8. Kirchenordnung 1574
seiner Christlichen gemein gethonen Pflichtt |24v|
nimmermehr vergessen unnd daran sein, das dises
kindlin in die Kürch zur kinderlehr getrewlich ge-
fürdert und angehalten werde, damit es wol und
gründtlich erkhennen lerne, was grosser unaus-
sprechlicher gnaden und gaaben ime von Gott im
heiligen Tauff geschenckt und übergeben sein, unnd
das es auch den glauben, daruff es jetzunder ge-
taufft worden, in der gemein Gottes selbs gern und
von hertzen bekhenne, sage auch würcklich und mit
der that ab dem Teuffel und der Welt mit allen iren
werckhen und lüsten, ergebe und stelle sich dar dem
herrn Christo und seiner heiligen gemein in gantzem
gehorsam seines heiligen Evangelii, lebe und pleib
dabey, mit hülff götlieher gnaden, bis ans Enndt zu
seiner Seelen seeligkeit und bring als ein lebendiges
glid Christi und fruchtbar Reben, die an dem reb-
stockh Christo gesundt pleibet, vil frucht zu dem
Preiß Gottes und besserung seiner Kürchen, Amen.
|25r|
Versprechet ir nun, hierzu ewern müglichen fleiß
durch Gottes gnadt anzuwenden?
Antwurt: Ja.
Der herr verleyhe euch darzu seine gnade etc.
Beschleuß darnach mit dem gewonlichen Segen: Der
herr gesegne euch und behüette euch etc.26
Ein kürtzere vermahnung an den umbstanndt und
gevattern.
Lieben Christen, ich ermahne euch in Crafft Christ-
licher lieb, so ir jetzt an disem khindlin bey der
Tauff bewisen habt, das ir es nun mehr für ein glid
unnsers Herrn Jesu Christi und unnserer aller mitt-
erben der seeligkheit halten unnd ime derohalb alle
lieb und freundschafft erzaigen wöllet, angesehen,
das der herr Christus alles, was ime geschihe, un-
vergolten nit will lassen, es seye böß oder guth.
26 Num 6,24-26.
27 1 Kor 14,34
28 1Tim 2,12.
Sonnderlich aber |25v| euch gevattern, deßgleichen
auch den blutsverwandten, wo es seiner Eltern
durch Todt oder andern unfahl beraubet oder sie
saumbhafft würden, das irs als dann trewlich und
fleissig wöllen underrichten unnd lehren erstlich die
zehen gebott, das es den willen Gottes und seine
Sünde darauß lehrne erkhennen, darnach den
Christlichen glauben, durch wölchen wir gnade, ver-
gebung der Sünden und den heiligen Geist empfa-
hen, auch das gebott, Gott in nöthen umb hülff an-
zurueffen, sampt andern nothwendigen Stuckhen
Christlicher Lehre, damit es dem Sathan wider-
standt thun, im glauben und gottseeligem wandel
bestendiglich biß anß Ennde durch seine gnad be-
harren und ewig seelig werden möge, das also an ime
gewiß und volkhommenlich erfüllet werde alles, was
im Gott in seinem heiligen wortt verhaissenn, |26r|
jetzt in der Tauff angefangen und versigelt hat.
Versprecht ir nun hierzu ewern möglichen etc.?
[2.] Von dem Jachtauff.
1. Cor. 14: Mulieres vestrae in Ecclesiis sileant, nec
enim permissum est illis ut loquantur.27 Et paulo
post dicit: Haec esse domini praecepta. Ita 1. Tim.
2: Caeterum Mulieri docere non permittito.28
Damit will gewisslich Sanct Paulus den Weibern alle
Lectiones deß kürchendiensts, nit allein das Lehren
und Predigen, sondern auch die Administration und
verwaltung der heiligen Sacramenten verbotten ha-
ben, sintemahl es nun einerlay amptt ist und die
Sacramenten nit ohne verkhundigung des worts nit
khönden verrichtet werden. Ja, seind auch kheine
Sacramenta, wann |26v| nit Gottes wortt dabey ist,
wie auch der heilig Augustin sagt: Accedat verbum
ad elementum et fit sacramentum.29Daher hat die
alte kürch (wie Tertullian zu verstehen gibt in lib.
de vel. virg.)30 denn weibern das lehren, tauffen oder
abendtmahl ausszutheilen nit gestattet. So schreibet
29 Accedit verbum ad elementum et fit sacramentum, Augus-
tinus, In Io. tr. 80,3, PL 35,1840.
