Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0062
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Landau

menschen, und umb gottes willen könige und key-
ser, vatter unnd mutter, weyb unnd kinder, ja auch
mich selbs verleuckeln und ubergeben.
Das Fünffte gebott.
Du solt nit tödten.
Das verstee ich also, dan in diesem gebott befelt
mir got, wie ich in eeren soll in der person meynes
nechsten. Und ist das die Somm, das ich allwegen
ein freuntlich, süß hertz zu meynem nechsten tragen
soll, wie ich glaübe, |CIIr| das Gott gegen mir ein
gantz vätterlich hertze trage, das ich auch dassel-
bige süß hertz allwegen kegen im erzeygen sol mit
freuntlichen und brüderlichen wortten und wercken,
nitt alleyn, so er mein freundt ist und mir wol will,
sonder auch, so er mein feindt ist und mir ubel will,
Math. v.23
Das Sechste gebott.
Du solt nit eebrechen.
Das verstee ich also, dann in diessem gebott be-
filcht mir Got, wie ich in eeren soll in den fürnem-
lichsten güttern meynes nechsten, die ime als lieb
sein als sein eygen leyp, als insonderheit ist das ehe-
lich gemahel. Und ist das die Somm, das ich allwe-
gen ein reynes, unschalckhafftiges gemüt zu meines
nechsten gemahel tragen soll und dasselbig in allen
wege beweyßen mit keuschen und reynen wortten
unnd werckenn, als wol so sie böß seyen, als so sie
gut weren.
Das Siebendt gebott.
Du solt nit stelen.
Das verstee ich also, dann in diessem gebott be-
filcht mir got, |CIIv| wie ich in eeren soll in allen
zeytlichen güttern meynes nechstenn. Unnd ist das
die Somm, das ich allewegen ein gutwilligk, genügk-
lich hertz daran soll haben unnd dasselbig offenba-
ren mit förderlichen worten und wercken als wol, so
er wyder mich ist, als so er mit mir dran were.
Das Achte gebott.
Du solt keyn falsch gezeugnüß geben wyder dei-
nen nechsten.
23 Mt 5,43-48.

Das verstehe ich also, dann in diessem gebott be-
filcht mir Gott, wie ich in eren soll in allen geyst-
lichen guttern meynes nechsten. Unnd ist das die
Somm, das ich allwegen ein begirlich, förderlich
hertz dartzu sol haben und sollichs beweyßen zu al-
ler zeyth mit fürtreglichen, heylsamen wortten unnd
wercken, als wol so er unfromm ist, als so er der aller
frömbst were.
Das Neundte gebot.
Du solt nit deynes nechsten weyb begeren.
Das verstee ich also, dann in diessem gebott be-
filcht mir Gott abereynst, wie |CIIIr| ich in eeren soll
in dem ehegemahel meynes nechsten gleych wie im
sechsten, doch mit dem underscheydt, dann im
sechsten ist mir gebotten, das ich die unkeuscheyt,
so mir der natur halben im hertzen steckt, zu mey-
nes nechsten schaden unnd schande nicht treyben
soll wyder mit wortten noch mit werckenn. Hie aber
würdt mir weytthers gebotten, das ich das un-
keusch, fleyschlich hertz gantz nicht haben sol, uff
das zumall keyn füncklein oder wurtzell der ver-
dampten, fleyschlichen unkeuscheyt bey mir funden
werde, sonder das meyn hertz und alles, was an mir
ist, so gantz reyn unnd unbefleckt sey aller ver-
dampter unkeuscheyt halben, das ich auch nitt be-
geren möge meynen nechsten mitt unkeuscheyt zu
beleydigen, so mir auch gleich ursach dartzu geben
wurde.
Das Zehendt gebott.
Du solt dich nicht lassen gelüsten deynes nech-
sten hauß, acker, knecht, magd, ochßen, eßell unnd
alles, was seyn ist. |CIIIv |
Das verstee ich also, dann in diessem gebott be-
filcht mir Gott abereynst, wie ich in eeren sol in
allerley güttern meines negsten gleych wie im sie-
benden und achsten, aber mit der underscheydt,
dann im siebenden und achsten ist mir gebotten, das
ich den geytz und ungerechtickeyt, so mir von natur
im hertzen angewachßen ist, zu meines nechsten
schaden und nachtheyl nit uben sol weder mit wor-
ten noch mit wercken, sonder zu aller zeyt geneygt

42
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften