12. Generalartikel 1608
12. Generalartikela
1608
General Visitations Puncten
de Anno 1608.
[1.] Waß fur persohnen zu pfarhern
angenohmen werden sollen.
Bey der angestelten Visitation der Sponheimischen
Kirchen undt Schulen hatt sich auß den Colloquiis
oder Examninibus, so man mitt jedes orts Pfarrern
und Diaconis gehalten, befunden, daß etliche nit
viel studirt und der mehrer theil also nit fundirt,
daß sie unserer gegentheil irrige meynungen mit gu-
tem grundt ableihnen unnd confutiren und unsere
christliche glaubens bekantnuß nach notturft, zu ge-
schweigen cum laude aiiqua solidae eruditionis, be-
haubten könten.
Damit dann die ministeria künftig mit gelerten
leuten bestelt werden, unserer gnedigen herrschafft
zu ruhm und unserer christlichen glaubens confes-
sion zu mehrerm respect und ansehen bei den be-
nachbarten wiedersachern, so ist ein notturft, daß
bei den examinibus recipientorum, weil man ohne
daß die wahl und, gottlob, leut gnugsam hatt, die
ihre dienst und operas der kirchen offeriren, dersel-
ben profectus mitt fleiß explorire und diejenige al-
lein ufnehme, so ihre confession nit allein dextre und
orthodoxe profitiren, sondern auch gegen den adver-
sariis verantworten können oder ja in linguis et ar-
tibus solche fundamenta |64| gelegt haben, daß man
sich unzweifelich zu ihnen versehen kann, sie werden
privato studio auch in theologia ein rühmlichen pro-
fectum zuwegen bringen.
Andere, von denen man diese hofnung nicht ha-
ben kann, sollen mit bescheidenheit und guten wort-
ten abgewiesen und denselben, da man sie alß sti-
pendiarios zu befürdern ursach hatt, mit ernst ein-
gebunden werden, daß sie besser studiren und sich
a LHA Koblenz 33-4958 fol. 63-102.
b Text zerstört.
selbst nicht verhindern, wie man ihnen dan auch
gute anleitung, welcher gestalt sie ihre studia an-
stellen sollen, eines jeden qualiteten und gelegenheit
nach geben kan.
2. Formula concordiae in acht zu haben.
Es haben etliche pfarrer in der hindern Graveschaft
Sponheim formulam concordiae1 nicht allein in ihre
Bibliothecas nicht erkaufft, sondern auch zum theil
nicht gelesen, welche doch nunmehr pro symbolo
aller reinen kirchen der unverfelschten Augspurgi-
schen Confession gehalten wirdt, auch weilandt
H[errn] Carol, Pfalzgravens christmilter gedecht-
nuß, eigentlicher will gewesen, daß so wol s.f.gn.
kindere alß auch die landtsunderthanen dahin ge-
wiesen werden sollen.
Damit dan unsere gnedige herrschaft nicht allein
eines jedweden kirchendieners richtiger, gesunder
und unverdechtiger confession halben desto mehr
versichert seye, auch dieselbe ihre gewisse |65| metas
unndt vorgeschriebenen modum haben, wie sie so-
wol in disputationibus alß auch in phrasibus loquen-
di, welches bevorab bey denn angehenden, jungen
theologis ein fast hohe notturft ist, nicht uber-
schreiten und uf allen seiten mit ungereumbten und
verda[m]lichenb extremis nicht vergifftet werden, so
ist unserer gn[edig]sten und gnedigen herrschafft be-
fehlende meynung, das nicht allein die jezige minis-
tri diß buch, so in octava forma umb ein geringen
pfenning zu bekommen, innerhalb jars frist kauffen,
sondern auch sich in schrifften zu beiden Canzleien
erkleren sollen, ob sie demselben in allen darin be-
griffenen art[ikeln] und puncten beifall geben, wel-
1 Das Konkordienbuch von 1580, vgl. BSLK, S. VII, 1,
739-1135.
