Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0620
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pfalz-Veldenz

Damit wir aber diß Sacrament recht würdiglich zu
unserm Trost und der Seelen Seligkeit brauchen und
niessen mögen, So müssen wir uns zuvor nach der
Lehr deß H. Apostels Pauli selbs prüffen70 unnd
erstlich unser Sünd mit hertzlichem schmertzen,
Rew und leydt vor Gott erkennen und bekennen,
Darnach zum andern vestiglich glauben, daß uns
allein auß lautter Gnaden umb deß Herren Jesu
Christi willen die Sünden vergeben werden und
letztlich warhafftigen vorsatz haben, von sünden
abzustehen, unser Leben mit Gottes Hilff zu bessern
und in Christlicher Lieb hinfurt zu wandeln; dann es
will ja unser Herr gott nit deß sünders Todt und
Verderben. Dabey aber fordert Er auch warhafftige
Bekehrung, wie in dem thewren Eyd, so Er durch
den Propheten geschworen, gemeldt wird: So wahr
ich leb (spricht Gott), will ich nit, daß der Sünder
sterbe, sonder daß er bekehret werde und das Leben
habe, Ezech. 18.71
Derhalben meine geliebten, dieweil unser Herr Gott
ein gefallen hat an den sündern, die sich vor ihm
demütigen und zu ihm bekehren unnd auch der Herr
Christus in dieser seiner Malzeit solche |Iiir| Gäste
ladet, die da hungert unnd dürstet nach der Gerech-
tigkeit,72 so laßt auch uns unsere Hertzen mit ernst
zu Gott erheben, ihme unser Ellend, gebrechlich
und sündig Leben von hertzen klagen und bekennen
unnd im Nammen seines allerliebsten Sohns, unsers
einigen Erlösers Jesu Christi umb verzeihung aller
unserer Sünden bitten, ihm auch für seine herrliche
Gnad und Wolthat, so er uns und der gantzen Chri-
stenheit in demselben seinem geliebten Sohn Jesu
Christo erzeigt, hertzlich dancken und dann ferrner
umb Stärckung deß Glaubens, Besserung unsers
sündtlichen Lebens unnd alle andere Notturfft der
gantzen Christenheit demütiglich bitten. Sprecht
derhalben mit mir von gantzem Hertzen:
Beicht und gemein Gebett bey der Communion.
Allmechtiger, Barmhertziger, Ewiger und Einiger
Vatter unsers Herrn Jesu Christi, sampt deinem ei-
70 1 Kor 11,27-29.
71 Zitiert ist Ez 33,11; vgl. aber Ez 18,23.32!

nigen Sohn, unserm Heiland Jesu Christo und H.
Geist, erschaffer aller creaturen, der du weiß, war-
hafftig, gütig, gerecht, keusch und Richter bist und
zürnest wider die sünde, wir bekennen ja, Herr, daß
wir viel sünde an uns haben, seind von Natur |Iiiv|
Sündthafft und Unreyn unnd haben darzu viel sün-
de gethan wissentlich und unwissentlich, aber es ist
uns hertzlich leydt, daß wir deine heilige Gebott so
manigfaltig ubertretten unnd dich unsern Herrn
und Gott erzürnet haben unnd bitten dich von
Hertzen, du wöllest unns durch deine grosse Barm-
hertzigkeit umb deines allerliebsten Sohns, unsers
Herrn Jesu Christi, willen gnädig sein, alle unsere
Sünde verzeihen und uns durch ihn gerecht und dir
wolgefällig machen, auch mit deinem heiligen Geist
erleuchten unnd regieren, daß wir deinem heiligen
Evangelio, darinn du uns umb desselbigen deines
geliebten Sohns willen Vergebung der Sünden, Ge-
rechtigkeit und ewiges Leben zusagest, verstiglich
glauben und vertrawen in solchem Glauben unnd
Erkandtnuß deines Eingebornen Sohns täglich ge-
stärckt unnd biß ans End in einem reynem Wandel
erhalten werden.
Wir dancken dir auch, O Allmechtiger Gott, für alle
deine Wolthaten unnd sonderlich daß du dich so
gnädiglich uns geoffenbahret hast unnd deinen lie-
ben Sohn zum Mittler und Versöhner für uns ver-
ordnet unnd durch ihn vom Ewigen Todt errettet
unnd widerumb zur Seligkeit unnd Ewigem Leben
angenommen.
Auch dancken wir dir, Allmechtiger, Ein- |Iiiir|
geborner Sohn Gottes, Jesu Christe, daß du auß un-
außsprechlicher Liebe gegen der armen Menschli-
chen Creatur für uns gebetten und Menschliche Na-
tur an dich genommen hast, damit nicht die Men-
schen gantz in Ewigkeit verworffen, sondern durch
dich wider von Sünden errettet, zu ewiger Gerech-
tigkeit und ewigem Leben gebracht würden.
Wir sagen dir auch, O Herr Jesu Christe, Lob
und Danck, daß du under uns armen Menschen
durch dein heilig Evangelium unnd hochwürdige Sa-
cramenten in Krafft deß H. Geistes dir ein Ewige
72 Vgl. Mt 5,6.

604
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften