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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0648
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Vordere Grafschaft Sponheim

An Winnter Gersten ainhundert achzig neun
mtr. zwei sernzle.
Anndere Kuchen speis finndet man im Inventa-
ri.
Ist von den Rhäten bedacht, das rhatsam, fruchten
unnd wein, dyweil sy in guetem werth, alßbalt zu
verkauffen. Unnd allein zehen fuder weins unnd ain-
hunndert mtr korn, ein hondert mtr mel und der
gerst in vorrhat zu behalten, wy dhan der schaffner
Bevelich hat zuverkauffen. Unnd das gemein gelt in
ein kisten, darzu truchses unnd Lanndschreiber je-
der ein besonndern schluseln habe, zusamen gelegt
werde bis uff der Chur- unnd Fursten fernern be-
scheidt.
[4. Aufhebung des Klosters St. Peter]
Als die Rhät unnd amptleuth mit anstellung des
Closters Schwabenheim sich |18| daselbs geseumbt,
seinndt sy zwischen Reingrävische Rhät unnd die-
ner von Dhun und Kirburg in das Neuen Closter zu
sannt Petter9 komen mit funff pferden unnd den
Nunnen zugemuetet, dy kutten ußzuthun, dy predig
zu hörn, inen auch buecher zugestellt unnd hergegen
den furnembsten brieff, da sich dy Reingraven aller
gerechtikeit verzeihen, mit sich genumen. Seinndt
aber uff des amptmans begern wider abgezogen
unnd den briff, dieweil amptman nichts darvon ge-
wist, mit sich genumen. Hernach haben dy junkh-
frawen, der sieben zehen unnd vier pfrunndnerin
seinndt,10 samenntlich sich verwilliget, in dreen wo-
chen das Nonnen Cleid abzulegen, dy predig des
worts gottes zu hörn unnd jerliche Rechnung zu
thun, auch der Meß unnd aller abgötterei mussig zu
gehn. Unnd dyweil sy ir unnvermugen geclagt,
seindt inen mit gemeiner verwilligunng zwei Lim-
purger |19 | Thuech zur Cleidung auß dem Schwaben-
heimer gefelle zu geben zugesagt worden. Es seinndt
auch briff, haußrhat, gueter und anders innventirt
und verzeichnet worden laut der sonndern, nebenli-
gennden verzeichnus unnd inventarii.
e Sic! Vielleicht für Sester oder Viertel (auch Viernsel) als
Untermaß des Malters, vgl. Alberti, Mass und Ge-
wicht, S. 324f.

[5. Aufhebung des Klosters St. Katharina]
Zu sannt Catharina, so ein alts unnd zerbrochen
Closterlin ist, seinndt noch funff alter Nunnen, da-
runnder drei vom Adel, unnd zehen leien schwes-
tern, so den merer teil alte, schwache leuth seinndt,
dy aines Spitals vonnötten haben. Alda hat dy
durchleuchtig furstin, das Frewlein von Chun, zu-
vor, ehe der Oberamptman und di Rhät dahin ko-
men, mit dem Convent gehanndlet, das sy dy Clei-
dung schon albereit geenndert, dy predig des wort
gottes anzuhörn bewilliget, dy Meß unnd was dero
anhanget, zuverlaßen zugesagt, auch durch ir ge-
sindt dy altar unnd Götzen |20| abbrechen unnd hin-
weg thuen haben laßen, sich auch zu allem unnder-
thanigem gehorsam erbotten, dyweil sy aber sehr
arm unnd dises jar gar kainnen wein bekomen ha-
ben, so hat hochermelte Furstin beyde Chur- unnd
Fursten gantz freundtlich bitten lassen, ire Chur-
unnd Furstliche Gnaden wolten auß dem wein zu
Schwabenheim den junckhfrawen zwey fueder auß
Gnaden steuren unnd geben laßen, darmit die ar-
men kranckhen ein Trunckhlin haben möchten. Ha-
ben dy Rhät unnd amptleuth sich aines fuders ge-
mechtiget unnd das überig den herrn heimgesetzt,
welichs zu irer Chur- unnd Furstlichen Gnaden gne-
digist Resolution steht.
[6. Errichtung der Schule zu Kreuznach]
Unnd alß dy pfältzischen Rhät in irer instruction
gehapt, das sy sambt den amptleutten sollen helf-
fen, das Carmeliten Closter in Creutzenach besich-
tigen, auch uff weg gedennckhen, wy daßelbs ein |21|
Particular schuel möchte anzurichten sein, wy dhan
fur sich selbs cristlich unnd zu verhintrung boser
nachred, als solten dy Closter, von welichen dan ist
vilen armen guets bescheen, in der Chur- unnd Furs-
ten nutz ingezogen unnd hergegen nichts Gottsseligs
angerichtet werden, nottwenndig solichem nachzu-
trachten, von hochermeltem Marggrafen aber deß-
halben kein Bevelch vorhannden.
9 Das Augustinerinnenkloster St. Peter in Kreuznach.
10 Also vermutlich 17 geweihte und 4 ungeweihte Schwes-
tern, vgl. Goeters, Kreuznach, S. 20.

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