich, wie groß seine sünde und
elend sey. Zum andern, wie er von seinem elend er-
löset werde. Zum dritten, wie er Gott für solche er-
lösung soll danckbar sein.
I.
Von des menschen elend.
[II.] 1. Was ist des menschen elend?
Daß er ein armer sünder ist und durch die sünde
die ewige verdamnuß verdienet hat.
[III]. 2. Woher erkennet man die sünde?
Auß den zehen geboten Gottes, welche kein
mensch halten kan, weil sie nicht allein einen eusser-
lichen, sondern auch einen innerlichen, vollkomme-
nen gehorsam des gantzen menschen erfordern.

49 Entspricht der Bestimmung über die abendliche
Katechismuspredigt in den Städten oben S. 342.
50 Text oben S. 342-368. Hier sind die Fragen durch-
numeriert und zumeist mit den Inhalt kurz be-
zeichnenden Marginalien versehen. Die Einteilung
in zehn Lektionen ist fortgefallen, hingegen die
Sonntagseinteilung in 52 Abschnitte beibehalten.
Der Schriftbeweis ist reicher und gegenüber den

Wie lauten die zehen gebot Gottes?
Gott redet alle diese wort:
Das erste gebot.
Ich bin der herr, dein Gott, der ich dich auß
Egyptenland auß dem diensthauß geführet hab. Du
solt kein ander götter für mir haben.
Das ander.
Du solt dir kein bildnuß noch irgendein gleichnuß
machen weder deß, das oben im himmel, noch deß,
das unden auf erden, oder deß, das im wasser under
der erden ist. Du solt sie nicht anbeten noch ihnen
dienen. Dann ich, der herr, den Gott, bin ein star-
cker, eyferiger Gott, der die missethat der väter
heimsucht an kindern biß ins dritte und vierdte
glied deren, die mich hassen, und thue barmhertzig-
keit an viel tausenden, die mich lieben und meine ge-
bot halten.
Das dritte.
Du solt den namen deß herren, deines Gottes,
nicht mißbrauchen. Dann der herr wird den nicht
ungestraft lassen, der seinen namen mißbraucht.
Das vierdte.
Gedenck deß sabbathtags, das du ihn heiligest.
Sechs tage soltu arbeiten und alle deine werck thun.
Aber am siebenden tag ist der sabbath deß herrn,
deines Gottes, da soltu keine arbeit thun noch dein
sohn noch deine tochter noch dein knecht noch
deine magd noch dein vieh noch der frembdling, der
in deinen thoren ist. Dann in sechs tagen hat der
herr himmel und erden gemacht und das meer und
alles, was drinnen ist, und ruhete am siebenden tage.
Darumb segnete der herr den sabbathtag und hei-
ligte ihn.
Das fünfte.
Du solt deinen vater und deine mutter ehren, auf
das du lange lebest im land, das dir der herr, dein
Gott, gibt.
früheren Ausgaben leicht variiert. Die Bibelzitate
sind unter dem Text der Antworten völlig ausge-
druckt.
Mit Sternchen gezeichnet und damit als An-
fangspensum vorgesehen sind folgende Fragen:
1-18, 20-26, 29, 31, 33-35, 38, 40-41, 44-45,
49-61, 66, 68-69, 71, 75, 77, 81, 83, 86-87, 92-96,
99, 103-105, 108, 110, 112-113, 116, 118-129.

:6 Sehling, Bd. XIV, Kurpfalz

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