Hintere Grafschaft Sponheim
den einen altar zu Einkrich, der zollschreiber zu
Kauwe30 die zwein besten altar zu Drarbach, marck-
grevischer secretarius, Greiß genandt, ein guten al-
tar zu Winterburg jarlich einziehen, ist der oberkeitt
ampt, ein ernstlich und vleissiges einsehens zu thun,
daß solche altaria vom Mißbrauch deren, die sie un-
billig und wider gott und ihr gewissen niessen, er-
rettett und zu rechtem, notturfftigen gebrauch der
kirchen und schulen angewendet werden. Daran
werden christliche fursten und herren, Stathalter,
Rath, amptleutt etc. Gott, dem almechtigen, zu lob
und ehren und zu befurderung der kirchen und er-
haltung des predigampts ihr schuldig ampt bewei-
sen, wie der prophet Esaia sagt: Reges erunt nutri-
tores tui et reginae nutrices etc.31 Unnd wurdt sol-
che wolthatt hie und dortt mit zeitlichem und ewi-
gen segenn reichlich belohnet werden. Derhalben
wollen hochgedachte unsere gnedige fursten und
herrenn, |76| auch ihrer furstlichen gnadenn ampts
verwalter ihr gewissenn vor gott erledigen unnd das
Patrimonium Christi, dadurch das kirchenn ampt
erhaltenn werden solle, nicht selber zu ihrem eigenn
nutz einziehenn oder nach gunst andernn, so der kir-
chen nicht dienen, wegschencken oder, die es jetzt
mißbrauchenn, bei solcher unrechter possession nit
bleibenn lassen. |77|
V. Von Kirchen gewanntt.
Die Kirchen gewant, so hin und her noch in den
kirchen seindt und verfaulen, item allerlei Clein-
odia, item caput Sabinae,32 monstranzen, uberige
kelch, item messingen leuchter, kirchenbücher33 etc.
möchten auß allen Clöstern und kirchen zusamen
getragen und verkaufft und güte bücher in alle kir-
chen, wie drob vermeldet, und anders, so bei der
kirchen von nötten, umb solchs gelt bestelt und
kauft werden. Doch muste güte fursehung gethan
werden, das genandte Kirchen kleider, klinodia,
leuchter, bücher etc. nitt in daß Pabstumb zur ab-
30 Kaub a. Rh.
31 Jes 49,23.
32 Offenbar besaß eine der Kirchen im Amt Trarbach eine
Kopfreliquie der Heiligen Sabina (unbelegte röm. Mär-
tyrerin aus dem 3. Jh.).
gotterei verkauft, sonder die gewandt zertrendt, die
kleinodia zerschlagen und die Meßbücher aufge-
schnitten würden, wie eß auch im Furstenthumb
Zweipruckhen geschehen ist.
VL Vonn abschaffung allerlei gemeiner lastern
und argernus.
Unnd letzstlich, nachdem schir allenthalben durch-
auss das volck zum theill noch zur |78| abgotterei ge-
neigt unnd sie schwärlich davon abzupringen, auch
weill ärgerliche gepreuche auß alter, herprachter ge-
wonheitt noch bißhere im schwanckh gewesen, als
Hagelfeiertag,34 eygene furgenommene oder erwöle-
te feyrtage, wetterleitten, faßnacht halten, am
aschermittwoch ein meier oder köning erwölen, da-
bei viell spöttlich, narrisch dinge geschehen, item
Essekirben halten und grusse fresserei bei und nach
den kindtthauffen, desgleichen nach begräbnüs der
abgestorbenen, item untzuchtige thantze ausserhalb
den hochzeitten, die man nennet hemelldäntze, item
die gantze nacht durch spieln, dardurch viell zur ar-
mutt mit weib und kindern geradten, item volsauf-
fen, fluchen und schwern etc., welches warlich grus-
se, schwärliche sunde vor Gott seindt und schwere,
gemeine argernuß, die ein christliche obrigkeit ab-
zustellen schuldig ist, wie geschrieben steht Roma.
