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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0061
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1. Katechismus 1526

dem hertzen, der gedancken halben, wil geert sein.
Unnd ist das die Somm, das ich zu aller zeyt, in
allen dingen und uber alle dinge Gott allein sol ver-
traüwen, lieben und förchten, nit [wie] ein feindt,
sonder als ein freuntlichen, günstigen, lieben vatter,
demnach geschrieben steet Mathei. iiii: Du solt an-
bettenn Got, deynen herren, und im alleyn die-
nen.21
Das ander Gebott.
Du solt den namen des herren, deynes gottes, nit
vergeblich füren, denn der herr würt den nit un-
schuldig halten, der seynen namen vergeblich füret.
Das verstee ich also, dann diß gebott greyfft den
mundt an und bestimpt, wie gott an im selbs mit
dem munde, der wort halben, will geert sein. Unnd
ist das die |BVIIIr| Somm, zugleycherweyß ich zu
aller zeyt, in allen dingen und uber alle dinge got
alleyn bevor habe in kindtlicher lieb unnd forcht,
das ich auch also reverentzlich und erwirdigklich
mit seinem heyligen, erschröcklichen namen unnd
mitt eym yegklichen wort, daß uß gottes munde
kömpt, umbghe. Das ist, das ein ygklich wort, da-
runder got gemeynt ist, so reverentzlich von mir ge-
halten werde, als groß ich von gott im hertzen
zuhalten schuldig bin.
Das dritt gebott.
Gedenck des Sabats tags, das du in heyligst.
Sechs tage soltu arbeyten und alle deine werck
schaffen, aber am siebenden tag ist der Sabath des
herren, deynes gottes, da soltu keyn geschefft thun,
noch deyn Son, noch deynn Dochter, noch deyn
knecht, noch deyn magd, noch deyn viech, noch
deyn frembdlinger, der in deiner statthor ist. Denn
sechs tage hatt der herr himmel und erden gemacht
und das mör und alles, was darinen ist, und ruget
|BVIIIv| im siebenden tage, darumb segnet der herr
den Sabat tag und heyliget in.
Das verstee ich also, dann das gebott greyfft die
gantz natur an und bestimpt, wie Gott an im selbs
in allem thon unnd lassen der werck halben will ge-
ert seyn, unnd ist das die Somm, zugleicherweyße
21 Mt 4,10.

ich zu aller zeyt, in allen dingen und uber alle dinge
groß von got halt im hertzen und wol von im rede
mitt dem munde, das ich auch also in allen wercken,
es betreff thun oder lassen, allein Gott soll die ehr
geben und den Christlichen Sabat oder rugetagk
halten also, das ich von den angeborn, bösen
Adamswercken, so mir im hertzen stecken (als da ist
die fleyschlich lieb zu mir selbs, die fleyschlich klug-
keit, die fleyschlich gerechtigkeit und die fleysch-
lich, selbs erdicht geystligkeyt etc.), rugen und fey-
ren soll, gleych wie got von seinen wercken der
schepffung am siebenden tage geruget und stilge-
standen hat. Und dargegen got mit mir lassen umb-
|Cr| gaen, das er durch sein wort unnd heyligen geyst
ein neuwen menschen auß mir mache, der nach dem
geliebten Son Jesu Christo formiert sey, sollich
werck und kindtlichen gehorsam beweyße, wie
Christus gelernt und selbs gethan hatt.
Das Vierde gebott.
Du solt dein vatter und dein mutter eren, uff das
du lang lebest im landt, das dir der herr, dein Gott,
geben würt.
Das verstehe ich also, dann das gebott mitsampt
allen nachvolgenden stymmen auff die creatur unnd
leren, wie Gott an seynen creaturen wil geeret sein,
zu gleycherweyß in den dreyen ersten gesaget ist,
wie man in an im selbes zu eeren schuldig sey. Son-
derlich aber befylt mir Got, wie ich in ern sol an
aller yderschen22 oberkeyt, darunder er mich gethon
hat, under welchen die oberkeyt der vätter und
mütter die erste unnd gemeynste ist. Unnd ist das
die Somm, das ich umb gottes, meynes herren, wil-
len alle oberkeyt, darunder ich lebe, |Cv | eren soll mit
außwendigem und inwendigem gehorsam, derglei-
chen mitt außwendiger unnd inwendiger ersamckeyt
unnd da nit ansehen ir person, ob sie gut oder böß,
Christen oder unchristen weren, sonder alleyn das
heylig gebott unnd gerechten willen meynes hym-
melischen vatters. Es were dann sach, die öberkeyt
mich weder den glaüben zu gott oder die liebe zum
nechsten zuthun heyssen wolt, dann in solichem fall
sol und muß ich got meh gehorsamen dann keinem

22 Irdischen.

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