Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0057
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Katechismus 1526

de narr- |AVIIr| heit bin, und das mir vonn natürli-
cher hülff unmüglich ist, das ich so reverentzlich
und erwürdigklich mit dem heiligen wort und na-
men gottes möge umbgon, als gott wol wirdigk ist
und ich schuldig bin, sonder das mir solch uberna-
türlich gabe unnd kunst von Gott alleyn geben muß
werden, darumb bit ich und sprech: dein nam etc.
Deyn reych komme.
Das ist die Ander bett, darin Christus, meyn
meyster, mir offenbaret, das ich von geburt her in
aller götlichen heyligkeit ein verstockte boßheit bin,
und das es meiner natur nicht möglich ist, das ich
am ersten nach gottes reych und seiner gerechtig-
keyt trachten15 und den gecreutzigeten Christum
für meynen königk annemen unnd mich under den
gehorsam der götlichen gebott, wie sie das Evange-
lion verkläret, ergeben und mit seinem geyst und
heiligs wort regieren lassen möge, derhalben bith ich
und sprech: deyn reych komme. |AVIIv|
Deyn will geschehe.
Das ist die dritt bett, darin weyset mich mein
herr meyster Christus, das ich von natur in aller
götlichen gerechtigkeyt ein verdampte ungehorsam-
keit bin, unnd das ich deyn gerechten, gutten willen
gottes, wie er allzeyt on eynerley verseumung im
hymmel geschicht, von natürlichen krefften nym-
merme lieben, vil weniger vollenbringen möge, dar-
umb bit ich und sprech: Deyn will geschehe.
Unser teglich brott.
Das ist die vierde bet, darin mir Christus, der
herre, kunth thet, das ich on teglich speyssung des
lebendigen wort gottes, das Christus selbs ist, das
gottselig und ewig leben nicht haben kan, demnoch
geschrieben steet: Der mensch würt nit von dem
brot allein leben, sonder von eynem jeglichen wort,
das durch den mundt gottes geet.16 Deßhalben bitt
ich unnd sprech: unser teglich brot.
Und vergib uns unsere schuldt. |AVIIIr|
Das ist die fünffte bett, darinn weyset mich der
herr Christus, das ich mein leben lang eyn armer,
15 Mt 6,33.

verdampter sünder bleybe, und das ich mich nit ehe
gnad zu got versehen möge, ich hab dann vorhyn
gnad an meynen schuldenern bewiesen, Darumb
bitt ich und sprech: Und vergib uns.
Und füre uns nit in versuchung.
Das ist die sechste bett, darinn mir Christus of-
fenbaret, das ich mein leben lang muß in anfechtung
ston der welt, des teuffels und meynes eygnen fley-
sches, unnd von mir selbs nit beston möge, sonder
alleyn inn der krafft Gottes. Derhalben so bitt ich
und sprech: Und füre uns nit.
Sonder erlöß uns.
Das ist die siebende bett, darinn mich Christus,
mein herr und eyniger meyster, bericht, das ich im
jammerthal sey, mitten under vielen feynden, und
schon getretten habe auff den weg zum tode und zur
helle, und das mich nyemants wydderkeren unnd
erlösen möge dann Gott alleyn. |AVIIIv| Darumb bit
ich und sprich: sonder erlöse.
Dann deyn ist das reych.
Das ist der beschluß disses gebets, darin abe-
reynst gott, dem herrn, sein ehre und tittel geben
würt wie auch im anfangk, dadurch ist bedeutet zu
gleycher weyß, das gebett im glaüben will angefan-
gen seyn, also müsse es auch widerumb im glaüben
vollenstreckt und beschlossen werden, und wie man
sich darvor hat zu gott versehen, er werde unser ge-
bet vätterlich annemmen und erhören, also muß
man im auch darnach gentzlich vertrawen, es sey
schon gescheen, angenommen und erhört worden.
Amen.
F.: Wo kompt das Evangelion her?
A.: Es kompt von dem herren Jesu Christo, der
hats selbs vom hymmel bracht und geprediget, und
darnach durch seine aposteln mit hülff des heyligen
geysts in die gantz welt lassen verkündigen, und
also ist es biß uff uns kommen.

16 Mt 4,4.

37
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften