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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0072
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Pfalz-Zweibrücken

sunden und vergiltest uns nicht nach unser miße-
that, sonder erbarmest dich unser und zuchtigst
uns, wie ein vatter seine liebe Kinder.12So bitten wir
dich, lieber vatter, gib uns gnad, das wir deine zuch-
tigung mit gedult annemmen, unß von hertzen zu
dir bekeren und gnad erlangen.
Vom Ampt der Kyrchen diener, wie es
zu Zweinbrucken gebraucht wyrdt.
Nach dem sich die pfarher und predicanten zu
Zweynbrucken mit den andern dieses löblichen
furstenthumbs pfarhern und predicanten der Kyr-
chen ubungen und ler halb vergleichen haben, so ist
inen darauff bevolhen |395| worden (welichs sie selbs
wyllig zu thun sind), das sie sich dem selbigen ge-
meß halten, wie in nachvolgender schrifft, so alle
pfarher diß furstenthumbs unserer gnedigen her-
schafft undertheniglich uberantwort und gnedige
bewylligung erlangt haben.
Copia des anbringens der pfarher an
unsere gnedige herschafft.
An die durchleuchtigen, hochgebornen furstin und
fursten, frawen Elisabeth, pfaltzgrevin by Rhein,
Hertzogin in Beyern und Grevin zu Veldentz, Ge-
borne Landtgravin zu Heßen, witwe, auch hern
Ruprechten, pfaltzgraven bey Rhein, Hertzog in
Beyern und graven zu Veldentz, furmunder, unsern
gnedigen furstin und fursten.
Durchleuchtige, Hochgeborne Furstin, gnedige
fraw, auch Durchleuchtiger, Hochgeborner furst,
gnediger her. E[uren] F[ürstlichen] G[naden] sein zu-
vor gnad und fried von gott und unserm erlöser Jhe-
su Christo mit unserm schuldigen und wylligen
dienst, auch innigem gebett zu gott alle zeit.
Gnedige furstin und gnediger her, wie uns geburt
mit hochster dancksagung das Heylig Evangelium
anzunemen, welichs ist gottes crafft zur seligkheitt
allen, die daran glauben,13 also sein wyr auch schul-
12 Ps 103,8.10.13.
13 Röm 1,16.
14 Mt 13,24-30.
15 Jes 49,23.

dig, sovyl gott durch unß wyl außrichten, mit allem
vleiß helffen und fordern, das unsern Kindern und
nachkommen das heilig Evangelium rein bleybe, uff
das nicht gott uber unsere undanckbarkeytt und
farleßigkeitt zurne und uns, auch unsern nachkom-
men, daßelbig entzihe, wie den Juden und vielen an-
dern geschehen ist. So sehen wir wol, was der teufel
mit offentlichem wüten und heimlichem tucken im
sinn hatt, wie er unß diesen kostlichen schatz nemen
und den guten samen mit unkraut verderben
wyl.14 Auß solchen und andern ursachen haben unß
unsere mitdiener im wort vermecht, by E.F.G., wel-
che der Heilig Esaias cap. 49 seugamen und pfleger
der Kyrchen nennet,15 underthenig- |396| lich anzu-
suchen umb gnedige bewylligung, das die pfarher
dieses furstenthumbs zusammen kommen, sich be-
sprechen der lere und Heilige Sacrament halb, zwi-
spalt und andern unrat zuverhuten, welichs E.F.G.
gnediglich zugelaßen und bevolen haben, das wyr
denselbigen E.F.G. unsere bedencken anzeigen.
Weyl den das predig ampt in der Christenheit das
herlichst, nutzist und notwendigst ist, wie Sanct
Paulus 2. Corint. 3 spricht: Das ampt, das den geist
gibt und die gerechtigkeit predigt, ist uberanß16 in
clarheit;17 Dan durch daßelbig wyrt gott der welt
bekant und gepriesen, die armen sunder und18 des
teufels und todts tiraney erretet und zum ewigen
leben bracht, so ist jhe wol zu sehen, wie grose sund
es sey und was verderblichen schaden es bring, wo
man dis ampt mißbrücht, lestert und nicht recht
bestelt.
Darumb haben wir unß erstmals der ler halb under-
redt, das die dem bevelch gottes nach warhaftig und
trewlich gepredigt, auch die Heilige Sacrament, wie
sie Christus, unser her, geordnet, gereicht wurden.
So wolten wyr auch gern, das es ordenlich und fein
geschehe,19 doch das mit unnötigen gesetzen nie-
mandts gewißen verstrickt wurd, das auch gottes
name und wort durch offentlich ergerlich leben bei-
de, des volcks und diener, nit verlestert wurd, zu-
16 Lat. uberans = reichhaltig, überschwänglich.
17 2 Kor 3,9.
18 Sic! Wohl: von.
19 1 Kor 14,40.

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