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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0114
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Speyer

5. Kirchenordnunga
1569
Kurtzer und einfalttiger bericht,
in was maßen und gestaltt etliche ritus und gepreuch in der christlichen kirch zu Speir
zu ändern und zu verbässern weren,
gestelt durch die predicanten daselbsten.α |2v | |3r|

Ehrnväste fürsichtige, ersame und weise, großgüns-
tige, gepietende hern.
Auf ewer ehrnväste und herlichait günstigen be-
schehenen befelch, das wir, die predicanten, zesa-
men komen, unß mit ainander einmütiglich verglei-
chen, was in der Kirchen des hailigen evangelii sein
mochte, so zu verbössern were, das wir darauff un-
ser iudicium oder gutt beduncken iber solchs
schrifftlich anzaigten und ewer herlichait ibergeben,
sich darin zu ersehen hetten.
Dieweil wir aber unß nitt gnugsam tüglich und ge-
schickt darin erkennen und achten, in ansehung, das
e[uer] herlichaitt, als die hochverstendigen, gelertter
und erfarner, sonder an aim solchen berümpten ortt,

da in allen facultatibus verstendigere und gelertere,
dan wir sein mögen, können gefunden werden, je-
doch erkennen wir uns der kirchen christi und auch
e. e. w. underthenige und schuldige arme diener und
wöllen von hertzen gern, so vil unser klainfüger1 ver-
standt wissens tregt, derselbigen anzaigen, darauß e.
w. ires von gott befolhen ampts sich erinnere und
der armen, verlassen kirchen zu disen letsten zeitten
die hand reichen mög. Underthönig bittende, das
selbig von unß günstiglich anzunemen und unß jeder
zeitt in gnädigem schutz und befelch zu haben. Die
wöll der allmächtig und barmhertzig gott, bei ge-
sundthaitt leibs und glücklichß regierung zum lob
und preiß seiner ehren gefristen und erhalten.
Amen.

[1.] Von der Lehr.

Es ist die warhaitt des ewigen wortt gottes nit auß
menschlichem guttbeduncken erfunden, sonder von
unsern lieben hern und got selbst gestifftet und ver-
ordnet worden, auch also hoch und theur geachtet,
das sein majestat desselben sich selbs underfangen,
darnach zu aller und jeder zeit durch die engel, pat-
riarchen, propheten, seinen son Christum, die apos-
tel und alle trewe diener biß zum end der weltt zu
verrichten befolhen und gebotten.2
Dan der allmächtig gott hatt sich also durch sein
wortt dem menschlichen geschlecht offenparen wöl-
α Im augusto a[nno] etc. [15]69 ubergeben.
β Gen 3. 15 [18]. 22 [15-18].
γ Gal 4 [4f].
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Speyer 1 A 450-8
fol. 2r-9r. Abdruck: Jung, Geschichte, S. 101-112. Fak-

len, das sy von ime erkant und er durch sein ge-
schöpff geprisen wurde. Und wiewol der mensch in
rechter erkantnus gotes nit gepliben, sonder von
gott durch den fahl abgeschritten, dardurch er dan
ewiglich hät verdampt sein müßen,β so hatt ime
doch gott auß lautter barmhertzigkaitt widerumb
gnädiglich angenomen und die verhaißung seines
sons, in dem sy gesegnet und gebenedeit sein sollen,
zugesagt, versprochen und ine den letsten zeitten
auch gelaistet, auf das er durch dise offenparung sei-
ner verhaißungen ime in der welt ain ewige kirchen
versamelte und erhielte,γ darauf auch alle lehr, ver-
simile und Umschrift: Reformation und Protestation,
S. 27-41.

1 Geringfügig, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 1108.
2 Apg 1,8.

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