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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0120
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Speyer

mal, auf das, wölche getaufft wurden und solch zai-
chen an irem Leib trügen, solten seiner verhaißung,
im wort geoffenbart, durch den glauben teilhafftig
werden also, das sy in die erbschafft himlischer güt-
ter aufgenomen und zugelaßen wurden. Und sol sol-
cher |6r| tauff die getaufften immerdar erinneren, die
gantz zeit irs lebens des absterbens an irem flaisch,
das, dieweil sy auff Christum getaufft seind, seyen
sy auch in sein todt getaufftε und sey inen solcher
tauf ain bad der widergepurt und ernewerung im
wasser und h. gaist,22 welchs nichtz anders ist dan
ain new leben durch den glaben an Christum und
gnad des h.gaistes,ζ hie zeitlich anzufahen, täglich
zu mehren und im todt volkomlich zu erfüllen und
volpringen. Darvon ze sehen in der lehr Christi und
der apostlen, als Matthei 3,23 Apoc 1,24 Ephes 3,25
Col. 4.26
Und sollen die diener von solchen hohen geheimnu-
ßen das volck mit rechten grund leren und under-
richten, auf das man nit also leichtfertig (dieweil es
ein täglicher prauch ist, mitt wasser zetauffen) dar-
von haltte und urteile, das dan geschicht, wa der
ware nutz auß grundt götlichs worts nitt angezaigt
württ.
ηUnd wiewol in der ersten kirchen vil und man-
cherley weiß der zeit halben zu tauffen verordnet
gewesen, auch zu unsern zeitten an etlichen ortten
nimer dan allain an sontagen und predigtagen, so
die kirch beyainander versamelt, getaufft württ, so
ist es doch, bey dem mehrtail christlicher gmaind
adprobiert und angenomen, sonderlich in großen
stetten, alle tag zu tauffen. Soll derhalben alle tag
die stund nach mittag umb 1 ur angestellt und ge-
ordnet werden, das sich mänigclich, so kinder zu
taufen, darzu geschickt mache und an gewonlichem
ort erscheine. Das würt nit allain der kirchendie-

ε Ro 6 [3].
ζ Joh 3 [5],
η Concilium Gerundense, de consec[ratione] dist. 4,
ca[non] de catechumenis [= ClCan De cons. IV c. 15,
zitiert das genannte Konzil] et ca[non] venerabilis [= CI-
Can De cons. IV c. 17].
θ 1. Cor 11 [28f.].
22 Tit 3,5.

nern, sonder auch allen burgern zu gutter und rich-
tiger ordnung dienen und erschießen.
Vom h. abentmal des leibs und bluts Christi.
Da Christus, unser her, auß befelch seins himlischen
vatters das gantz menschlich geschlecht, umb
welchs willen er auch in die welt kommen war, am
stam des kreitzes erlösen wolt und uns umb iren
sünden willen den zornigen vatter versönen, hatt er
zu seiner ewigen gedächtnus, darmitt nit von uns
des hohen und theuren wercks der erlößung verges-
sen wurd, sein h. abentmal verordnet und einge-
setzt, uff das, wann wir uns des geprauchen, seiner
erlößung gedächtnus darbey hieltten, unsern glau-
ben sterckten, in unser gewißne versichert, wie er
unß den vatter versönt, die sünd vertilgt, den tod
umbpracht und unß durch sein leiden und sterben
selig gemacht hätt, darvon weitleuffig zu sehen Mat
26,27 Mar 14,28 Lu 2229 und 1. Cor 11.30
Dieweil aber diser letste will unsers hern Christi un-
der andern großen gnaden, so er dem menschlichen
geschlecht auß barmhertzigkaitt gethon, nit der ge-
ringst und wenigst ist, so soll er billich mit aller re-
verentz und andacht gehalten und begangen wer-
den, in ansehung, das der h. apostel Paulus schreibt,
das, wer sich solcher gemainschafft einleiben wöll,
sich zuvor briefe, darmitt er nit onwürdig esse von
disem brot und trincke aus dißem kelch und schul-
dig werde an dem leib und blut des heren.θ Derhal-
ben sich ain jeder sol zuvor brüfen, sein sünd erken-
nen, rew und laid darüber haben, got in vöstem
glauben bitten umb der selbigen verzeihung und nit
zweiflen, es werd got durch Christum (wa er sich
bekeren württ, von sünd absteen) auch seiner sün-
den nit mehr gedencken, dan er ist nit ain got, der

23 Mt 3,11.
24 Apk 1,9-20.
25 Eph 3.
26 Kol 4,2-6.
27 Mt 26,26-29.
28 Mk 14,22-24.
29 Lk 22,19f.
30 1Kor 11,23-25.

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