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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0393
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30. Dienstanweisung für die Pfarrer des Amtes Lichtenberg 1579

30. Dienstanweisung für die Pfarrer des Amtes Lichtenberga
1579
General Puncten,
so den Pfarrherrn Lichtenberger Ambts für zu halten,
und darnach sich ein Jeder dirigiren solle.α

1. ) Erstlich, das sie fleißig studieren und nicht faule
ventres seyen, auch fleissig seyn in Verrichtung ihres
Ambts und sonderlichβ im Catechismo1 mit der Ju-
gend fleisig üben und ein erbarlich züchtig und
Christlich Leben und Wandell führen, die Bibell und
Augspurgische Confession2 und Kirchenordnung3
fleissig lesenn und der Zanckschriften müßig gehen.
2. ) Darnach, das sie die Kirchenordnung in allen
Puncten und stücken fleißig und gleichformigt hal-
ten und in dem Kirchen Regiment einträchtig seyn
und nit ein jeder ein besonders anfahe seinem
Guetdüncken nach.
3. ) Zum Dritten, so ein Pfarrher kranck ist, sollen
die nechst gesessene Pfarrhern und Kirchendiener
willig sein zu dienen, und dasselbig gratis. Item
wann ein Pfarrher stirbt, der hinderlassenen Witt-
frauenn und Kindern ein Viertel Jars auch gratis
und fleißig ohn Clag des Pfarrvolcks nottürfftiglich
die Pfarr helfen versehenn.
4. ) Es soll kein Pfarrherr 1 tag oder 2 ausserhalb
seiner Pfarrei sein, sonder zuvor anzeigenn, wo er zu
findenn oder wenn er an sein statt geordtnet hab
und, so die Reise etwas lenger sein würdte, 8 oder 14
Täge, soll er bey den Ambtleuten und dem Pfarrher

zu Cuschell4 als dem Superintendenten Uhrlaub ne-
men, anzeigen, wo er hinziehe, was er zu schaffen
und wenn er an sein statt geordnet hab.
5. ) Zum Fünften, das die Pfarrher die Pfarrhäußer,
so sie ihnen guet gestellt, handthaben sollenn an
Fenstern, Ofen, Wenden und sonst, was täglich vor-
fält, ausgenommen haupt beuw, dann es je billig ist,
dieweil sie die häußer bewohnen und durch sie sol-
che mängell geschehenn, wie auch hinfüro kein
Pfarrher oder desselben abgestorbene Wittwe oder
erbenn abziehenn und das Pfarhauß reumen sollen,
es seye dann zuvor der Pfarhoff durch jedes ordts
Schultheißen und dem Kirchenschafner besichtiget
und alles restituiret, was in den Pfarhoff gehördt.
Und da etwas am Pfarrhauß, schewer, ställ oder
Aeckern, Wießen, Wingart durch den gewesenen
Pfarher Verwahrloset, nit schuldiger und gebüren-
der weiß gehandthabt worden, soll ihm nichts ge-
folgt werden, es seye dann restituirt und ein
Genügen darum geschehenn.
6. ) Zum Sechsten soll das Ave Mariae leutten, wie
man es nennt, hinfürtter nicht ein trinus, sondern
ein Continuus pulsus sein, das es für ein morgen und
abent Glock oder leutten gehalten werde.γ

α Nota. Dieses Reglement wurde in a[nn]o 1579 verfasset
und den Geistl[ichen] der Claß communicirt.
β In einem andern Exemplar von a[nn]o 1589 wurde dem
lten Punct nachfolgendes inserirt: „die von unserm
Gn[ädigen] F[ürsten] und herrn, Herzog Johannsen,
Pfalzgraven, publicirte und in druck gegebene erleute-
rung des Catechismi“.
γ Nota. Dieser punct war in dem 1589er Exemplar ausge-
strichen; vermutlich weil nun kein ave Mariä läuten
mehr üblich war, folglich ist hier der 7te in jenem Ex-
emplar der 6te und in allem statt 20 nur 19 Puncten oder
Articul.

a Textvorlage (Druck): Faber/Crollius, Stoff, Band 1,
S. 4-8. Abdruck: Faulenbach, Quellen zur rhein. Kir-
chengeschichte I, S. 294-297.

1 Bei der in der Fassung von 1589 hinzugefügten Erläute-
rung des Catechismi handelt es sich um den 1588 publi-
zierten Katechismus, vgl. Text Nr. 32 S. 384.
2 Vgl. BSLK, S. 35-139.
3 Text Nr. 5.
4 Kusel.

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