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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0067
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2. Katechismus 1544

Die Christen nennen Got ein person alleyn in
underrachtungsweiße16, auff das der groß herrlich
artickel von der heiligen dreifaltikeit (welchen das
blude, gotloß Judisch volckh nit erkennen will) des-
tobaß von den einfeltigen Christen verstanden und
bekandt werden möge. Unnd dieweil dann solchs der
grundt warheit kein schaden thut, sonder vil mer die
warheit bekandt machet, so kan man nit gesagen,
das dadurch dem wort gottes etwas zu gesagt oder
abgebrochen werde.
Ists auch von nöten, das der hoch artickel von der
heyligen dreifaltigkeit den gemeinen eynfeltigen
Christen zuwissen und zuglauben furgehalten wer-
den? |Aiiiir|
Jha, es ist treflich von nöten; ursach, dann es ist
der recht grunde unsers heyligen Christlichen glau-
bens, on welchen wir die mensch werdung Christi
unnd alles, was derselbigen nachfolgt, weder verston
oder brechen17 könen, dann unnser glaube weyset
auß, das der Sone gottes mensch worden sey und nit
vatter oder der heylig geist; darumb muß man wis-
sen, das die gotheit in drei person geteylet ist und
doch in eim eintzigen, ewigen, almechtigen wesen
besteet. Daher kompt auch, das Christus bevolen
hat, wann die Christen getaufft werden und also
durch den heiligen tauff und den Christlichen glau-
ben angenommen unnd ingeweyhet werden, das es
im namen des vatter[s] und des Sons und des heyli-
gen geyst geschehen soll.18

Wo ist Gott?
Got ist im hymel bei den Englen sichtpar und
auch auff erden bei den menschen, aber unsichtpar.
Was thut Got bei den menschen uff erden?
Er macht fromme kinder gottes auß in durch
sein eingebornen sone Jesum Christum, uff das sie
durch götlich fromkeit in hymel kommen und selig
werden. |Aiiiiv|
Von der waren fromkeit oder gerechtigkeit.
Was ist die ware götliche fromkeit oder gerechtig-
keit, dadurch man in himel kompt und selig wirt?
Sie steet darauff, das ich ein new götlich hertze
uberkommen habe und also geartet sey, gleich wie
Christus, mein herre, geartet gewesen ist,19 got lie-
ber hab dann mich selbs und meynen nechsten als
lieb habe als mich selbs,20 dann got ist die lieb, und
wer in der liebe bleibt, der bleibt in Got und got in
ime. 1. Johann. 4.21
Wie macht Gott die menschen auff erden durch sein
eingebornen Sone Jhesum Christum fromm und ge-
recht, das sie seine liebe kinder sein und selig wer-
den?
Durch den rechten, waren glauben an ihn, gleich
wie dem Abraham geschehen ist. Ro. 4.22

Vom glauben.

Welchs ist der recht ware glaube an Got, da durch
die menschen auff erden fromme gottes kinder und
selig werden?
Das ist der recht glaube an Gott, so man also an
ihn glaubet, wie das heylig Evangelium und das
ewig wort gottes bescheyt gibt. |Avr|

16 Vergleichsweise. Oder vielleicht: Unterrichtungsweise.
17 Brechen = die Sinne auf etwas lenken, etwas erklären,
mitteilen; vgl. FWB 4, S. 1024f.
18 Mt 28,18-20.
19 Phil 2,5.

Vom wort Gottes.
Was ist das wort Gottes?
Christus selbs ist das recht, ewig wort gottes,
Joh. 1.23 Dieweil er aber das heyl[i]g Evangelium
selbs geprediget hat und es den heyligen Aposteln zu

20 Mt 22,37-39.
21 1Joh 4,16.
22 Röm 4,1-3.
23 Joh 1,14.

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