Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0104
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Speyer

wir uns auch deren zu ewigen tagen nimmermehr
gebrauchen wöllen noch sollen, auch die Statt Speyr
durch uns oder unsere nachkommen nit binden noch
weiter verstricken soll.
[3. Abschaffung der unverbrieften Zinsen]
Von dem dritten Articul, der also lautend: Zum drit-
ten wöllen sie, das alle Zinß, da nicht briefliche ver-
schreibung uber ist, tod und gar ab sein und fürter
nicht mehr gegeben werden sollen,
Das wir uns den Articul auch gefallen lassen, das
die Zinßleuth des Articuls nit gegeben werden sol-
len. |204|
[4. Aushändigung der Zinsbriefe]
Auff den vierten Articul, des inhalts: Zum vierten
wollen sie als durch bit, und ist billich, wo einer gül-
ten oder Zinß hat, da Brieff und Sigel uber, so der
gäber der gülten dieselbige begert zu sehen, soll
ihme mitgetheilt werden ohne alle hinderlegung der
hauptsumma,
Diesen Articul wollen wir seines inhalts halten.
[5. Konkubinat der Priester]
Auff den fünfften, der also lautend: Zum fünfften
wöllen sie, das die Pfaffheit oder sonst andere nicht
zu unehr sitzen sollen.
Ist antwort gefallen, das wir achten, wo einer ein
Person bey im habe, die argwönisch, das billich dar-
ein gebürlichs einsehens und enderung beschehe.
[6. Verpflichtung zur Bauunterhaltung]
Auff den sechsten Articul, der also lautend: Zum
sechsten wöllen sie, wo Heuser erklagt unnd den
klägern zugestelt werden, das alßdan dieselbigen
Heuser unnd Güter durch die, so erklagt worden
sein, in jahr und tag endtlich wider auffgericht wer-
den sollen. Wo aber solches nit geschehe, so soll

solch erklagt Hoffstatt einen Rath und der Gemein
verfallen sein,2
Ist geantwort, das wir diesen Articul auch halten
wöllen.
[7. Zahlung des Zehnten]
Auff den sibenden Articul der Gemein, der also
steht: Zum sibenden, den zehenden betreffend, will
sich ein gemein halten wie andere umbligende Stätt,
auch dermassen gebrauchen,
Ist geantwort, das wir denselben bey seinem in-
halt stehn lassen unnd darab ein vernügen haben.
[8. Abschaffung der Seelenmessen und Ablösung
der Gülten]
Auff den achten Articul, der also lautet: Zum achten
ist einer ersamen Gemein zu Speyr bitt und begeren,
wo zinß und gülten, die in Stifften, Clöstern und
Pfarrn zu jarzeiten, Vigilien und Seelmessen von un-
sern Eltern verordnet, gesetzt unnd testiert sein, das
dieselben hinfürter tod und ab sein sollen auß diesen
ursachen, dieweil es betruglicher weiß von den alten
genommen mit uberreden, es käme den Seelen im
Fegfeur zu trost samt andern finantzischen erfin-
dungen. Nun aber sich mit Göttlicher warheit be-
findt, das es weder den todten noch den lebendigen
nutzlich, sonder verdamlich und die gnug besche-
hung unserer erlösung Jesu dardurch verletzt, ver-
hoffen wir, es soll billich abgethan werden. Es
möcht aber das mittel betracht werden, das die un-
terpfand sem[t]licher gülten, so die besitzer erkaufft
unnd ihnen solche Gülten an dem Kauffgelt abge-
zogen, damit den natürlichen Erben und verkäuf-
fern auch nicht unrecht geschehe, das sich die besit-
zer mit demselbigen vertrugen nach gelegenheit der
sachen und brüderlicher lieb. Wo aber von wegen
der langen jahren die rechten Erben verstorben, das
sich dann der Besitzer mit einem erbaren Rath ver-
trug nach gelegenheit der sach und dasselbig gemei-
nem nutzen zu erstattung kommen solt.

84

2 Zum Verständnis der Bedeutung dieses Artikels vgl.
die Karte bei Alter, Bauernkrieg, S. 1386: Der Anteil
des Klerus am Grundbesitz der Stadt näherte sich 50 %!
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften