DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0154
Worms
3. Katechismusa
1543
Catechismus und anweisung zu Christlichem glauben
in Frag und Antwort gestelt für die Jugent und andere Einfältigen der kirchen zu Wormbs.
M.D.XLIII. |Aiv|
Allen liebhabern des heiligen Evangelii zu Wormbs,
die Gott im grund ires hertzens suchen, Wünsch ich,
Leonhart Brunner, diener des Worts Gottes, meh-
rung des glaubens.
Yr geliebten, lieben brüder und schwestern in Chris-
to. Ir wisset, das ich ein gute zeit bey euch gewesen,
das Evangelion des Reichs Gottes mit fleiß gepre-
diget, lieb und leid bey euch gelitten, der widersa-
cher gschwinde practiken vermittel Göttlicher hülff
nit geachtet und uberwunden habe. Hett allezeit
nichts liebers gesehen, dann das frid des gewissens
mit Gott unnd einigkeit der lere des lebens und
gantzer Burgerschafft inn Gottes wort auffgericht
unnd erhalten würde. Dann ich zur zeit meiner an-
kunfft gen Wormbs allerhand secten fande.1 Wem
was aber angster und banger dann mir? Der ich in so
verwirrete hendel kommen solte. Dieweil ich aber
wuste, das im Namen Christi das Netz außwerffen
glücklich ist und kein rath wider den Herrn, Hab
ichs auff unsern Ertzhirten Jesum Christum2 ge-
wagt und die sach mit freydigkeit angriffen. Da ist
mir aber mancher sawrer wind under augen gangen.
Was nun meins leibs unnd guts, abgestorbner weib
und kindern halben mir begegnet mit sampt heim-
lichem mangel, den [ich]b niemand klagt denn Gott
|Aiiiir|c
a Textvorlage (Druck): Stadtbibliothek Worms W-Ki 40
LS. Abdruck: Vereinsgabe des Altertumsvereins zu
Worms, Faksimile-Ausgabe Worms 1895. Die wörtlich
aus Bucers Katechismus (Bucer, DS 6/3, S. 177-223)
entstammenden Teile werden nachgewiesen.
b Text zerstört.
c |Aiir| - |Aiiiv | fehlt.
Volgt ein gesang vor anfang der Kinderpredig,
zu singen in der melodey: Es seind doch selig
alle, die imm etc.:3
Herr Gott, dein trew mit gnaden leist und schick
herab dein heilgen Geist, der uns die warheit lere.
Und geb verstand, gmüt, sinn und hertz, das uns
dein wort nicht sey ein schertz, ja gantz zu dir be-
kere. O Gott, dein gnade unns beweiß, das sich wol
schick zu deinem preiß all unser thun und lassen.
Was hindern mag, dasselbig wend, was fürdern mag,
das gib behend, zu wandlen deine strassen.
Und zeuch uns wol, Herr, bey der zeit, wir wissen
nicht, was alter geit, auch nit, wie vil der tagen.
Zucht, glauben, forcht, frid, lieb und trew |Aiiiiv| leer
unns, dein Geist, der uns mach new, das wöll er nit
versagen. Er bhüt allzeit vor falscher leer, der bösen
welt auch trewlich weer, damit sie uns nit blende.
Ertheil auß dein barmhertzigkeit, zeig uns dardurch
die seligkeit unnd helff mit gnad zum ende.4
Zu beschluß der kinderpredig:
Jetzund so bitten wir dich, Herr, bestät und sterck
die ware leer in unsern hertzen allen. Dann das ist
war, wie böß wir sind, begeren wir doch deine kind
zu sein und dir zu gfallen. So zeig nun, Gott, dein
1 Wohl gemeint: Der Streit mit den Täufern, vgl. Einlei-
tung S. 121.
2 1Petr 5,4.
3 Von Matthäus Greiter, vgl. Wackernagel III
Nr. 121.
