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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0690
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Hintere Grafschaft Sponheim

ßen, uf welchen fall sie zwar an dieser verordtnung
so hoch nit gebunden, nichstestoweniger die abge-
leibte personen ihnen jedeß mals angezeigt und in
den kirchen indicem unvergeßlich eingezeichnet
werden sollen.
11. Im singen sich zum volck zu kehren.
Alß man dan ferner in etlichen kirchen gesehen und
erfahren, daß die ministri, wann sie vorm |72| altar
stehen, singen oder betten, sich von dem volck zu
wenden pflegen, welches aber ein ubelstandt und
den vorigen visitationspuncten zuwieder ist,10 so soll
denselben hiemit befohlen sein, solchen ubelstanndt
hinfuro abzuschaffen und in dergleichen geistlichen
verrichtungen daß angesicht jedeß mals zu und ge-
gen dem volck, damit daßelbige sie desto bass hören
unndt verstehen könne, zu kehren, außer wann sie
bei handtlung deß h. abendtmalß die wort der ein-
segnung uber die uf dem altar stehende symbola
sprechen und daß vatter unser betten, ists auch pil-
lich, daß sie sich zu dem altar unndt symbolis von
dem volck, da des orts gelegenheit also beschaffen,
keren sollen. Da aber der altar also beschaffen, daß
der prediger hinder demselben stehen kann, so soll
er die ganze vorredt, gebett unnd consecration hin-
der dem altar stehendt verrichten, nach demselbi-
gen herfur gehen und tretten an daß ortt, da die
distributio am füglichsten geschehen kann.
12. Abweisen von der Communion.
Weiter hatt sich befunden, daß die pastores biß da-
hero ihre pfarrkinder eigens gefallens von der com-
munion und gebrauch deß h. abendtmals je zu wei-
len abgehalten, welches aber an ihme selbsten ge-
fehrlich, auch denjenigen, so dergestalt abgewiesen
werden, |73| gleichsam ahn ihren ehren nachteilig
unndt verkleinerlich ist. Sollen demnach die Pfarrer
hinfuro dergleichen fäll an die inspectores mit erfor-
derten umbstenden jedes malß berichtlich gelangen
α Devolutio causae a pastoribus ad inspectorem, ab hoc ad
cancellarias.
10 Vgl. oben Text Nr. 8, Teil III, die Punkte 4 und 9, S. 652.

lassen, deroselben rhats unndt außschlags daruber
erwartten unndt ohn ihr vorwissen und befelch nie-
mandts von dem gebrauch deß h. abendtmalß ab-
halten.
Doch soll ihnen unbenommen sein, groben und
offentlichen sündern je zuweilen nach befindung der
sachen beschaffenheit auff eine benante, gewisse zeit
unndt biß zu erfolgtem deß inspectoris bescheid
unnd augenscheinlich verbeßerung die mittheilung
deß h. abendtmalß zu suspendiren, aber nicht gar
abzuschlagen mit den ungefehrlichen worten, sie,
die pastores, wolten den sachen weiter nachdencken.
αDarbey sonsten der vorgeschriebene modus in
sponheimischer kirchenordtnung wol in acht zu neh-
men und zu observiren, daß nemlichen die pastores
in dergleichen fällen mit den inspectorn communi-
ciren und, wan dieselbe der wichtigkeit, daß sie sol-
che allein über sich zu nehmen bedenckens tragen,
alßdan die umbstendtliche beschaffenheit zu beiden
Canzleyen berichten sollen.
13. Privata absolutio.
Unnd dieweil die privata absolutio ein fast notwen-
dig und nuzlich werck, welches in den visita-|74| ti-
onsartfikeln]11 und zuforderst in der publicirten
sponheimischen kirchenordnung12 außtrucklich fur
gut angesehen und befohlen ist,13 so hatt es pillich
darbei sein verpleibens, und sollen die pastores und
diaconi jedes ortts wolmeinlich hiemit erinnert,
auch denselben mit ernst uferlegt sein, gemelte pri-
vatam absolutionem an ortt und enden, da dieselbe
in abgang gerhaten, unvergeßlich wiederumb anzu-
stellen und darob mit allem fleiß dergestalt zu hal-
ten, daß ein jeder confitent seine beicht selber thun
unnd demselben hernacher der pfarrer oder Diaco-
nus uf vorhergehendt examen, da solches seinem er-
achten und discretion nach nötig ist, die absolution
insonderheit sprechen soll.
Im fall nun, daß gemeine volck je so grob unndt
ungeschickt were, daß sie nach der in der sponhei-
11 Ein solcher Befehl fehlt in den Artikeln von 1590/91
(Text 8), vgl. aber Fußnote 1, S. 666!
12 Vgl. KO Pfalz-Zweibrücken 1557, S. 154, 156.
13 Vgl. KO Pfalz-Zweibrücken 1557, S. 183.

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