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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0623
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Presbyterordnung ca. 1601

jenigen, so sich christen und kinder Gottes nennens,
aiso sich verhalten, daß ihr leben mit dem wort und
willen Gottes uberainstimmet, daß jederman bekom-
ment muß, daß sie der art ihres himblischen vaters
nachschlagen.
Hergegen aber wirt der nahme Gottes höchlich
gelestert und geschmehet, wan die, so sich christen
und kinder Gottes nennen, als heiden und kinder
des teufels leben, gleich als wan Gott ein solcher
Gott were, der am gottlosen wesen ein gefallen hette.
So dients auch zue der wolfart der christlichen
kirchen selber. Dann, wan sie nach der ordnung und
befelch des herren Christi gebraucht und gehand-
habt würdt, so werden dadurch die rechten glider
Christi verwahret, daß sie nicht durch bose exempel
verfürt, auch die andern, so entweder aus schwach-
eit oder verfürung gefallen seint, wider (soviel
möglich) zuerecht gebracht und vor dem ewigen ver-
derben behütetr.
2.u
Von der eltistenwahl, was für personen, wieviel
deroselben, waw, von wehm und wie sie sollen
erwehlet, confirmirtx und proclamirt werden.
yWiewohl es nicht gar rhatsam oder vorträglich,
daß die eltesten, welche fieißig ihr ampt thun, oft
geändert oderz abgewechselt werden, jedoch weil
umb sonderbarer, erheblichen ursachen willen solche
verenderung und abwechslung nicht allerdings kan
vermiten bleiben, so soll man allwege, wan eltesten
geweleta werden, am ersten mit den gewesenen und,
die da abkommen sollen, handeln, ob sie lenger
bleiben und solch ampt also, wie bißhero, mit treuen
verrichten wolten, so dörfe es keine enderung. Wo
sie aber sichb nicht bereden wolten lassen, soll dar-
s Fehlt Göttingen (2).
t Besser: bekennen.
u Oberpfalz: I.
w Göttingen (2) und Oberpfalz: wann.
x Fehlt Oberpfalz.
y Göttingen (2) Marginal: + De electione.
z Oberpfalz: undt.
a Oberpfalz: erwehlt.
b ORuR 67 (1), 71 (1) und 71 (2): + lenger.
c Göttingen (2) Marginal: + Qualitates presbytero-
rum.
d Oberpfalz Marginal: + Tit. 1, V. 6.
e ORuR 67 (2): + undt.
f Fehlt Göttingen (2).

innen allwege dahin gesehen werden, daß der halbe
theil bleibe, damit etliche sein, die des presbyterii
und der eltesten ordnung, gelegenheit und bericht
wißen und die neuen altesten desto beßer anweisen
und anfüren können.
cEs sollen aber solche leute zue altesten fürge-
schlagen und gewelt werden, welche der rainen, wa-
ren religion nicht zuewider, sondern zuegethan, ei-
nes christlichen eifers undd aufrichtigene, unver-
weißlichen lebens und wandels für andern bekant,
die dem gaitz, wucher, freßen, saufen, spielen, flu-
chen, schwerenf und andern lastern, welche im
presbyterio müßen gestraft werden, nicht ergeben,
sondern feindt sein (dan wie wollen sie sonst andere
davon abmahnen), item, die nicht uf der welt danck
oder undanck sehen, sondern uf Gott und ihren be-
ruef, die verstendig, bescheiden, mitleidig, ver-
schwiegen und denen es ein rechter ernst ist, Gott
zue dienen und das reich seines sohns zue befürdern.
ghJa, ahn zalh der eltisten muß man uf einer jeden
statt, fleckens, dorfs und gemeinei gelegenheit sehen
und, nachdeme dieselbige groß oder klein, auch viel
oder wenig eltesten wehlen, doch also, daß allwege
etliche aus dem rhat oder gericht jedes orts (schult-
haiß oderk bürgermeister ausgeschloßen), die andern
aus der gemeine und, wo möglich, nach den vier1
quartiren hierzuegezogen werden.
m Diese eltestenwahl soll jerlich einmahl, nemb-
lichn stracks nach dem christfest4 und vor abtre-
tung der alten an jedem ort von dem gantzen pres-
byterio vor die handt genommen und nach gesche-
hener wahl die neu erwehlte dero obrigkeit namhaft
gemacht werden, die sie dan ihres ampts erinnernp
zum fleiß und stillschweigen (damit nit durch aus-
schreyenq deßen, was im presbyterio gehandlet, un-
g Göttingen (2) Marginal: + Numerus.
h-h Oberpfalz: In anzahl.
i Fehlt Göttingen (2).
k Oberpfalz: undt regirende.
l Fehlt Oberpfalz.
m Göttingen (2) Marginal: + Tempus electionis.
u Feblt ORuR 71 (1).
o Fehlt Göttingen (2).
p Göttingen (2): erinnert.
q Oberpfalz: ausschwetzen.
4 Dieser Wahltermin auch schon in unserer Nr. 50,
oben S. 450.

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