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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0606
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Regierungszeit Friedrichs IV. 1592-1610

schwerlich, ihme ein capitel auß heiliger schrift, so
fürnemlich zum trost der krancken dienlich, für-
lesen, als da sind: 10.99 14.15.16.17. capitel Johan.,
das 15. cap. Luc., das 5. und 8. cap. 1an die1 Römer,
das 15. cap. der 1. 2an die2 Corinth., das 4. und 5.
der 2. 3an die3 Corinth., das 53. cap. Jesa. item98
4auß dem Psalmen den 22. 23. 25. 27. 42. 51. 91. 103.
etc.4
Im fall es aber dem krancken wegen leibes-
schwachheit ein gantz capitel oder Psalm zu hören
beschwerlich, soll ihm alsdann ein kurtzer auß den
allertröstlichen sprüchen der schrift zu behalten je-
desmahl fürgesprochen und wol eingebildet werden,
alß Matth. 5, V. 2: Sey getrost, mein sohn, deine
sünde sind dir vergeben, 1.Joh. 1, V. 7: Das blut
Jesu Christi, des sohns Gottes, machet uns rein von
aller sünde, Phil. 1, V. 21. 23: Christus ist mein leben
und sterben ist mein gewin. Denn es liget mir beydes
hart an, ich habe lust abzuscheiden und bey Christo
zu sein, welches auch viel besser were. Psal. 73,
V. 25. 26: Wenn ich nur dich habe, so frag ich nichts
nach himmel und erden. Wann mir gleich leib und
seel verschmacht, so bistu doch, Gott, allezeit mei-
nes hertzen trost und mein theil, Rom. 14, V. 8:
Leben wir, so leben wir dem herren. Sterben wir, so
sterben wir dem herren. Darumb, wir leben oder
sterben, so sind wir deß herren, Psal. 37, V. 5. 7:
Befehl dem herren deine wege und hoffe auf ihn, er
wirds wol machen. Sey stille dem herren und warte
auf ihn. Job 19. V. 25: Ich weiß, das mein erlöser
lebet und er wird mich hernach auß der erden auf-
erwecken, Psal. 30, V. 6: Sein zorn wehret ein augen-
blick und er hat lust zum leben, den abend lang
wehret das weinen, aber deß morgens die freude.
5Es soll auch der kirchendiener bey dem krancken
mitsampt den beywesenden, so oft es sein mag, das
christliche gebet thun auf folgende oder dergleichen
weise.
Gebet bey den krancken5.
Ewiger, barmhertziger Gott und vater, der du tod

99 1563: das. 1563: zun.
2-2 1563: zun.
3-3 1563: zun.
4-4 1563: den 25., den 51. oder den 103. Psalmen und,
was dergleichen ein verstendiger seelsorger, für
die krancken sein, befindet.

und leben in deiner hand hast und ohne unterlaß für
uns also sorgest, das uns ohne deinen willen kein haar
von unserm haupt fallen kan, auch alles, was uns
in diesem leben begegnet, zu unserem heil und selig-
keit dienen muß, wir bitten dich, demnach du uns
mit leibsschwachheit und trübsal heimsuchest, das
du uns die gnade deines heiligen geistes wollest ver-
leihen, daß wir auß solcher deiner väterlichen ruh-
ten deine gerechtigkeit und güte recht erkennen,
dann wir ja mit unsern manigfaltigen sünden sol-
ches wol verdienet haben. Doch ist uns diese deine
gnedige heimsuchung nicht ein zeichen deines zorns,
sondern deiner väterlichen liebe gegen uns, weil du
uns darumb züchtigest, daß wir nicht mit der argen
welt verdammet werden. O himlischer vater, ver-
zeihe uns gnediglich alle unsere sünde umb deß
bittern leidens und sterbens Jesu Christi, deines
sohns, unsers einigen mitlers und seligmachers wil-
len. Gib uns gedult und bestendigkeit in rechtem
vertrauen auf deine barmhertzigkeit. Lindere uns
gnedig unser creutz, das uns deine hand hat auf-
geleget und wende dasselbe nach deinem väterlichen
willen zu der ehren deines heiligen namens und un-
ser seelen heil und seligkeit, durch deinen allerlieb-
sten sohn, unsern herren Jesum Christum, Amen6.
7Unser vater etc. [Matth. 6, 9-13].
Wollest uns auch standthaftigkeit und tägliches
zunehmen geben in dem alten, waren, ungezweifel-
ten christlichen glauben:
Ich glaub in Gott, vater8 etc.
Gebet bey den sterbenden7.
Allmechtiger, barmhertziger Gott und vater, ich
sage dir lob und danck, das du mir leib und seel ge-
geben und dieselbigen biß daher so väterlich und
gnediglich erhalten und bewahret hast. Insonder-
heit aber dancke ich dir, daß du mir deinen lieben
sohn Jesum Christum geschenckt, der mich von
sünden und dem gewalt des ewigen todes und des
teufels und der ewigen verdamnus erlöset hat. Und
5-5 Wörtlich aus 1563, vgl. oben S. 403.
6 Freie Bearbeitung des Krankengebets in 1563,
vgl. oben S. 403-404.
7-7 Wörtlich aus 1563, vgl. oben S. 404.
8 Fehlt 1563.

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