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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0125
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5. Kirchenordnung 1569

farlässig erfunden werden, württ inen auß gerech-
tem urtail gottes geschehen, als dem priester Heli
geschah, den gott wegen seiner farlassigen zucht an
seinen sönen mit dem gähen tod straffet.γ
Unnd ob schon gott solche vätter nit zeittlich, so
würt er sy doch vil dester hartter ewiglich straffen,
die armen aber, ob sy schon ire kindt von hertzen
gern zur schulen, zucht und disciplin haltten und
ziehen woltten, das sy mit der zeitt auch andern flei-
ßig dienen und nutz sein möchten, so könden sich
solches armutt halben nitt erstatten und zu wegen
pringen. Dan es ist laider schier nach der lehr Chris-
ti in disen letsten zeitten der glaub erloschen und die
lieb in den herzen der menschen erkalttet,δ das nie-
mant oder gar wenig an den armen schulern die
werck der liebe und barmhertzigkait erzaigen und
beweißen, also das sy armutt halben bey den ange-
fängten studiis nit pleiben noch verharren könden,
und geschicht vilmals, das mancher, wol angefan-
gen, mit der zeit vilen nutz sein kündt, armut hal-
ben darvon steen muß. Und ob schon ainer oder
mehr, durch wunderparlich fürsehung gottes und
fromer leutt hilff aufkomen, so müßen doch vil dar-
neben abtretten und müßen heutiges tags (wie die
erfarung gibt) baide, kirchen und schulen, durch ar-
mer leut kinder versehen werden.
Dieweil nun solches die lauter warhait und die ober-
kait mehr dan ze vil solches bericht ist, soll sy billich
erstlich zu erhalttung des h. evangelii, zum andern
zu erhalttung weltliches regiments auß gotes barm-
hertzigkait von dem iren den armen, von fromen,
ehrlichen eltteren erporen und erzogen, stipendia
raichen und geben, auf das uff und durch solch
christlich gut werck die jugent erzogen und der kir-
chendienst und gemain regiment erhaltten werd.
Wa nun |9r| die oberhandt, auß christlichem eyfer
und wolmainen also den schulen (wie sy ze thon
schuldig) weislich zusetzen württ, kan alßdan gar
leichtlich baide, dem gaistlichen und welttlichen re-
γ 1. Sam 3 [12-14],
δ Math 24 [12],
37 Vgl. oben Fußnote 12.
38 Georg Ebenreich, geb. Schwäbisch Hall, stud. Tübingen,
seit 1569 Pfarrer in Speyer, 1576 Pforzheim; vgl. Bi-

giment, geholffen werden, welche on verständige,
gelerte und erfarne leutt nitt leichtlich mögen be-
steen und pleiben. So vil von den schulen.
Beschluß.
Dise kurtze und ainfalttige schrifften, ernvöste, für-
sichtige, weiße, großgünstige und gepietende heren,
haben wir, e. e. w. underthönige und gehorsame die-
ner im evangelio, zu befürderung der ehren gottes
und seins lieben sons Jesu Christi zu underthönigem
gefallen stellen wöllen, darmitt, was in der kirchen
und schulen weitters anzurichten und zu verbösse-
ren sein möchte, underthöniglich anzaigen und ver-
mälden, so vil unß in diser zeitt immer möglich ge-
wesen und unser klainfüger verstand begreiffen mö-
gen, vil aber umbgangen, da wir wol weittläuffiger
hätten handlen und tractiern künden. Darmitt aber
wir e. e. w. nitt mitt langen schrifften molestierten
und überdrüsslich weren, wöllen wir in deren hohen
verstand und weitters nachgedencken alles gesteltt
und haimgesetzt haben.
Und ubergeben hiemitt e. e. w. als unsern großgüns-
tigen und geliebten hern dise ainfalttigen und klain-
fügen schrifften, gantz underthöniglich bittende, sy
wöllen die selbige zu gefallen uff- und annemen und
mehr unsern genaigten willen, dan das werck an im
selber ansehen. Und erkennen unß als der selbigen
underthönige unnd jeder zeitt gehorsame diener, in
günstigem befelch haben, die wöll der vatter aller
gnaden und barmhertzigkaitt bey rechter und warer
erkantnus seines hailigen worts beständiglich erhalt-
ten, hie zeittlich und in dem künfftigen leben ewig
selig machen. Amen.
E. E. W. underthönige Diener im evangelio:
M. Johan Reußenzain mps37
Georgius Ebenreych mps38
Johan Othmar Maylander39
Clemens Schubert mps40
undo, Pfarrerbuch (1968), Nr. 1050.
39 Dr. Johann Ottmar Epple gen. Mailänder, seit 1561 Pfr.
in Speyer, dort gest. 1573; vgl. Biundo, Pfarrerbuch
(1968), Nr. 3279.
40 Vgl. oben Fußnote 13.

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