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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0622
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Regierungszeit Friedrichs IV. 1592-1610

Durch die gemein werden alhie verstanden, welche
sonsten in der schrift eltisten genant werden und
die gantze gemein representiren. dieweil es schwer
fallen würde, auch grose ungelegenhait, unordnung
und ubelstand gebareng, da jedesmal wegen gege-
benen ärgernußen die gantze gemeinen zuesammen-
gefordert werden solten.
hiSo hat auchi Christus, der herr, diese seine ord-
nung durch die heiligen apostel erstlich zue Jerusa-
lem (dannk sie mit dem evangelio haben sollen den
anfang machen) und folgents hin und her in allen
andern kirchen aufrichten laßen.
Die kirche zue Jerusalem belangende, erscheinet
solches aus dem 15. cap. der geschichten, da Paulus
und Barnabas zue den aposteln und eltisten umb
ainer fragen willen abgefertigt würden, den daselbst
wirt wol funfmal, nemblich V. 2, 4, 6, 22 und 23
neben den aposteln auch der altisten gedacht. Ha-
bens nun die apostel damals der kirchen notturft zue
sein erachtet, neben sich eltesten zue haben, wieviel
mehr würdt es jetziger zeit bei andern gemainen
lehrenl vonnöten sein.
Soviel aber andere kirchen betreffen thut, welche
ihm der herr Christus durch den dinst seinem apostel
under den jüden und heiden hin und her uf der wei-
ten welt ufgerichtet hat, bezeuget solches
1. Der evangelist Lucas in den geschichten.
Cap. 14, V. 23: Und sie (Paulus und Barnabas)
ordneten ihnen hin und her eltesten in den gemei-
nen, beteten und fasteten und befolen sie dem her-
ren, an den sie glaubig worden waren.
Cap. 20, V. 17: Von Mileto sante er (Paulus) gen
Ephesum und ließ fordern die eltisten von der ge-
meine.
2. Der apostel Paulus in seinen episteln.
Tit. 1, V. 5: Derhalben ließ ich dich in Creta, daß
due sollest vollendn anrichten, da ichs gelaßen habe,
hOberpfalz Marginal: + Psal. 110, V. 2; Jesa. 2,
V. 3; Mich. 4, V. 2; Act. 1, V. 8.
i-i Oberpfalz: II. Daß.
k Oberpfalz: da.
l Oberpfalz: lehrern.
m Göttingen (2) und Oberpfalz: seiner.
n Göttingen (2): vol- und.

und besetzen die stätte hin und her mit eltisten, wie
ich dir befolen habe.
1.Corinth. 12, V. 280: Gott hat gesetzt in der ge-
maine aufs erst apostel, aufs ander die propheten,
aufs dritte die lehrer, darnach die wunderthäter,
darnach die gaben, gesund zue machen, helfer, re-
girer, mancherlei sprachen.
Durch die helfer verstehet er die ahnosenpfleger,
durch die regirer aber die eltesten.
1.Tim. 5, V. 17: Die eltesten, die wol fürstehen,
die halte man zwifacher ehren werth, sonderlich die
da arbaiten an dem wort und in der lehr.
Aus diesem spruch erscheinet, daß die apostel in
diesem seniorrhat zweierlei personen haben verord-
net gehabt, 1. die lehrer, 2. sonst etliche erbare
menner aus der gemeine.
3. Der apostel Petrus.
In seiner 1. epistel cap. 5, V. 1: Die eltisten, so
under euch seint (nemblich in Ponto, Galatia, Cap-
padocia, Asia, Bithinia (wie solches die uberschrift
dieser epistel cap. 1. V. 1 auswaiset) ermahne ich, der
mitelste und zeuge der laiden, die in Christo seint,
und thailhaftig der herligkait, die offenbart werden
soll.
Daß sich Petrus alhie einen miteltisten nennet,
daraus ist abermal gnugsam abzuenehmen, wie
hoch die apostel derp eltisten rhat gehalten haben.
4. Der apostel Jacobus.
Jac. 5, V. 14: Ist jemant kranck, der ruefe zue
sich die eltisten qvon derq gemaine.
rSolche ordnung ist notwendig, gut und heilsam,
weil sie von Gott selbs allezeit seiner kirchen befolen
und in derselben ist erhalten worden, der ja am
besten waiß und verstehet, was zue seiner ehre, da-
hin alle unser thun und lasen soll gerichtet sein, die-
net und was uns menschen guet und notwendig ist.
Nun wirt ja die ehre Gottes damit gefordert, wan die-
o Oberpfalz: 18.
p Oberpfalz: den.
q-q ORuR 67 (1), 67 (2) und 71 (2): der.
r-r Fehlt hier Oberpfalz, dort nahezu im gleichen
Wortlaut am Schluß des Einführungsmandats.
Oberpfalz hat das Register und das Einführungs-
mandat im Anschluß an den Bibelstellennachweis.

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