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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0620
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Regierungszeit Friedrichs IV. 1592-1610

Nachdeme zue bau und wolstandt der christlichen
kirchen nicht genug, daß die cantzeln mit kirchen-
dienern nach notturft bestellet, das wort Gottes ge-
prediget undf die hailige sacrament ausgespendetg,
sondern hiezue auch noch dieses gehöret, daß fal-
scheh zwitrechtige lehr und irthumb bei lehrern und
zuehörern verhütet, die kirchendiener und zuehörer
jeder in seinem beruf fleißig erhalten, alle ergerniß
und laster, dardurch der hailige nahme Gottes und
sein wort gelästert und geschmehet wirt, vorkom-
men und abgeschafft und gottseeligkait und beße-
rung des lebens, zucht und erbarkeit gepflantzet
werde, danebeni die glider der christlichen gemein
alle in einigkait des glaubens und brüderlicher liebe
zuesammenhalten, verleugnen das ungöttliche we-
sen und die weltliche lüstek, zuchtig, gerecht und
gottseelig leben in dieser welt zue lob, ehrl und
preiß ihres vaters im himmel.
Staats-A. Amberg, Oberpfälz. Religions- und
Reformationswesen Nr. 71, fol. 2-17, mit derselben
Überschrift.
Abk.: ORuR 71 (1).
Staats-A. Amberg, Oberpfälz. Religions- und
Reformationswesen Nr. 71, fol. 35-47, ohne Über-
schrift.
Abk.: ORuR 71 (2).
Wo diese vier Fassungen zusammenstimmen,
Abk.: Oberpfalz.
2 Vgl. unsere Nr. 50, oben S. 458-450.
3 Druck unbekannt.
f Fehlt Oberpfalz.
g Oberpfalz: + werden.
h Oberpfalz: + undt.
i Oberpfalz: undt.
k Oberpfaiz: + undt.
l Fehlt Oberpfalz.
m Oberpfalz: bueßzucht.
n Oberpfalz Marginal: + Matth. 18, V. 15; Act. 14,
23; Act. 20, 17; Tit. 1, V. 5; l.Tim. 5, 17.
o Oberpfalz: + Matthaei 18. cap.
p Fehlt Oberpfalz.
Oberpfalz: + der.
r Göttingen (2) und Oberpfalz: bezeugen.
s Oberpfalz: worden.
t Oberpfalz:
Alß ordnen undt bevehlen wir, daß neben den
kirchendienern jedes orts etliche gewisse persoh-
nen zue eltisten undt ufsehern der christlichen ge-
mein jhärlich erwehlt werden, welche anstatt der
gantzen gemein zue gewissen zeiten, nachdem es
die not erfordert, zusammenkommen undt, was
sich in lehr undt leben fur ärgernus in der gemein
zuetragen, sich dieselbe zu verbessern undt abzu-

Solches aber nicht beßer und füglicher geschehen
und erhalten werden kan dan durch die christliche
disciplin und kirchenzuchtm, nso von dem herrn
Christo selbst seiner gemeino befolen undp von den
aposteln undq apostolischen kirchen, wie neben der
heiligen schrift die kirchenhistorien bezaigenr,
recht geubt werdens, biß die tyrannei des antichri-
sten uberhand genommen.
tAls haben wir uns deßen christlich und wolbe-
dechtlich erinnert und sowohl unsern löblichen vor-
farn2 als auch anderer christlicher potentaten exem-
pel nach zue befürderung unserer kirchen und
underthanen zeitlicher und ewiger wolfart diese
nachgesetzte presbyteri- oder eltestenordnung nach
anleitung göttliches worts durch unsere rhate und
theologos zusammentragen, fertigen und durch die
offentlichen truck3 publicirn laßen.
Befehlen und gebieten demnach allen und jeden
schaffen miteinander unterreden, auch vermah-
nungen uß dem wort Gottes nach der ordnung des
herrn Christi zum ersten, andern undt dritten
mahl oder, so oft es erbaulich undt fur rathsamb
eracht wirdt, thun undt, da einer in offenen sun-
den undt ärgernus mutwillig verharren wollt, den-
selben von den heyligen sacramenten in der still
mit christlicher bescheidenheit abmahnen, biß er
besserung verheisset undt ertzeiget.
Solche ordnung ist notwendig, gut undt heyl-
samb, weil sie von Gott selbst allezeit seiner kir-
chen bevohlen undt in derselben ist erhalten wor-
den, der ja am besten weiß undt verstehet, was
zue seiner ehre, dahin all unßer thun undt lassen
soll gerichtet sein, dienet undt was uns menschen
gut undt notwendig ist.
Nun wirdt ja die ehre Gottes damit gefördert,
wann diejhenigen, so sich christen undt kinder
Gottes nennen, also sich verhalten, daß ihr leben
mit dem wort undt willen Gottes ubereinstimmet,
daß jedermann bekhennen muß, daß sie der art
ihres himmlischen vaters nachschlagen. Hergegen
aber wirdt der name Gottes höchlich gelestert undt
geschmehet, wann die, so sich christen undt Gottes
khinder nennen, alß heyden undt khinder des
teufels leben, gleich als wann Gott ein solcher Gott
were, der am gottlosen wesen ein gefallen hette.
Sie dient auch zue der wolfarth der christlichen
kirchen selber, dann wann sie nach der ordnung
undt bevehl des herrn Christi gebraucht undt ge-
handthabt wirdt, so werden dadurch die rechte
glieder Christi verwahret, daß sie nit durch böse
exempel verführet, auch die andern, so entweder
auß schwachheit oder verfuhrung gefallen sein,
wider (sovil müglich) zuerecht gebracht undt von
dem ewigen verderben behütet werden.

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