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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0144
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1. Deutsche Messea
1524
Form und Ordenung der Evangelischen deutschen Messen,
wie sie zu Worms gehalten wird.
Vorred uff die Teutzsch Evangelisch Messz.

Gnad und frid. Lieber leser. Es mag nit widerret
werden, das in vier oder v. jaren das lebendig wort
gottes, das Evangelion, vast in allen stetten, an al-
len orten deutzscher nation von gots gnaden nit mit
geringem fleiß, nutz unnd zunemen pur, lauter unnd
ungefelscht geprediget worden, da durch der Christ-
lichen gemeyn der schedlich betrug der eusserlichen
dinst und gotlosen Ceremonien offenbart, nün von
jederman gnugsam erkant, der durch die faulen, un-
gelärten geystlichen am meysten das götlich wort zu
hindern, dempfen und underdrucken uffgericht ge-
wesen ist. So uns dann nichts so seer von nöten,
nichts dinstlicher, nichts besser ist, dann das wort,
das Christus selbst ist,α uns alleyn zu seligenn, vom
vatter in dieße finsternuß gesandt, hat Satan, der
feint unsers heylß, unverdrüßlichen gearbeyt, die
geistlickeit dahin getriben und gereitzt, uff das
sölchs wort durch andere unnützer ding und werck
in vergeß kommen möcht, die Mesß (so sunst on
vorgehendes wort, predig und ermanung mesß nit
soll gnent werden, als Johan. am vi. saget: Der geyst
ists, der do lebendig macht, das fleysch ist keyn
nütz. Die wort, die ich rede, die sind geyst und sind

α Johann. I [14].
β Johann. VI [63].

leben),β so mit menschen sünden, so mit mancherley
stücken gemeret, gelengert und zuhauff gebletzt,
das sie der Evangelischen meß nit anders gleich ist,
dan der Bapst Christo: Das die widerumb gereyni-
get und zum ersten ursprung gebracht werde, haben
wir hie eyn kürtz form auß der geschrifft begriffen,
mesß zuhalten uff deutzsch, wie sie zu Straßburg
und Worms gebraucht wirt, das der eynfaltig leye
auch gewar werde und mesß hören möge, dem es got
so wenig als den lateinern verborgen haben wil, auff
das die selben leyen, so sunst durch das Evangelion
und gemeyne absolution nit genüglichen getröst
werden (das ien got durch sein gnade, sein wort und
glauben die sünde verzeihen und selig machen will),
uberflüssiger haben, wie sie ire krancke gewissen
trösten und nach rechter Evangelischer ordenung
das hochwürdige Sacrament leiblichen entpfahen
mügen: Wöllen auch hie den Leyen priestern nur
eyn exempel vorgeben mitt dißer Epistel und Evan-
gelion, das sie darnach noch irem gefallen uff alle
Sontag der zeit nach die Epistel und Evangelion,
oder welches ien gefelt, nemmen und lesen mögen.

(Faksimile) in: Kammer, Die Anfänge der Reformation
und des evangelischen Gottesdienstes in Worms. Worms
1983.

124

a Textvorlage: Lutherbibliothek Worms Nr. 487. Druck
 
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