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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0127
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7. Ordnung des Katechismuswesens 1597

7. Ordnung des Katechismuswesens
1597

7a. Ordnung der Kinderlehrea
28. September 1597

Demnach meniglich offenbar unnd am tag, wie
gantz verrucht unnd in aller leichtfertigkeit die ju-
gent alhie daherwechst, unnd obwol der eltern fur-
nembstes, aigentlichs ampt ist, ire kinder, sobalt sie
zum verstandt khommen, selbst in gepett unnd fur-
nembsten articuln unsers christlichen glaubens zu
underrichten unnd zu kirchen unnd schulen vleissig
zu erziehen und anzuhalten, so sihet und spurt man
doch, das sie inen derselben wolfart unnd wie sie zu
gotseligkeit, tugendt und erbarkeit auffgepflanzt
werden und zunemmen mogen, sehr wenig angelegen
sein und dieselben in aller uppigkeit hin und wieder
uff den gassen und kirchöfen, sunderlich zu predigts
zeiten, umbläuffen lassen, daraus entlich anderst
nichts dann neben irem aignen verderben an leib
und seel, zerruttung [der] kirchen und schulen, un-
dergang warer erkantnus und religion und gottes-
diensts erfolgen kan.
Dieweil dann einem erbarn Rhat, wie auch dem kir-
chenministerio alhie allerhandt verweis und nach-
rede daraus zustehet, |73v | so hatt derhalb wolermel-
ter Rhat aus erforderung seines ampts uff mittel
und weg, wie die unbendig jugent zu mehrer gottes-
forcht und zur kirchen, zum gepett und lieben Ca-
techismo vleissiger, dann bisher beschehen, ange-
nomen unnd ufferzogen werden mochte, gute acht
unnd fur ain hohe notturfft ermeßen, das ein ge-
meine kinderlher in der kirchen angestelt, darzu
man dann die pfarrkirch zu S. Jörgen unnd die
stundt zu zwei uhren nachmittag am bequemlichs-

ten unnd fuglichsten erachtet unnd derhalben sta-
tuirt unnd geordnet hatt.
Alß er dann hiemiet statuirt und geordnet haben
will, das nun hinfuro alle, so solche kinderlher von
zwo uhren an bis umb drei zu S. Jorgen exercirt,
gelebt und gehalten werden soll dergestalt, das zu
halb zweien ein gut, lang zaichen geläutet, alsbalt
der waisen vatter mit seinen kindern in die kirchen
khomme, ein psalmen oder sunst ein geistlich liedt
nach gelegenheit der zeit singe unnd, wann der ge-
sang geendet, die hern predicanten, wo muglich alle
vier zum anfang, bis man diese ordnung ins werck
gericht, und furderhin derselben jedes mals zwen,
wie sie sich dessen den |74r| monaten oder firtel jaren
nach miteinander vergleichen werden, mit den kin-
dern und gesindt, knechten und magden, das exer-
citium catecheticum anfangen, mit aller sanfftmut
und lindigkeit uben und treiben und, wann die stun-
de schier verlitten, mit dem gepett und gesang be-
schliessen sollen, darzu inen dann der wais vatter
und, wo vonnoten, einer der diener unser collabo-
ratoren und schuldiener under denen es gleicherge-
stalt monatlich oder zu firtel jaren umbgehen, ver-
holffen sein sollen.
Und damit sich jederman darnach zu richten, so soll
zuvorderst diese anordnung in den dreien kirchen
den gemeinden von den cantzeln angekundet und
die eltern und herrschafften mit allem vleiß aus got-
tes wort der schuldigkeit erinnert und vermanet

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Speyer 1-A-451-1
fol. 73r-75r. Abdruck: Jung, Katechismusunterricht,
S. 83f.

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