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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0402
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Pfalz-Zweibrücken

Wie dann vormittels Göttlicher gnaden zu abley-
nung solcher Calumnien4 und falschen nachredt zu
ehester müglichkeit fernere erklärung volgen unnd
in Truck verfertigt werden soll.
Dieweil auch bißher durch das unzimblich schelten
und verdammen auff der Cantzel unnd sonst der ge-
meine mann viel fältig geergert unnd Irr gemacht,
die Ehre Gottes aber dardurch nit gesucht oder be-
fürdert, sondern |12| der lauff deß Evangeliik sehr ge-
hindert werden: Also befehlen wir als ein Christliche
Oberkeit hiemit allen obgemelts unsers Fürsten-
thumbs Kirchen- unnd Schuldienern, daß sie sich
solches scheltens, schmehens, lästerns und verdam-
mens, so wol auff der Cantzel als sonst, hinfuro
gäntzlich enthalten: Hingegen aber Gottes wort, wie
solches in der Bibel begrieffen, fleissig lesen, ihnen
den Text gemein machen, sich darinnen fleissig
uben, Gott unnd seiner Christlichen Gemein nach
inhalt Gottes wort trewlich dienen, den Catechis-
mum unnd dessen Christliche erklärung, inn vorge-
melten Fragstucken begrieffen, ihnen selbs unnd ih-
ren Zuhörern fleissig und wol einbilden, ihre Predig-
ten |13| darnach richten, newer unnd Irriger Phra-
sium unnd opinionum sich enthalten unnd in gemein
mit Christlicher Lehr und Leben ihren Zuhörern ein
gut exempel geben, sich auch die allgemeine einig-
keit der Christlichen Kirchen unnd hochnöthtigen
Christlichen Frieden, soviel an ihnen, zubefürdern
befleissen und den Allmechtigen zu solchem allem
sein Göttliche gnad und segen bestendig zuverley-
hen und uns sampt unsern nachkommen bey der er-
kandtnuß seines Göttlichen worts unnd wider die
verfolgung deß Teuffels unnd der Welt in gutem frie-
den zuerhalten mit allem ernst unnd fleiß unauff-
hörlich Anruffen unnd Bitten.
Daran thun sie Gottes unnd unsern als von ihme
ihnen |14| vorgesezter Christlicher Oberkeit ernstli-
chen unnd gnädigen willen: das Gereicht auch Gott
zu ehren und zu befurderung deß lauffs seines Gött-
k Entwurf: heiligenn wortts Gottes.
l Entwurf: desto mehr.
m Entwurf: nachkommen, das sie.
n Fehlt Entwurf.

lichen Worts, auch verhütung ferrner einreissung
der Päpstlichen unnd anderer irrthumb, und können
sie, die Kirchen- und Schuldiener, in gutem gewissen
ihres Ambts unnd beruffs desto fleissiger unnd nutz-
licher außwarten, haben auch von Gott, dem All-
mächtigen, desto reichern Lohn und von uns und
ihren Zuhörern desto mehr ehr, gehorsam in Gött-
lichen Sachen, auch in anderm soviell guten willens
zugewarten. Darzu wir sie dann zu allen theylen
Christlicher, gnädiger und trewer wolmeinung vor
unser Person und von tragenden Ampts |15| wegen
hiemit auch ernstlich unnd fleissig wöllen vermah-
net haben.
Unnd wiewol wir uns keins andern dann Christli-
chen gehorsams hierinnen billich versehen: So wöl-
len wir doch, die solchem also nachkommen,m zu
dem es jedem selbs zu gutem gereicht, nichts weni-
ger auch unsers gnedigen willens unnd trewen bey-
standts hiemit versichert:
Die sich aber mutwillig darwider setzen unnd
ferrer ärgernuß anzurichten understehen werden,
fürn unserer billichen straff und ernstlichem einse-
hen ein mahl vor all verwarnt haben.
Unnd demnach hin unnd wider inn den Kirchen
unnd andern orthen unsers Fürstenthumbs noch al-
lerhandt Aberglaubische Bilder, Meßgewandt,
Chorröck unnd |16| dergleichen, so vom Papst in die
Christliche Kirch eingeschoben, vorhanden, auch
von frembden und andern Angebettet und vor Hey-
lig gehalten worden, solches aber Gottes Wort zu-
wider, Auch dergleichen Abgötterey, Aberglauben
unnd uberige mißbräuch Christlicher Oberkeit ab-
zuschaffen von Gott ernstlich befohlen: Also seindt
wir entschlossen, solches in unserm Fürstenthumb
auch abzuschaffen und uns allein nach Gottes wort,
soviel uns immer müglich, zurichten, auch von dem
grewell deß Papstumbs und andern Irrthumben je
lenger je mehr abzusondern und hingegen, was zu
befürderung Christlicher einigkeit nach inhalt und
4 Lat. calumnia: Lug und Trug, böswillige Verdrehung der
Wahrheit.

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