30 Tertullian, De virginibus velandis 9, PL 2,901f.
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seiner Christlichen gemein gethonen Pflichtt |24v|
nimmermehr vergessen unnd daran sein, das dises
kindlin in die Kürch zur kinderlehr getrewlich ge-
fürdert und angehalten werde, damit es wol und
gründtlich erkhennen lerne, was grosser unaus-
sprechlicher gnaden und gaaben ime von Gott im
heiligen Tauff geschenckt und übergeben sein, unnd
das es auch den glauben, daruff es jetzunder ge-
taufft worden, in der gemein Gottes selbs gern und
von hertzen bekhenne, sage auch würcklich und mit
der that ab dem Teuffel und der Welt mit allen iren
werckhen und lüsten, ergebe und stelle sich dar dem
herrn Christo und seiner heiligen gemein in gantzem
gehorsam seines heiligen Evangelii, lebe und pleib
dabey, mit hülff götlieher gnaden, bis ans Enndt zu
seiner Seelen seeligkeit und bring als ein lebendiges
glid Christi und fruchtbar Reben, die an dem reb-
stockh Christo gesundt pleibet, vil frucht zu dem
Preiß Gottes und besserung seiner Kürchen, Amen.
|25r|
Versprechet ir nun, hierzu ewern müglichen fleiß
durch Gottes gnadt anzuwenden?
Antwurt: Ja.
Der herr verleyhe euch darzu seine gnade etc.
Beschleuß darnach mit dem gewonlichen Segen: Der
herr gesegne euch und behüette euch etc.26
Ein kürtzere vermahnung an den umbstanndt und
gevattern.
Lieben Christen, ich ermahne euch in Crafft Christ-
licher lieb, so ir jetzt an disem khindlin bey der
Tauff bewisen habt, das ir es nun mehr für ein glid
unnsers Herrn Jesu Christi und unnserer aller mitt-
erben der seeligkheit halten unnd ime derohalb alle
lieb und freundschafft erzaigen wöllet, angesehen,
das der herr Christus alles, was ime geschihe, un-
vergolten nit will lassen, es seye böß oder guth.
26 Num 6,24-26.
27 1 Kor 14,34
28 1Tim 2,12.
Sonnderlich aber |25v| euch gevattern, deßgleichen
auch den blutsverwandten, wo es seiner Eltern
durch Todt oder andern unfahl beraubet oder sie
saumbhafft würden, das irs als dann trewlich und
fleissig wöllen underrichten unnd lehren erstlich die
zehen gebott, das es den willen Gottes und seine
Sünde darauß lehrne erkhennen, darnach den
Christlichen glauben, durch wölchen wir gnade, ver-
gebung der Sünden und den heiligen Geist empfa-
hen, auch das gebott, Gott in nöthen umb hülff an-
zurueffen, sampt andern nothwendigen Stuckhen
Christlicher Lehre, damit es dem Sathan wider-
standt thun, im glauben und gottseeligem wandel
bestendiglich biß anß Ennde durch seine gnad be-
harren und ewig seelig werden möge, das also an ime
gewiß und volkhommenlich erfüllet werde alles, was
im Gott in seinem heiligen wortt verhaissenn, |26r|
jetzt in der Tauff angefangen und versigelt hat.
Versprecht ir nun hierzu ewern möglichen etc.?
[2.] Von dem Jachtauff.
1. Cor. 14: Mulieres vestrae in Ecclesiis sileant, nec
enim permissum est illis ut loquantur.27 Et paulo
post dicit: Haec esse domini praecepta. Ita 1. Tim.
2: Caeterum Mulieri docere non permittito.28
Damit will gewisslich Sanct Paulus den Weibern alle
Lectiones deß kürchendiensts, nit allein das Lehren
und Predigen, sondern auch die Administration und
verwaltung der heiligen Sacramenten verbotten ha-
ben, sintemahl es nun einerlay amptt ist und die
Sacramenten nit ohne verkhundigung des worts nit
khönden verrichtet werden. Ja, seind auch kheine
Sacramenta, wann |26v| nit Gottes wortt dabey ist,
wie auch der heilig Augustin sagt: Accedat verbum
ad elementum et fit sacramentum.29Daher hat die
alte kürch (wie Tertullian zu verstehen gibt in lib.
de vel. virg.)30 denn weibern das lehren, tauffen oder
abendtmahl ausszutheilen nit gestattet. So schreibet
29 Accedit verbum ad elementum et fit sacramentum, Augus-
tinus, In Io. tr. 80,3, PL 35,1840.
30 Tertullian, De virginibus velandis 9, PL 2,901f.
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