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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0407
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32. Katechismus 1588

Frag.j Wo ist der Herr Christus nun mit seinem hei-
ligen Leib oder nach seiner Menschlichen natur?
Antwort. In dem Himmel zur Rechten Gottes,
von dannen er kommen wirdt, zurichten die leben-
digen unnd die todten.
Frag.k Werden dann die zwo naturen in Christo nit
getrennet, wann die Menschheit Christi nicht al-
lenthalben ist, da die Gottheit ist?
Antwort. Mit nichte. Dann erstlich heist das
nicht trennen, wann man |36| die unendtliche Gott-
heit von der Menschheit, die seiner art nach in ei-
nem orth ist, underscheidet. Darnach so kan die
Göttliche Natur, die allenthalben unnd also auch im
Himmel ist, von der angenomenen Menschheit, die
daroben ist, keins wegs getrennet sein.
Frag.l Nach welcher natur ist Christus unser Mitler,
Erlöser, König unnd hoher Priester?
Antwort. Nach beyden Naturen, nemblich nach
der Göttlichen unnd nach der Menschlichen. Dann
er hat müssen warer Mensch sein, damit er kündte
mleyden, sterben und ein Opffer für unsere Sünde
werdenm. Und hat auch müssen warer Gott sein, da-
mit durch ihn der Zorn Gottes gestillet würde und er
wider kündte aufferstehen, alle feind uberwinden
unnd uns die seligkeit volkommenlich erwerben. |37|
Frag.n Was wirdt durch das sitzen odeß Herrno
Christi zu der Rechtenp Gottes, deß Vatters, ange-
zeigt?
Antwort. Durch die gleichnuß deß sitzens zur
rechten handt Gottes wirdt angezeigt die
erhöhungε, herrlichkeit, ampt unnd regierungζ

ε Psalm 8,5; Heb 2,27; Luc 24,26; Joh 7,26; Phil 2,8.
ζ Entwurf: Eph 1,17; Psa 110; Mat 28,18; 1Cor 15,24.
η Eph 1,17; Psal 110; Matth 28,18; 1. Cor 15,24.
θ Entwurf: Col. 3 v. 1; Ebr. 1,3 et 8,1. 1Pet 3,22; Act 7,55.

j Fehlt Entwurf.
k Fehlt Entwurf.
l Fehlt Entwurf.
m-m Entwurf: der menschen verdiente straff leiden und ster-
ben.
n Fehlt Entwurf.

Christi, welches alles er nach seinen beyden Natu-
ren, doch mit underscheidt jeder natur eigenschaff-
ten hat und verrichtet also, daß die menschliche na-
tur nicht die rechte handt Gottes selbs ist, sonder
bleibt ware Menschheitη unnd ist droben im Him-
melθ ein pfandt unserer Aufferstehung.
Ephes. 1q: Gott hat Christum von Todten auff-
erweckt und gesetzet zu seiner rechten im Himmel
uber alle Fürstenthumb, Gewalt, Macht, Herr-
schafft und alles, was genant mag werden, nicht al-
lein in dieser Welt, sondern auch in der zukunffti-
gen, unnd hat alle ding |38| under seine fuß gethan
unnd hat ihn gesetzt zum haupt der gemeine uber
alles, welche da ist sein Leib, Nemblich die fülle deß,
der alles in allem erfüllet. 1. Cor. 15, vers 25: Er
muß herschen, biß daß er alle seine feindt under sei-
ne füß lege.
Frag.r Sol der Herr Christus nach seiner Menschli-
chen natur nit Allmächtig oder allenthalben sein? Er
sagt doch, es sey ihm aller gewalt gegeben im Him-
mel und auff Erden (verstehe: nach seiner Mensch-
heit, dann nach der Gottheit hat er allen gewaldt
vorhin und von ewigkeit).9
Antwort. sDiese deutung und meinung were erst-
lich wider unsere uhralte glaubens bekandtnuß,
darmit wir allein ein Allmächtige natur erkennen
unnd bekennen, Nemblich Gott, den Allmächtigen;
darnach kombt solches nicht uberein mit den wor-
ten Christi, der nicht spricht: meiner menschheit,
sonder |39| mir, Gott und Mensch, ist gegeben aller
gewalt, nemblich deß Mitlers unnd Heylandts. Nun
verricht er aber solches Ambt nach beyden naturen
also, das eine jede thut ohn abbruch ihrer eigen-

o Fehlt Entwurf.
p Entwurf; gerechten.
q Entwurf: 1 v. 20[-23].
r Fehlt Entwurf.
s-s Entwurf: Solcher aller gewaldt würdt verstanden von
dem Mitler Ambtt, welches dieser Person nach beider
Naturen aygenschafft unnd würckungen, für uns zu ver-
richten, gegeben ist.
9 Mt 28,18.

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