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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0616
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Pfalz-Veldenz

mit allem Fleiß nachkommen, nicht allein darumb,
daß ihr dieses Göttlichen Wercks, so jetzunder an
diesem Kindlein vollbracht, hernachmals glaubwür-
dige Zeugen seit, sonder vielmehr, daß auch ein jeg-
licher für sich selbs recht betracht, was er etwa Gott
und der Kirchen bey dem |Giiiv| Tauff verheissen
und was unser Herr Gott in seinem Sohn Christo für
ein gnadenreichen Bund mit ihm, da er getaufft
worden, auffgericht hab, damit ihr auch demselben
in ewerm gantzen Leben trewlich nachsetzen möget.
Demnach dann auch dieses Kindlein in solchen
gnadenbundt auffgenommen, so solt ihr es nunmehr
desto gewisser für ein Kind deß Allmechtigen und
ein gliedmaß unsers Herrn Jesu Christi, dem auch
die Engel Gottes dienen werden, erkennen und hal-
ten und ein jeder, so viel ihm müglich, durch den
Herrn nach seinem Beruff allen Fleiß ankehren, daß
ihm zu Gottes Ehren in allem guten, an Seel unnd
Leib gedienet werde, Zweiffels ohn, was ihr diesem
Kindlein thun werdet, das habt ihr Christo selbs ge-
than, welches er auch unvergolten nicht wird lassen,
laut seines Worts, Matth. 25.63
Fürnemblich seind die Eltern schuldig, nach den
Zehen gebotten Gottes, dieses Kind, da es zu seinem
Verstand kommen, Christlich zu underrichten und
auffzuziehen. Auch solt ir gevattern, da die Eltern
abgiengen oder saumhafft würden, ewerer allhie vor

Gott unnd seiner Christlichen gemeine gethanen
Pflicht nimmer- |Giiiir| mehr vergessen und daran
sein, daß diß Kindlein in die Kirch zur Kinderlehr
getrewlich gefürdert und angehalten werde, damit
es wol und gründtlich erkennen lerne, was grosser
unaußsprechlicher Gnaden unnd Gaben ihme von
Gott im heiligen Tauff geschenckt und ubergeben
seind und daß es auch den Glauben, darauff es jetzt
getaufft worden, in der gemein Gottes selbs gern
und von hertzen bekenne. Sage auch würcklich unnd
mit der That ab dem Teuffel und der Welt mit allen
ihren Wercken und Listen, Ergebe und stelle sich
dar dem Herrn Christo unnd seiner heiligen Gemei-
ne, in gantzem Gehorsam seines heiligen Evangelii,
lebe unnd bleibe darbey mit Hilff Göttlicher Gna-
den biß an das Ende zu seiner Seelen Seligkeit und
bringe als ein lebendiges Glid Christi und fruchtbare
Reben, die an dem Rebstock Christo gesundt bleibt,
viel Frucht zu dem Preiß Gottes unnd Besserung
seiner Kirchen, Amen.
Versprechet ihr nun, hierzu ewern müglichen Fleiß
durch Gottes Gnad fürzuwenden?
Antwort: Ja.
Der Herr verleihe Euch hierzu seine Gnad. |Giiiiv|

[6.] Von der
Hiemit wöllen wir aber gar nicht, daß jemandt ver-
saumet oder den armen Kindlein in der Noth die
Christliche Tauff als ein hertzlich Zeugnuß und ver-
sicherung der Kindtschafft Gottes solt abgeschlagen
werden, Sonder daß alles fein Christlich und orden-
lich, ohn Confussion, Ergernuß, Verachtung oder
Mißbrauchung der heiligen Sacramenten gehandelt
werde. Derwegen sollen allweg die Hebammen unnd
andere, so umb die Kindbetterin seind, da sich
schwere Geburten erzeigen, solches bey zeit den Kir-
chendiener wissen lassen, daß er sich bey die Hand
finde, unnd sollen auch in solchen Fällen der Noth
fromme Prediger zu Tag und Nacht sich unbe-
j Das ganze Kapitel aus KO Pfalz-Veldenz 1574, vgl. oben
S. 474f.

Gähe Tauff.j
schwert und gutwillig erzeigen (Dann es fürnemb-
lich ir Ampt in Bekümmernuß und Anfechtung ih-
ren Pfarrkindern bey zustehn), in solcher Gefahr die
erschrockene Weiber trösten, mit ihnen betten und,
so bald das Kindlein lebendig zur Welt gebracht,
dasselbig (in bey sein etlicher frommen Christen,
wie viel man deren nach Gelegenheit zusammen
bringen kan) mit Wasser im Nammen Gottes, Vat-
ters, deß Sohns und deß heiligen Geistes tauffen, mit
dem Gebett der Gnädigen Hand Gottes befehlen.
Im fall aber man je keinen Pfarrherr oder Kirchen-
diener also in der Eill (Welches doch, da man jeder-
63 Mt 25,40.

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