Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Pfalz-Zweibrücken

Von den Heiligen Sacramenten.
Wie unser lieber herr Jesus Christus die heiligen Sa-
cramenten eingesetzt und bevolen hatt, in der
Christenheitt zubrauchen,24 also halten wyrs und
tauffen im nammen gott, des vatters und des suns
und des heiligen geists, und tauffen auch die Kinder,
weyl inen gottes reich ist zugesagt25 und ußerhalb
der Christlichen kyrchen keine vergebung der sun-
den ist.26 Das heilig Sacrament des leibs und bluts
Christi reichen wir beiderley gestalt, dan unser her
Christus spricht: Nemmet, eßent, item: drinckent
alle darauß etc.27 So trösten wyr auch die bleden
gewißen und entbinden oder absolviren, die sich
gerkennen als sunder9, dan Christus spricht: Wem ir
die sund verzeyhenh etc.28 Solcher brauch der heili-
gen sacrament ist bey den Aposteln und hernach in
der heiligen Christlichen Kyrchen gehalten worden.
Auß obangezeigten stucken haben alle guthert-
zige zu erkennen, das wyr uns nicht absolviren1 von
der heiligen Christlichen Kyrchen, fahen nichts
neweß an, furen kein irige ler oder mißbrauch der
heiligen Sacrament ein, sonder wye die lere und
brauch der heiligen Sacrament von unserm hern
Christo (dem der himlisch vatter zeugnuß gibt und
spricht: Das ist mein geliebterj son, den solt ir
hören.)29 bevolhen und von der heiligen Aposteln
zeit an in der Heiligen Christlichen Kyrchen gelert
und gehalten ist worden, also leren und halten
wyrk auch und haben mit der heiligen Christlichen
Kyrchen ein hern, ein glauben, ein Tauffe, ein gott
und vatter,30 dem sey ehr und ewigs reich. Amen.

g-g Druck: Sünder erkennen.
h Druck: vergebet.
i Druck: absondern.
j Druck: Lieber.
k Druck: wir es.
l Druck: urtheilen, die nach gelebenheit ihre Bräuch ha-
ben.
Druck: nichts newes ohne noth fürzunemmen.
n Druck: von.
o Druck: das.
p Druck: fürnemste.
q-q Fehlt im Druck.
r-r Fehlt im Druck.
24 Lk 22,19; 1 Kor 11,24-26.

Von Feyertagen und andern Kyrchen ubungen.
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Sanct Paulus wyl, das es yn der gemein gottes alles
erbarlich und ordenlich zugehe,31 und ist jhe so mit
den menschen gethan, das sie ordnung vor allen an-
dern thieren halten, und on gute ordnung nichts löb-
lich ist oder außgericht wurd. Wyr wißen aber auch
woll, gott sei lob, das wyr unsere rechtvertigung und
seligkeitt allein in Christo suchen sollen, und das
gott ein geist ist, dem man im geist und der warheitt
dienen muß.32 Darum halten wyr ußerlichen Kyr-
chen ordnung nit deren meynung, als genugthuung
fur die sund oder besonder gottes dienst, gnad und
ewigs leben zuerwerben. Wollen auch hiemit nie-
mandts gewißen verstricken oder andere tadeln1,
wyr begeren auch mnit unrat furnemenm, sonder was
beyn den alten gebraucht und dieser zeitt dienstlich
ist, halten wir, als nemlichen:
Die Zeitt und tag, so von den alten bestimpt
sein, das alleso volck wuste, wan sich jederman zur
predig, zu empfahung der Heiligen Sacramenten
und zu gebett mußigen solt, halten wyr zu solchem
brauch, als da sindt der Sontag und die furnemenp
fest: der Christag, Nativitatis Domini, und der
nechst tag darnach, der new jars tag, Circumcisionis
Domini etc.,33 qder heiligen drey kunig tagq,34 Don-
derstag, freytag vor ostern, den ostertag, Resurre-
xionis Domini, und der nechst tag darnach, Himel-
fart, ascensionis Domini, Pfingstag und den nech-
sten dag darnach. rDer heiligen Jungfrawen marien
fest: Anuntiationis,35 Visitationis,36 purificatio-

25 Mk 10,14.
26 Extra ecclesiam nulla salus nach Cyprian: Salus extra ec-
clesiam non est; in: ep. 73 (ad Iubaianus), 21, vgl. PL 3,
Sp. 1124.
27 Mt 26,26f.
28 Joh 20,23.
29 Mt 17,5.
30 Eph 4,5f.
31 1 Kor 14,40.
32 Joh 4,23.
33 Beschneidung Jesu, 1. Januar.
34 6. Januar.
35 25. März.
36 2. Juli.

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