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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0168
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Worms

[2. Vom Gebet.]

[...] Christi den Vatter bitten, wirt er uns geben, Jo-
han. xvi.123 Dann er ist unser hoher Priester im Hi-
mel für dem Vatter124 unnd ein getrewer teidigs-
man.125
U.: Wolan, so sihe, daß dein gebet nicht allein imm
mund gehe, sonder von hertzen und auß warem
glauben und vertrawen zu Gott [...] |Eiiv|
[...] die Krafft und die Herrligkeit in ewigkeit.
Amen.
Diß gebet heisset man Dominicam, das ist des Her-
ren gebet. Es seind vil gebet in der geschrifft, vil
gebet Psalmen. Was sie aber alle sampt mit vilen
worten bitten, das ist hierin kürtzlich begriffen und
nichts notwendigs außgelassen. Haltet in sich zum
ersten ein Vorrede, darnach siben bestücke. [...] |Eiiir|
[Vater unser.]
[K.: ...] dann kein grösser liebe erfunden wirt, dann
in eim getrewen vatter.
Un.: Warumb sagstu: Unser vatter?
K.: Das wir alle brüder und schwestern seind
under eim vater und gehören alle in ein Erb und
Reich.
U.: Was lernstu hieraus?
K.: Es solle sich keiner uber den andern erheben,
sonder brüderlich undereinander leben, einer dem
andern die handt reichen und helffen.
U.: Wer nit glaubt, der ist verdampt,126 für die wirt
auch nit zu bitten sein. Warumb sprichstu dann:
Unser vatter?
K.: Gott kennet die seinen,127 die meine ich, was
w-w Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 202.
123 Joh 16,23.
124 Hebr 4,14.
125 Te(i)di(n)gen = verteidigen, vor Gericht vertreten.
126 Mk 16,16.

auch noch auß einem jeden werde, weiß ich nit. Ich
solle an jederman guts thun, wie wol allermeist an
des glaubens genossen.128
Gott ist unser aller Vater der schöpffung halben,
doch allein der recht gnaden vatter deren, die er
durch Christum erwelet hat, ehe der Welt grund ge-
legt war, Ephes. i.129 Und das von wegen der wider-
gepurt zu einer lebendigen hoffnung durch die auff-
erstehung Jesu Christi von den |Eiiiv| todten zu ei-
nem unvergenglichen und unbefleckten und unver-
welcklichen erbe etc., i. Pet. i.130
Der du bist imm himel.
wUn.: Warumb sprichstu: Imm himel?
K.: Darumb, das ich mich erinnere der grossen
maacht unnd himlischen herrligkeit meines Gottes
und vatters.
Un.: Warumb das?
K.: Darumb, das ich auch gern dermaln eins bey
im were, entlediget von disem jamer und ellend in
meines vatters schoß und armen zu rugen und mei-
nes erbteils zu geniessen.131
Un.: So verlasse dich frey auff Gottes hülff und hab
allen deinen schatz imm himel,132 so wirt Got bey dir
thun wie ein vatter bey seim kinde.
Un.: Was bittestu inn der summa von Gott?
K.: Ich bitte in umb alles guts und daß er uns
von allem ubel erlöse und behüte.
U.: In was ordnung bettestu das?
K.: Unser Herr hat uns geleret ernstlich umb
den rechten glauben und frömkeit bettenw [...]x |Evr|

127 2Tim 2,19.
128 Gal 6,10.
129 Eph 1,4f.
130 1Petr 1,3f.
131 Lk 16,19-22.
132 Mt 19,21.

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