4 Von Johannes Zwick, vgl. Wackernagel III Nr. 674.
134
3. Katechismusa
1543
Catechismus und anweisung zu Christlichem glauben
in Frag und Antwort gestelt für die Jugent und andere Einfältigen der kirchen zu Wormbs.
M.D.XLIII. |Aiv|
Allen liebhabern des heiligen Evangelii zu Wormbs,
die Gott im grund ires hertzens suchen, Wünsch ich,
Leonhart Brunner, diener des Worts Gottes, meh-
rung des glaubens.
Yr geliebten, lieben brüder und schwestern in Chris-
to. Ir wisset, das ich ein gute zeit bey euch gewesen,
das Evangelion des Reichs Gottes mit fleiß gepre-
diget, lieb und leid bey euch gelitten, der widersa-
cher gschwinde practiken vermittel Göttlicher hülff
nit geachtet und uberwunden habe. Hett allezeit
nichts liebers gesehen, dann das frid des gewissens
mit Gott unnd einigkeit der lere des lebens und
gantzer Burgerschafft inn Gottes wort auffgericht
unnd erhalten würde. Dann ich zur zeit meiner an-
kunfft gen Wormbs allerhand secten fande.1 Wem
was aber angster und banger dann mir? Der ich in so
verwirrete hendel kommen solte. Dieweil ich aber
wuste, das im Namen Christi das Netz außwerffen
glücklich ist und kein rath wider den Herrn, Hab
ichs auff unsern Ertzhirten Jesum Christum2 ge-
wagt und die sach mit freydigkeit angriffen. Da ist
mir aber mancher sawrer wind under augen gangen.
Was nun meins leibs unnd guts, abgestorbner weib
und kindern halben mir begegnet mit sampt heim-
lichem mangel, den [ich]b niemand klagt denn Gott
|Aiiiir|c
a Textvorlage (Druck): Stadtbibliothek Worms W-Ki 40
LS. Abdruck: Vereinsgabe des Altertumsvereins zu
Worms, Faksimile-Ausgabe Worms 1895. Die wörtlich
aus Bucers Katechismus (Bucer, DS 6/3, S. 177-223)
entstammenden Teile werden nachgewiesen.
b Text zerstört.
c |Aiir| - |Aiiiv | fehlt.
Volgt ein gesang vor anfang der Kinderpredig,
zu singen in der melodey: Es seind doch selig
alle, die imm etc.:3
Herr Gott, dein trew mit gnaden leist und schick
herab dein heilgen Geist, der uns die warheit lere.
Und geb verstand, gmüt, sinn und hertz, das uns
dein wort nicht sey ein schertz, ja gantz zu dir be-
kere. O Gott, dein gnade unns beweiß, das sich wol
schick zu deinem preiß all unser thun und lassen.
Was hindern mag, dasselbig wend, was fürdern mag,
das gib behend, zu wandlen deine strassen.
Und zeuch uns wol, Herr, bey der zeit, wir wissen
nicht, was alter geit, auch nit, wie vil der tagen.
Zucht, glauben, forcht, frid, lieb und trew |Aiiiiv| leer
unns, dein Geist, der uns mach new, das wöll er nit
versagen. Er bhüt allzeit vor falscher leer, der bösen
welt auch trewlich weer, damit sie uns nit blende.
Ertheil auß dein barmhertzigkeit, zeig uns dardurch
die seligkeit unnd helff mit gnad zum ende.4
Zu beschluß der kinderpredig:
Jetzund so bitten wir dich, Herr, bestät und sterck
die ware leer in unsern hertzen allen. Dann das ist
war, wie böß wir sind, begeren wir doch deine kind
zu sein und dir zu gfallen. So zeig nun, Gott, dein
1 Wohl gemeint: Der Streit mit den Täufern, vgl. Einlei-
tung S. 121.
2 1Petr 5,4.
3 Von Matthäus Greiter, vgl. Wackernagel III
Nr. 121.
4 Von Johannes Zwick, vgl. Wackernagel III Nr. 674.
134