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12. Generalartikela
1608
General Visitations Puncten
de Anno 1608.
[1.] Waß fur persohnen zu pfarhern
angenohmen werden sollen.
Bey der angestelten Visitation der Sponheimischen
Kirchen undt Schulen hatt sich auß den Colloquiis
oder Examninibus, so man mitt jedes orts Pfarrern
und Diaconis gehalten, befunden, daß etliche nit
viel studirt und der mehrer theil also nit fundirt,
daß sie unserer gegentheil irrige meynungen mit gu-
tem grundt ableihnen unnd confutiren und unsere
christliche glaubens bekantnuß nach notturft, zu ge-
schweigen cum laude aiiqua solidae eruditionis, be-
haubten könten.
Damit dann die ministeria künftig mit gelerten
leuten bestelt werden, unserer gnedigen herrschafft
zu ruhm und unserer christlichen glaubens confes-
sion zu mehrerm respect und ansehen bei den be-
nachbarten wiedersachern, so ist ein notturft, daß
bei den examinibus recipientorum, weil man ohne
daß die wahl und, gottlob, leut gnugsam hatt, die
ihre dienst und operas der kirchen offeriren, dersel-
ben profectus mitt fleiß explorire und diejenige al-
lein ufnehme, so ihre confession nit allein dextre und
orthodoxe profitiren, sondern auch gegen den adver-
sariis verantworten können oder ja in linguis et ar-
tibus solche fundamenta |64| gelegt haben, daß man
sich unzweifelich zu ihnen versehen kann, sie werden
privato studio auch in theologia ein rühmlichen pro-
fectum zuwegen bringen.
Andere, von denen man diese hofnung nicht ha-
ben kann, sollen mit bescheidenheit und guten wort-
ten abgewiesen und denselben, da man sie alß sti-
pendiarios zu befürdern ursach hatt, mit ernst ein-
gebunden werden, daß sie besser studiren und sich
a LHA Koblenz 33-4958 fol. 63-102.
b Text zerstört.
selbst nicht verhindern, wie man ihnen dan auch
gute anleitung, welcher gestalt sie ihre studia an-
stellen sollen, eines jeden qualiteten und gelegenheit
nach geben kan.
2. Formula concordiae in acht zu haben.
Es haben etliche pfarrer in der hindern Graveschaft
Sponheim formulam concordiae1 nicht allein in ihre
Bibliothecas nicht erkaufft, sondern auch zum theil
nicht gelesen, welche doch nunmehr pro symbolo
aller reinen kirchen der unverfelschten Augspurgi-
schen Confession gehalten wirdt, auch weilandt
H[errn] Carol, Pfalzgravens christmilter gedecht-
nuß, eigentlicher will gewesen, daß so wol s.f.gn.
kindere alß auch die landtsunderthanen dahin ge-
wiesen werden sollen.
Damit dan unsere gnedige herrschaft nicht allein
eines jedweden kirchendieners richtiger, gesunder
und unverdechtiger confession halben desto mehr
versichert seye, auch dieselbe ihre gewisse |65| metas
unndt vorgeschriebenen modum haben, wie sie so-
wol in disputationibus alß auch in phrasibus loquen-
di, welches bevorab bey denn angehenden, jungen
theologis ein fast hohe notturft ist, nicht uber-
schreiten und uf allen seiten mit ungereumbten und
verda[m]lichenb extremis nicht vergifftet werden, so
ist unserer gn[edig]sten und gnedigen herrschafft be-
fehlende meynung, das nicht allein die jezige minis-
tri diß buch, so in octava forma umb ein geringen
pfenning zu bekommen, innerhalb jars frist kauffen,
sondern auch sich in schrifften zu beiden Canzleien
erkleren sollen, ob sie demselben in allen darin be-
griffenen art[ikeln] und puncten beifall geben, wel-
1 Das Konkordienbuch von 1580, vgl. BSLK, S. VII, 1,
739-1135.
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