13: Magistratus Dei minister est in bonum et vindex
in iram ei, qui malum agit.35 |79|
Wer derwegen unnser gutachten, das beide unsere
gnadige fursten und herrn zu abschaffung genanter
Sunden und Laster ein offenntlich, ernstlich Man-
dat außgehen und publiciern liessen, und ihrer furst-
lichen gnaden Oberambtleuth auch drob mit ernnst
hielten, wie ungeferlich im Furstenthumb Zwei-
bruckhen nach jungst ghaltener Visitation anno
1558 wieder das fluchen und schwören, wetterleiten,
Eßkirben, gevatterkirben, oncosten der kindtthäuf-
fen, untzuchtige thäntze, faßnacht etc. durch die
33 Messbücher, Lektionare u.ä.
34 Zu den Hagelfeiertagen vgl. S. 683.
35 Röm 13,4.
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den einen altar zu Einkrich, der zollschreiber zu
Kauwe30 die zwein besten altar zu Drarbach, marck-
grevischer secretarius, Greiß genandt, ein guten al-
tar zu Winterburg jarlich einziehen, ist der oberkeitt
ampt, ein ernstlich und vleissiges einsehens zu thun,
daß solche altaria vom Mißbrauch deren, die sie un-
billig und wider gott und ihr gewissen niessen, er-
rettett und zu rechtem, notturfftigen gebrauch der
kirchen und schulen angewendet werden. Daran
werden christliche fursten und herren, Stathalter,
Rath, amptleutt etc. Gott, dem almechtigen, zu lob
und ehren und zu befurderung der kirchen und er-
haltung des predigampts ihr schuldig ampt bewei-
sen, wie der prophet Esaia sagt: Reges erunt nutri-
tores tui et reginae nutrices etc.31 Unnd wurdt sol-
che wolthatt hie und dortt mit zeitlichem und ewi-
gen segenn reichlich belohnet werden. Derhalben
wollen hochgedachte unsere gnedige fursten und
herrenn, |76| auch ihrer furstlichen gnadenn ampts
verwalter ihr gewissenn vor gott erledigen unnd das
Patrimonium Christi, dadurch das kirchenn ampt
erhaltenn werden solle, nicht selber zu ihrem eigenn
nutz einziehenn oder nach gunst andernn, so der kir-
chen nicht dienen, wegschencken oder, die es jetzt
mißbrauchenn, bei solcher unrechter possession nit
bleibenn lassen. |77|
V. Von Kirchen gewanntt.
Die Kirchen gewant, so hin und her noch in den
kirchen seindt und verfaulen, item allerlei Clein-
odia, item caput Sabinae,32 monstranzen, uberige
kelch, item messingen leuchter, kirchenbücher33 etc.
möchten auß allen Clöstern und kirchen zusamen
getragen und verkaufft und güte bücher in alle kir-
chen, wie drob vermeldet, und anders, so bei der
kirchen von nötten, umb solchs gelt bestelt und
kauft werden. Doch muste güte fursehung gethan
werden, das genandte Kirchen kleider, klinodia,
leuchter, bücher etc. nitt in daß Pabstumb zur ab-
30 Kaub a. Rh.
31 Jes 49,23.
32 Offenbar besaß eine der Kirchen im Amt Trarbach eine
Kopfreliquie der Heiligen Sabina (unbelegte röm. Mär-
tyrerin aus dem 3. Jh.).
gotterei verkauft, sonder die gewandt zertrendt, die
kleinodia zerschlagen und die Meßbücher aufge-
schnitten würden, wie eß auch im Furstenthumb
Zweipruckhen geschehen ist.
VL Vonn abschaffung allerlei gemeiner lastern
und argernus.
Unnd letzstlich, nachdem schir allenthalben durch-
auss das volck zum theill noch zur |78| abgotterei ge-
neigt unnd sie schwärlich davon abzupringen, auch
weill ärgerliche gepreuche auß alter, herprachter ge-
wonheitt noch bißhere im schwanckh gewesen, als
Hagelfeiertag,34 eygene furgenommene oder erwöle-
te feyrtage, wetterleitten, faßnacht halten, am
aschermittwoch ein meier oder köning erwölen, da-
bei viell spöttlich, narrisch dinge geschehen, item
Essekirben halten und grusse fresserei bei und nach
den kindtthauffen, desgleichen nach begräbnüs der
abgestorbenen, item untzuchtige thantze ausserhalb
den hochzeitten, die man nennet hemelldäntze, item
die gantze nacht durch spieln, dardurch viell zur ar-
mutt mit weib und kindern geradten, item volsauf-
fen, fluchen und schwern etc., welches warlich grus-
se, schwärliche sunde vor Gott seindt und schwere,
gemeine argernuß, die ein christliche obrigkeit ab-
zustellen schuldig ist, wie geschrieben steht Roma.
13: Magistratus Dei minister est in bonum et vindex
in iram ei, qui malum agit.35 |79|
Wer derwegen unnser gutachten, das beide unsere
gnadige fursten und herrn zu abschaffung genanter
Sunden und Laster ein offenntlich, ernstlich Man-
dat außgehen und publiciern liessen, und ihrer furst-
lichen gnaden Oberambtleuth auch drob mit ernnst
hielten, wie ungeferlich im Furstenthumb Zwei-
bruckhen nach jungst ghaltener Visitation anno
1558 wieder das fluchen und schwören, wetterleiten,
Eßkirben, gevatterkirben, oncosten der kindtthäuf-
fen, untzuchtige thäntze, faßnacht etc. durch die
33 Messbücher, Lektionare u.ä.
34 Zu den Hagelfeiertagen vgl. S. 683.
35 Röm 13,4.
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