Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0394
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pfalz-Zweibrücken

7. ) Zum Siebenden, die gestifftete Spendt und All-
mußen sollen hinführo nit miteinander uff ein tag
under Reichen und Armen außgeteylt und ver-
schwendet, sondern durch die Pfarrhern und Cen-
sores durchs Jahr über under haußarmen leutten der
notturftt nach ausgetheilt werden, desselben sie
auch ein ordentl. Special Register der ausgegebenen
Almußenn Järlich den Ambtleutten ubergeben sol-
lenn.5 Uff den hochzeitten sollen die pfarhern die
hochzeitleuth zu Almußen Christlich vermahnen
und dabey helfen auffsehenn, das mit den Hoch-
zeittleutten nit über die ordnung6 geschritten und,
da es geschicht, das Almußengelt in den stockh ver-
mög Mandats alßbaldt ingefordert [und] erlegt oder,
da es nit geschehen solt, bey dem Ambt jederzeit
angezeigt werden, solches auch uff den Canzeln offt
erwegen, damit es in gang komme und dem Uber-
fluß in Hochzeitten und Kinttauffen soviel müg-
l[ich] geweret werde. Item bey der Communion des
herrn Nachtmals soll auch das Allmußenn gesamm-
let werdenn, welches Gelt gleicher gestalt, sambt
dem was in den grosen Gemeinen am Sontag in das
Seckell gegeben wirdt, der Notturfft nach außget-
teilt und in die Allmußenn Rechnung gebracht wer-
denn solle.
8. ) Zum Achten, die hauptbrief uber die Pfarrguet-
ter sollen die Pfarrher nit under ihren henden be-
haltenn, sondern diesselbige sollen in allen Pfarren
in ein Kist gelegt, in die Preßkammer7 gestelt und
mit zweyen schlüsseln bewart werdenn, der einen
der Pfarher eines jeden ordts und den andern die
Kirchengeschworene oder Censoren habenn, deßhal-
benn auch uber die hauptbrieff ein ordentliche Ver-
zeichnuß gemacht werden solle, auff das keiner ver-
lohren oder vereussert werde.

δ Superattendenten.
5 Vgl. die Anordnung zur jährlichen Almosenrechnung in
Text Nr. 22, S. 336.
6 Mandate über den Luxus bei Hochzeiten und Kindtau-
fen von 1563 und 1566 (in: HWS-A 11/116; LHA Kob-

9. ) Zum neunten sollen die tottenbein nicht uff den
Kirchhoff, wie von altem gewesen, auffgestelt, son-
dern gleich, was aus den gräbern ausgegraben, wie-
der in die Gräber geworffen und zugegraben werden,
deßgleichen sollen auch die Holtzin oder steinin
Creutzlein auf den Gräbern nicht gestattet werden
und wo noch Todten bein Vorhanden,8 die soll man
alsbaldt begraben.
10. ) Zum zehenten soll, wo es noch nit geschehen,
bey einer jeden Pfarren ein buch gemacht und ein-
gebunden werden von schönem Bapier in Folio un-
geverlich auff 6 oder 7 bücher Bapier, darin die
Pfarherr einschreiben Baptizandos, matrimonia &
funera facta, mentione dierum & Anni undt bey dem
Baptismo infantum facta mentione Compatrum &
Commatrum und hiezwischen, ehe die Pfarher sol-
che bücher empfahen, sollen sie solche Verzeichnis
alßbald anfangen und darnach darinn schreiben.
11. ) Zum Eilften, alle Pfarrherr, diaconi und Schul-
meister sollen ihre jährliche Competenz uffs fleisigst
mit allen umbständen verzeichnen in Specie, damit,
so die gefordert, ein jeder damit gefaßt sey.
12. ) Zum Zwölften sollen die Pfarher jeder ordts,
wie hoch vonnötten, die Censuram Ecclesiasticam
fleißig halten nach inhalt der Kirchenordnung, denn
etliche fahrleßig darinn funden werden. Doch die
publicam Excommunicationem sollen sie für sich
selbst allein ihrem Gutdenken nach oder zu Zeitten
ex malo affectu nit fürnemen, sondern disselbig zu-
forderst dem Superintendentenδ oder Consistorio zu
Zweybrücken in allen Umbstenden zuschreiben und
ihres Bescheyts erwartten, wie in der Kirchenord-
nung vom Kirchengericht außtrücklich geordtnet
ist.9

lenz 700/110-152; UB Göttingen Cod MS iur 452; Bib-
Bip Zw 62/1, Nr. 24; BibBip T 77).
7 Die Kelter als Besitz der Dorfgemeinschaft.
8 Scil.: in den Beinhäusern.
9 Vgl. den Abschnitt Von den Kirchengerichten in der KO
von 1557, oben S. 145.

378
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften