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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0634
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Pfalz-Veldenz

Wann aber der Zeit oder anderer ursachen halben
keine besondere Predig köndte geschehen, mag der
Pfarherr oder Kirchendiener, auff daß di Versamb-
lung nit gar ohne Trost unnd Anruffung gescheiden
werde, ein kurtze Ermahnung thun, das Volck zum
Gebett erwecken, auff volgende weiß:
Ihr Geliebten in dem Herrn Christo, Ihr |Oiiiv| sehet,
wie wir durch tägliche Exempel erinnert werden,
Daß wir hie kein bleibende statt haben,114 sonder
endtlich durch den leiblichen Tod von dieser Welt
scheiden müssen. Derhalben sollen wir in stähter
Bereitschafft stehen, von Sünden ablassen, unser
Leben bessern und uns mit Gott versöhnen, auff
daß, wann Gott, der Herr, uber uns gebieten wird,
dessen wir dann alle Stund unnd Augenblick gewär-
tig seind, er uns in seiner Forcht, in rechtem
Glauben und wahrer Lieb gegen unserm Nächsten
finde.
Dieweil aber der böse Feind und unser Fleisch
uns immerdar zu sünden reytzen und treiben, von
der Forcht Gottes und Glauben abführen, so ist
doch hoch vonnöthen, daß wir Gott von hertzen bit-
ten mit wahrer Rew und Bußfertigkeit, das er uns
wölle gnädig und Barmhertzig sein und alle Sünde
umb seines geliebten Sohns willen gnädiglich verzei-
hen, daß er auch unsere hertzen durch seinen H.
Geist erleuchte, auff das wir in seiner Forcht, im
Glauben an den Herrn Christum unnd in recht-
schaffener Lieb gegen unserm Nächsten immer
wachsen und zunemmen und also unsers letzten
Stündleins unnd der herrlichen Zukunfft unsers
Herrn Christi mit gutem Gewissen erwarten mögen,
denselben unsern himmlischen Breutigam nit ver-
|Oiiiir| saumen wie die Thörichten Jungfrawen, son-
der mit Oel und Lampen, das ist mit wahrem Glau-
ben und gutem Gewissen, ihm entgegen kommen
und mit ihme in sein Reich der Himmel und ewige
Seligkeit eingehen.115 Laßt uns derhalben miteinan-
der von hertzen betten:

w Von Fußnote v S. 616 bis hierher aus KO Pfalz-Veldenz
1574.

Gebett zur Begräbnuß.
Allmechtiger Gott, ein Vatter unsers Herren Jesu
Christi, wir sagen dir Lob und Danck, daß du diß
unser Mittglied (Bruder oder Schwester) zu rechter
Erkandtnuß unnd Glauben deiner und deines lieben
Sohns, unsers Herrn Jesu Christi, gebracht unnd be-
ruffen hast, auch darinn von dem Jammerthal diser
Welt in dein ewiges Gnadenreich gefordert und auff-
genommen durch den Zeitlichen Todt. Befehlen es
derhalben nun hinführt deiner Gnaden und Herrlig-
keit in Christo Jesu, bittendt von hertzen, du wöl-
lest dein Gab und Hilff, so du uns durch dieses Ab-
sterben entzogen, durch andere reichlich erstatten
und uns alle im Glauben derselbigen Aufferstehung,
darzu du uns in Christo, deinem Sohn, beruffen
hast, stärcken, damit wir uns deß Abschieds dieses
un- |Oiiiiv| sers Mittglids desto besser trösten und
allerley Widerwertigkeit und Ungemach, so wir umb
unserer vielfaltigen Sünde unnd Undanckbarkeit
willen billich leiden, mit Gedult tragen unnd uber-
winden. Demnach auch unsere Hertzen unnd Ge-
mühter von Tag zu Tag desto mehr ins Künfftig
unnd Himmlisch Leben richten, suchen, was droben
ist,116 da Christus, unser Herr und Heyland, dein
lieber Sohn, ist, sitzendt zu deiner Gerechten; ver-
leyhe, daß wir hinfurt auß lebendigem Glauben an
Christum, deinen Sohn, den Sünden je mehr und
mehr absterben unnd dir in Heyligkeit unnd Ge-
rechtigkeit dienen unser gantzes Leben lang. Durch
denselben, deinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesum
Christum, Amen.
Vatter unser, der du bist im Himmel.u
ENDE. |Pir|

114 Hb 13,14.
115 Mt 25,1-13.
116 Kol 3,2.

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