Presbyterord nung ca. 1601
dem andern eingreifen möge, so soll der underschaidt
des ampts der eltisten und der weltlichen obrigkeit
mit fleiß ins acht genommen werden.
Dan erstlich erstreckt sich das ampt der obrigkait
allein uber den leib und zeitliche güter der under-
thanen, uber die seelent der menschen und ihre
ewige wolfart haben sie garu nit zue herschen. Hin-
gegenw das ampt der eltesten gehet auf die gewißen
der menschen, welche sie durch ihre vermanung aus
den sünden aufmundern, durch den hamer des gött-
liches gesetzes zerknürschen und zue Gott führen
und durch die gnadenverhaisung des evangelii wi-
derumb aufrichten und trösten.
Zum andern so straft die obrigkeit mit euser-
lichem zwangk und gewaldt, als mit gefengnus, gelt,
ruten, verweisung des lands oder nach verbrechung
mit dem schwert, radt, feur, waßer, strick etc. Die
kirch aber oder die eltisten (welche ihre gemeind re-
presentiren xdurch das wort Gottesx) vermanen
allein und strafeny.
Zum dritten die obrigkeit siehet in ihren strafen
allein uf die erhaltung euserlicher zucht und gemei-
nen fridens und rhue. Die kirch aberz ihren verma-
nungen und verkündigung des zorns und gerichts
Gottes suchet der gefallenen bekerung und beßerung
und ihr ewiges heil und seeligkait.
Zum vierten, es sind viel sünden, welche die obrig-
keit nit strafet, die doch den zorn Gottes uber die
gemain reitzen und die ewige verdamnus, da keine
bueß geschicht, verursachen. Dieselbige aber strafet
die kirche aus dem wort Gottes, damit der gefallene
durch bueß und beßerung mit Gott versöhnet und
t Oberpfalz: + aber.
u Fehlt Oßuß 67 (1), 71 (1) und 71 (2).
w Oberpfalz: Aber.
x-x Fehlt hier Oberpfalz.
y Oberpfalz hier: + durch das wort Gottes.
ewig seelig werde, er werde gleich von der obrigkeit
gestraft oder nicht.
Zum funften und weil die sünden nit allein began-
gen werden wider die politische gesetz und weltliche
obrigkait, sondern fürnemblich wider die zehen ge-
bot und wider Gott selbst, so muß auch dahin ge-
trachtet werden, daß der sünder nit allain mit der
obrigkait, sondern auch und fürnemblich mit Gott
versöhnet werde, darzue dan nit allein das ampt der
obrigkait, sondern eigentlich das ampt der eltisten
vonnöten ist.
Und ist hieraus offenbahr, daß eines nit wider
das ander ist noch eines durch das ander ufgehoben
wirt, sondern daß sie beide von Gott sehr weißlich
anützlich und wola zuesammengeordnet und zum
bau der kirchen gericht sein und demnach mit ge-
mainem zuesammenthun denselben befordern sollen.
b Dieweil dan hiedurch Gott, was Gottes ist, und
der obrigkeit, was derselben gebüret, gegeben wirt
[Matth. 22, 21], erholen wir nachmals anhero unsern
vorigen befelch, ernstlich gebietendt, es wolle ein
jeder gaistlichen und weltlichen stants, soviel eines
jeden ampt und beruef disfals erfordert, sich diese
christliche wolmeinende ordnung eusersten vermö-
gens lasen befohlen sein und mit allem ernst dran
sein, daß derselbec in allen ihren puncten wircklich
nachgelebt und dießfals nichts versaumet noch un-
derlasen werde.
Unß darneben und unsere erben dieselbige nach
erheischender gelegenheit und notturft zue ver-
beßern und zue mehren in all wege hiemit vorbe-
halten etc.b.
z Oberpfalz +: in.
a-a Oberpfalz: wol undt nutzlich.
b-b Fehlt Oberpfalz.
c Göttingen (2): derselben.
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dem andern eingreifen möge, so soll der underschaidt
des ampts der eltisten und der weltlichen obrigkeit
mit fleiß ins acht genommen werden.
Dan erstlich erstreckt sich das ampt der obrigkait
allein uber den leib und zeitliche güter der under-
thanen, uber die seelent der menschen und ihre
ewige wolfart haben sie garu nit zue herschen. Hin-
gegenw das ampt der eltesten gehet auf die gewißen
der menschen, welche sie durch ihre vermanung aus
den sünden aufmundern, durch den hamer des gött-
liches gesetzes zerknürschen und zue Gott führen
und durch die gnadenverhaisung des evangelii wi-
derumb aufrichten und trösten.
Zum andern so straft die obrigkeit mit euser-
lichem zwangk und gewaldt, als mit gefengnus, gelt,
ruten, verweisung des lands oder nach verbrechung
mit dem schwert, radt, feur, waßer, strick etc. Die
kirch aber oder die eltisten (welche ihre gemeind re-
presentiren xdurch das wort Gottesx) vermanen
allein und strafeny.
Zum dritten die obrigkeit siehet in ihren strafen
allein uf die erhaltung euserlicher zucht und gemei-
nen fridens und rhue. Die kirch aberz ihren verma-
nungen und verkündigung des zorns und gerichts
Gottes suchet der gefallenen bekerung und beßerung
und ihr ewiges heil und seeligkait.
Zum vierten, es sind viel sünden, welche die obrig-
keit nit strafet, die doch den zorn Gottes uber die
gemain reitzen und die ewige verdamnus, da keine
bueß geschicht, verursachen. Dieselbige aber strafet
die kirche aus dem wort Gottes, damit der gefallene
durch bueß und beßerung mit Gott versöhnet und
t Oberpfalz: + aber.
u Fehlt Oßuß 67 (1), 71 (1) und 71 (2).
w Oberpfalz: Aber.
x-x Fehlt hier Oberpfalz.
y Oberpfalz hier: + durch das wort Gottes.
ewig seelig werde, er werde gleich von der obrigkeit
gestraft oder nicht.
Zum funften und weil die sünden nit allein began-
gen werden wider die politische gesetz und weltliche
obrigkait, sondern fürnemblich wider die zehen ge-
bot und wider Gott selbst, so muß auch dahin ge-
trachtet werden, daß der sünder nit allain mit der
obrigkait, sondern auch und fürnemblich mit Gott
versöhnet werde, darzue dan nit allein das ampt der
obrigkait, sondern eigentlich das ampt der eltisten
vonnöten ist.
Und ist hieraus offenbahr, daß eines nit wider
das ander ist noch eines durch das ander ufgehoben
wirt, sondern daß sie beide von Gott sehr weißlich
anützlich und wola zuesammengeordnet und zum
bau der kirchen gericht sein und demnach mit ge-
mainem zuesammenthun denselben befordern sollen.
b Dieweil dan hiedurch Gott, was Gottes ist, und
der obrigkeit, was derselben gebüret, gegeben wirt
[Matth. 22, 21], erholen wir nachmals anhero unsern
vorigen befelch, ernstlich gebietendt, es wolle ein
jeder gaistlichen und weltlichen stants, soviel eines
jeden ampt und beruef disfals erfordert, sich diese
christliche wolmeinende ordnung eusersten vermö-
gens lasen befohlen sein und mit allem ernst dran
sein, daß derselbec in allen ihren puncten wircklich
nachgelebt und dießfals nichts versaumet noch un-
derlasen werde.
Unß darneben und unsere erben dieselbige nach
erheischender gelegenheit und notturft zue ver-
beßern und zue mehren in all wege hiemit vorbe-
halten etc.b.
z Oberpfalz +: in.
a-a Oberpfalz: wol undt nutzlich.
b-b Fehlt Oberpfalz.
c Göttingen (2): derselben.
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